news

Saisonvorschau 2014: SK Rapid Wien

Saisonvorschau 2014: SK Rapid Wien

Alle Jahre wieder geht die Sommerpause nicht spurlos am SK Rapid vorbei.

Auch dieses Jahr wurde unfreiwillig ein Umbruch eingeleitet, auch dieses Jahr musste man zur Kenntnis nehmen, dass man mit höher bietenden Konkurrenten nicht mithalten kann.

Der Aderlass bei den Grün-Weißen ist nicht zu unterschätzen, trotzdem fühlt man sich aufgrund der geholten Verstärkungen bereit für die neue Saison.

Schon in der vergangenen Spielzeit brach einiges auf die Mannschaft herein, trotzdem konnten sich die Leistungen durchaus sehen lassen.

Diese Hoffnung lebt auch in diesem Jahr. Zu allererst wird die fünfte Qualifikation für die Europa-League-Gruppenphase angestrebt, danach das Erreichen eines internationalen Startplatzes.

Diese Ziele sollen allerdings nicht in der geliebten Heimat im Westen Wiens, sondern im Happel-Stadion erreicht werden.

Denn bis 2016 wird Rapids "Jahrhundertprojekt", das neue Allianz-Stadion, am Standort des Hanappi-Stadions in die Tat umgesetzt.

Ein großes Vorhaben, das auch positive Auswirkungen auf die sportlichen Erfolge haben soll.

Bis dahin muss Trainer Zoran Barisic sein Team jedoch auf die neuen Umstände einstellen. Eine schlagkräftige Truppe, um diese Herausforderungen zu meistern, steht allemal zur Verfügung.

Nun gilt es, erneut zu beweisen, dass der eingeschlagene Weg trotz aller Rückschläge Früchte trägt.

Guido Burgstaller weg, Marcel Sabitzer weg, Terrence Boyd weg.

Dazu mit Christopher Trimmel einen wahren Leitwolf verloren. Mit Branko Boskovic einen, der ein Spiel entscheiden konnte, wenn er denn wollte.

Der SK Rapid musste in der Sommer-Transferzeit einen großen Aderlass hinnehmen - das steht außer Zweifel.

Insgesamt kehrten zehn Spieler den Hütteldorfer den Rücken, die zusammen für 40 der 63 erzielten Bundesliga-Tore in der vergangenen Saison verantwortlich zeichneten.

Einige aufgrund auslaufender Verträge, andere aufgrund des nächsten Schrittes auf der Karriereleiter.

Wieder einmal - denn die Grün-Weißen sind es mittlerweile bereits gewohnt, dass ihnen Leistungsträger nach Aufflackern ihrer Qualitäten schnell abhanden kommen.

Doch auch diesmal haben Sportdirektor Andreas Müller und Trainer Zoran Barisic versucht, die Abgänge so gut wie möglich zu kompensieren.

"Klar haben uns Leistungsträger verlassen, aber dafür haben wir gute Fußballer verpflichtet. Ich habe gesehen, dass wir eine sehr gute Mentalität und Charakter in der Mannschaft haben, so wie letztes Jahr. Als Team zu funktionieren, wird auch diesmal der Schlüssel zum Erfolg sein", meint Sportdirektor Andreas Müller.

Vorrangig verstärkte man sich mit jungen, österreichischen Spielern wie Philipp Schobesberger, Stefan Stangl oder Andreas Kuen.

Dazu mit Stefan Schwab einen erfahreneren Mittelfeld-Motor, der bereits in der Vorbereitung seine Führungsqualitäten auf dem Platz unter Beweis stellen konnte.

Für Robert Beric von Sturm Graz wurde der Legionärsplatz von Boyd nachbesetzt. Mit Srdjan Grahovac kam ein vielversprechendes Talent von Banja Luka, das bereits im bosnischen U21-Nationalteam die Schleife trägt. Allerdings steht die Spielgenehmigung noch aus.

Diese Vielzahl an neuen Spieler gilt es zu integrieren und die Löcher, welche ihre Vorgänger hinterlassen haben, zu stopfen.

Am System wird es keine grundlegenden Veränderungen geben.

Schon in der Vorsaison variierte Barisic zwischen 4-2-3-1 und 4-3-3, allerdings will er eine flexiblere Ausrichtung forcieren - sowohl defensiv als auch offensiv.

Eine Herausforderung steht allemal bevor. Intern ist man sich aber sicher, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und auch diesmal wieder die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben.

