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Sommer-Check: Wolfsberger AC

Sommer-Check: Wolfsberger AC

Bis zum letzten Spieltag lag der WAC noch im Rennen um den Europacup.

Bis zur 70. Minute der 36. Runde genauer gesagt. Dann nahm das "Wunder von Wolfsberg" seinen Lauf: Wacker drehte ein 0:2, hielt die Klasse und schickte Mattersburg eine Etage tiefer.

Für die Wolfsberger blieb schlussendlich nur der fünfte Platz. Als Aufsteiger dennoch ein mehr als respektables Fazit.

Der Frust der verpatzten Europa-League-Chance ist verflogen, ebenso wie die Euphorie des Premierenjahres in der Bundesliga.

Was bevorsteht, ist die zweite Saison im österreichischen Oberhaus, die erfahrungsgemäß keine leichte wird. Der Überraschungsmoment ist weg, wie auch der Erfolgstrainer.

Unter Slobodan Grubor wird nun die Post-Bjelica-Ära im Lavanttal eingeläutet. Eine Ära, die zeigen wird, welche Rolle der Kärntner Klub in der Bundesliga einnimmt.

Abstiegskampf oder Etablierung in der Elite des österreichischen Fußballs. Wie verläuft das "verflixte zweite Jahr"?

LAOLA1 hat die große Saisonvorschau für den Wolfsberger AC:



UNTER DRUCK:

Ruben Rivera: Bereits im Winter wurde der Spanier in dieser Kategorie angeführt, seitdem hat sich nicht viel verändert. Man verlangt Tore vom 28-Jährigen, nicht nur im ÖFB-Samsung-Cup, wo sich der Stürmer den Pokal des Schützenkönigs abholte, sondern vor allem in der Bundesliga. Die Konkurrenz im Angriff ist mit Mihret Topcagic, Rückkehrer Sandro Gotal und dem bald wieder genesenen Christian Falk nicht ohne. Will Rivera, dessen Vertrag 2014 ausläuft, auch nächste Saison noch in Österreich spielen, braucht es mehr als die drei bisherigen Ligatore.

SHOOTINGSTAR:

Sandro Gotal: Wenn Rivera abermals auslässt und auch die weiteren Angreifer schwächeln, könnte die Stunde des 21-Jährigen schlagen. Nach dem Aufstieg in die Bundesliga absolvierte der gebürtige Vorarlberger kroatischer Herkunft noch ein weiteres "Lehrjahr" in der Ersten Liga. 31 Spiele und zehn Treffer für den SV Horn später holte der WAC den Rechtsfuß zurück. Gotal wird in dieser Saison zu seinen ersten Einsätzen in der obersten Spielklasse kommen und alles daran setzen, seine Chance zu nutzen.

SCHLÜSSELSPIELER:

Michael Liendl: Er ist das Um und Auf im Angriffsspiel der Wolfsberger. 35 Spiele absolvierte der Mittelfeld-Akteur von Anfang an, ausgerechnet beim Meisterschaftsfinale saß er erstmals auf der Bank. Eine Entscheidung, die nicht nur bei ihm selbst Verwunderung auslöste. Ohne große Wahrsagerfähigkeiten zu besitzen, kann guten Gewissens prophezeit werden, dass Liendl auch 2013/14 in 90 Prozent aller Partien die meisten Ballkontakte seines Teams hat und mit seinen Standards für Tore in weniger kreativen Spielphasen sorgt.


Jacobo: Der Klassenerhalt in der kommenden Saison wurde schon Ende April gesichert. So könnte man die erfolgreiche Vertrags-Verlängerung mit dem 29-jährigen Spanier (bis 2016) überspitzt bewerten. Der Flügelspieler ist nicht nur drittbester Torjäger des Vereins, sondern steuerte bei seinen neun Treffern fünf Mal das wichtige Tor zum 1:0 bei. Jacobo ist aufgrund seiner technischen Fertigkeiten der gefährlichste Wolfsberger im Eins-gegen-Eins, weswegen sein verletzungsbedingtes Fehlen zu Beginn der Saison wohl enorm ins Gewicht fallen wird.

 

TRAINER:

Slobodan Grubor: Der gebürtige Kroate ist eine der großen Unbekannten auf der Trainerbank. Nach seinem Debüt in der ersten Reihe im Frühjahr 2010 - damals als Verantwortlicher beim FC Lustenau - bevorzugte der 44-Jährige wieder den Gang in die zweite Reihe hinter Nenad Bjelica. Nun ist dieser bei der Wiener Austria und "Bobby" der neue Chef. Da es die Spieler waren, die ihn überredeten, in Wolfsberg zu bleiben, kann man von einem guten Arbeitsklima und damit der Grundvoraussetzung für sportlichen Erfolg ausgehen. Wie die Spielphilosophie des Glatzenträgers aussieht und wie er mit den zusätzlichen Agenden eines Sportdirektors zurechtkommt, wird sich erst nach einigen Runden erweisen.

Beim WAC scheint alles im grünen Bereich zu sein. Lorbeeren für die beeindruckende Debütsaison eingeheimst, Kader großteils gehalten und punktuell verstärkt, sowie Position als Nummer 1 im Kärntner Fußball durch Platz fünf in der Bundesliga und den Aufstieg der Amateure in die Regionalliga ausgebaut. "Es gibt aber immer irgendetwas zu tun", weiß Präsident Dietmar Riegler. In der kommenden Saison heißt es, sich im Oberhaus etablieren. Dazu zählen im Konkreten weitere Investitionen in die Infrastruktur - mit der Übernahme der Sportplatzpflege und ersten Sanierungen wurde ein Anfang gemacht - sowie die Forcierung der Jugendarbeit. In letzterem Punkt werden weiter Gespräche mit der in Klagenfurt befindlichen Akademie des Landesverbandes geführt. Ziel soll und muss es sein, dass der einzige Profiverein des Landes auch von den größten Talenten der Region profitieren kann.

Spieler um 6,50 Millionen gibt es einige auf dem Markt, Stammspieler um dieses Geld allerdings nur wenige. Daniel Dunst ist so einer, sollte der Neuzugang von Austria Lustenau auf der rechten Abwehrseite gesetzt sein. Verfolgen die Wolfsberger dann auch noch unter Neo-Trainer "Bobby" Grubor weiterhin ihr konsequentes Spiel über die Außenbahnen, darf man sich als Manager auf ein paar Extra-Punkte durch Flanken-Vorlagen freuen. 

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THESE: DER WAC FUNKTIONIERT OHNE BJELICA NICHT

PRO - Ein Kommentar von Harald Prantl

Nenad Bjelica war der Mann, der den WAC dorthin geführt hat, wo er heute steht. Wer sich ansieht, was in Wolfsberg seit Sommer 2010, als sich der Kroate auf die Bank gesetzt hat, fußballerisch passiert ist, kann daran wohl nicht zweifeln - vom Regionalliga-Aufsteiger in zwei Saisonen zum Erste-Liga-Meister und dann zum Mittelständler in der Bundesliga. Klar, Slobodan Grubor war als Co-Trainer mit dabei - aber eben nur als Co-Trainer. Ob er in der ersten Reihe bestehen kann, ist derzeit ein großes Fragezeichen. Ebenso, ob die spanischen Legionäre Carlos