ZUGÄNGE ABGÄNGE
Robert Beric (Sturm) Terrence Boyd (RB Leipzig)
Stefan Schwab (Admira) Marcel Sabitzer (RB Salzburg)
Srdjan Grahovac (Banja Luka) Guido Burgstaller (Cardiff City)
Andreas Kuen (FC Wacker) Lukas Denner (Wr. Neustadt)
Philipp Schobesberger (FC Pasching) Stephan Palla (WAC)
Stefan Stangl (Wr. Neustadt) Samuel Radlinger (zurück zu Hannover)
Christopher Trimmel (Union Berlin)
Lukas Königshofer
Branko Boskovic
Eldis Bajrami (Admira/leihweise)

TOR:

Mit 71,2 Prozent gehaltenen Torschüssen wies Jan Novota in der vergangenen Saison die drittbeste Fangquote aller Torhüter auf und galt somit zurecht als unangefochtene Nummer eins. Daran wird sich so schnell nichts ändern. Im Gegenteil. Durch den Abgang von Samuel Radlinger fehlt ein Konkurrent, der den Kampf ums Leiberl in der Vorsaison anheizte. Allerdings setzt man großes Vertrauen in den erst 18-jährigen Marko Maric, der im U17-Nationalteam Kroatiens gesetzt war. Um das Talent nicht an internationale Top-Klubs zu verlieren, sollte für den Youngster in punkto Einsätzen langsam aber doch etwas herausschauen. Als dritter Keeper ist Tobias Knoflach zur Stelle, der ansonsten das Tor bei den Amateuren sauber hält.

LAOLA1-Bewertung: Novota hat sich längst zu einem sicheren Rückhalt gemausert und sich keine groben Schnitzer geleistet. Fördernd kann es sein, wenn Maric schon diese Saison seine Ambitionen auf die Nummer eins in den Konkurrenzkampf einfließen lässt, Knoflach spielte bislang nur bei den Amateuren.

ABWEHR:

Mit nur fünf Gegentoren weniger als der überlegene Meister RB Salzburg stellte Rapids Abwehr in der vergangenen Saison ihr Können unter Beweis. Allerdings muss der Abgang von Christopher Trimmel auf der rechten Außenbahn kompensiert werden. Diese Rolle war eigentlich Michael Schimpelsberger auf den Leib geschneidert, doch der Linzer wurde abermals vom Verletzungspech eingeholt und fällt in der Herbstsaison mit einem Kreuzbandriss aus. Deshalb steht der erst 20-jährige Mario Pavelic im Fokus, der in der Vorsaison bereits mehrmals schnuppern durfte. Brian Behrendt wurde umgeschult und rittert ebenfalls um die Position. In der Innenverteidigung führt kein Weg am eingespielten Duo Mario Sonnleitner und dem nun fix verpflichteten Christopher Dibon vorbei. Beide sind gesetzt und überzeugten bisher mit starken Leistungen. Die Alternativen in der Zentrale heißen wieder Behrendt sowie Maximilian Hofmann (20), der zu seinen Chancen kommen wird. Links hinten in der Viererkette bekommt der vorerst gesetzte Thomas Schrammel mit Neuzugang Stefan Stangl Konkurrenz.

LAOLA1-Bewertung: Die Abwehr ist prinzipiell gut aufgestellt, vor allem in der Innenverteidigung. Auf rechts schmerzt der Abgang von Trimmel sowie die Verletzung von Schimpelsberger. Somit müssen auf dieser Position weitaus unerfahrene Ersatzmänner in die Bresche springen.

  MITTELFELD:

Im Mittelfeld konnte mit Stefan Schwab ein Wunschspieler von der Admira erworben werden. Der Stratege wird den Platz neben dem etwas defensiver orientierten Sechser Thanos Petsos einnehmen. Alternativen in der Zentrale gibt es einige. Brian Behrendt, Dominik Wydra und der 21-jährige bosnische Neuzugang Srdjan Grahovac, für den die Spielgenehmigung noch auf sich warten lässt, drängen nach und kämpfen um ihre Einsatzzeiten. Davor zieht Kapitän Steffen Hofmann auch im fortgeschrittenen Alter von 33 Jahren seine Kreise und ist weiterhin ein wichtiges Puzzlestück. Fällt dieser aus, kann auch Schwab den offensiveren Part übernehmen. Auf der rechten Außenbahn ist Louis Schaub, der aber auch jede andere Position in der offensiven Dreierkette einnehmen kann, gesetzt. Der 19-Jährige Andreas Kuen gilt auf rechts als Alternative. Links scheint sich Lukas Grozurek nach einigen verpassten Chancen wieder ins Rampenlicht gespielt zu haben, allerdings nur, wenn Deni Alar an vorderster Front aufgeboten wird. Weicht der Steirer zurück, wird wohl Alar diese Position einnehmen. Mit dem schnellen, beidfüßigen Philipp Schobesberger, der schon in der Vorbereitung einen guten Eindruck hinterließ, bietet sich eine weitere Möglichkeit für die Außenpositionen. Aber: Die Bestrebungen gehen dahin, den Kader noch mit einer Neuverpflichtung für außen zu verstärken.

LAOLA1-Bewertung: Einige klingende Namen gehören im Mittelfeld der Vergangenheit an, trotzdem ist Rapid gut fomiert. Vor allem Schwab könnte eine zentrale Rolle spielen, zudem ist jede Position zumindest doppelt besetzt. Die jungen Neuzugänge verstärken zudem den Konkurrenzkampf.

ANGRIFF:

Terrence Boyd wird dem SK Rapid trotz aller Kritik an seinen spielerischen Fähigkeiten abgehen. Nicht nur aufgrund seiner zahlreichen Tore, sondern vor allem aufgrund seiner mitreißenden Art. Diese Lücke soll Robert Beric füllen, für den Rapid tief in die Tasche griff. Bei Sturm Graz ließ er sein Talent aufblitzen, die Erwartungen an ihn waren aber zu groß. Sollte der Slowene noch Eingewöhnungszeit benötigen, ist Deni Alar die erste Wahl. Der 24-Jährige bevorzugt die Position an vorderster Front und wird Beric einen harten Kampf liefern. Sollte der Neuzugang den Vorzug erhalten, kann Alar noch immer im offensiven Mittelfeld universell eingesetzt werden. Mit Dominik Starkl steht nach der Genesung nach einem Innenbandeinriss im Knie ein weiterer Stürmer zur Verfügung, der aber aufgrund der beiden Top-Angreifer eher auf den Außenbahnen zum Einsatz kommen wird. Philipp Prosenik und Ferdinand Weinwurm zählen noch nicht offiziell zum Profikader, durften aber in der Vorbereitung mittrainieren und könnten für den Fall der Fälle hochgezogen werden.

LAOLA1-Bewertung: Mit Beric und Alar hat Barisic die Qual der Wahl. Ersterer muss sich erst im neuen Umfeld beweisen, Zweiterer kann seine Stärken ganz vorne besser ausspielen, als im Mittelfeld. Mit Starkl gibt es zudem einen verlässlichen Backup. Die 15 Liga-Tore Boyds müssen aber erst einmal übertroffen werden.

TRAINER:

Zoran Barisic ist kein Mann der großen Worte, viel mehr ist er als akribischer Arbeiter, der stets nach Verbesserung strebt, bekannt. Bei den Rapid-Profis geht der 44-jährige Wiener in seine zweite volle Saison am Stück, kennt den Verein jedoch seit Jahren als Nachwuchs-, Amateure- und Interims-Coach der Kampfmannschaft in- und auswendig. Trotz Kritik und Budgetkürzung führte er seine Mannen in der vergangenen Saison nicht nur in die Gruppenphase der Europa League, sondern auch auf den zweiten Tabellenplatz hinter Salzburg - was durchaus als Erfolg zu werten ist. Mit seiner Menschenführung macht er sich viele Freunde, die Rotation wird ihm oft als zu übertrieben angekreidet. Trotzdem ist "Zoki" mittlerweile ein erfahrener Mann, der noch dazu ein eingespieltes Team rund um sich hat. Mit seinen Assistenten Thomas Hickersberger und Carsten Jancker harmoniert er blind, Raimund Hedl kümmert sich um die Torhüter, Alexander Steinbichler um die Athletik und Stefen Oesen rundet das Angebot als Videoananalyst ab. Allerdings kommen auf Barisic Jahr für Jahr neue Herausforderungen zu. Auch dieses Jahr ist ihm zuzutrauen, trotz des erneuten Umbruchs eine schlagkräftige Truppe aufs Feld zu schicken, die sowohl national als auch international reüssieren kann.

LAOLA1-Bewertung: Barisic kennt die Umstände bei Rapid und hat mit dem stetigen Umbruch der vergangenen Jahre umgehen gelernt. Das Gerüst steht, die Arbeit liegt darin, jungen Spielern mehr Verantwortung zu überlassen und andere in die Spuren ihrer erfolgreichen Vorgänger zu führen. Mit der Erfahrung und den Führungsqualitäten scheint Barisic aber auf einem guten Weg zu sein.


Anmerkung: Als Bewertungsgrundlage gibt es 1 bis 10 Bälle, wobei 10 das Maximum darstellt.

SCHLÜSSELSPIELER:

Stefan Schwab: Ein ordnender Achter, der Steffen Hofmann den Rücken freihält, spielerisch Akzente setzt und keinem Zweikampf aus dem Weg geht. Das war schon in der Vorbereitung zu beobachten. Kann er seine Admira-Leistungen bei Rapid noch auf ein höheres Niveau heben, ist er jener Stratege, den Rapid gesucht hat. Dem 23-Jährigen, der für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter bereit zu sein scheint, kommt eine entscheidende Rolle im Spielaufbau zu.

 

Louis Schaub: Viel wird in dieser Saison darauf ankommen, welchen weiteren Entwicklungsschritt Louis Schaub macht. Vom Potenzial her hat er längst noch nicht alles ausgeschöpft, vor allem fehlte bislang die Konstanz. Kann der noch immer erst 19-Jährige seine Leistungen Runde für Runde abrufen, steigert das die Qualität rapide. Für seine Ballführung und das gute Auge für den Nebenmann ist er bekannt, am Torabschluss und Zweikampfstärke gilt es zu arbeiten.

UNTER DRUCK:

Lukas Grozurek: Zweieinhalb Jahre gehört der mittlerweile 22-jährige Offensivspieler nun schon den Profis an, zu einem Stammplatz reichte es bisher noch nie. Zwar soll der Wiener seine Einstellung zum Sport überdacht und sich dank professioneller Arbeitsweise an die Startelf herangearbeitet haben, aber nah dran war Grozurek schon des öfteren. Nun gilt es endgültig zu beweisen, dass es für ihn zu mehr als nur der Jokerrolle reicht. Sein Vertrag läuft im Sommer 2015 aus.


Robert Beric: Für den 23-jährigen Stürmer griff Rapid tief in die Tasche. Nicht nur deshalb sieht sich der Slowene, wie schon davor bei Sturm, mit einer großen Erwartungshaltung konfrontiert. Zudem soll er in die Fußstapfen von Terrence Boyd treten - kein leichtes Unterfangen. Zu allererst muss er sich aber gegen Deni Alar behaupten, der bisher im Angriff den Vorzug bekam. Von Rapid-Seite traut man es ihm jedoch zu, diese Herausforderungen zu meistern.

MANAGER-SCHNÄPPCHEN:

Mario Pavelic hat gute Chancen, als Rechtsverteidiger in die Saison zu starten. 7,10 Mio. für einen möglichen Rapid-Stammspieler? Da heißt es zuschlagen!

Hast du deinen Kader schon zusammengestellt? Hier geht's zum Bundesiga-Manager von LAOLA1!

DAS LAOLA1-FAZIT:

Wohin der Weg des SK Rapid in dieser Saison führt, ist nur schwer vorherzusagen. Zum einen sind die Abgänge von Sabitzer, Burgstaller, Boyd oder Trimmel nicht eins-zu-eins zu ersetzen, andererseits ist das eingespielte Gerüst der Mannschaft gleich geblieben und wurde mit gezielten Verstärkungen nachjustiert. Der eingeschlagene, junge Weg wurde fortgesetzt, die Neuzugänge mit langfristigen Verträgen ausgestattet. Zudem hat Trainer Zoran Barisic schon vergangene Saison bewiesen, was mit einem anfangs unterschätzten Kader alles möglich ist. Kann der Wiener auch diese Saison positive Schlagzeilen schreiben, sollte die Vertragsverlängerung über den Sommer 2015 hinaus nur Formsache sein. Doch bis dahin steht viel Arbeit bevor. Als wäre die sportliche Herausforderung noch nicht genug, muss man sich erst an die Umstände im Happel-Stadion gewöhnen. Der Stadion-Umbau in Hütteldorf macht diesen Schritt notwendig, förderlich sind die Heimspiele vor rund 15.000 in einem 50.000 Zuschauer fassenden Stadion für eine junge Mannschaft allerdings nicht. Ein Europacup-Platz ist trotz aller Umstände auch dieses Jahr ein realistisches Ziel.


Alexander Karper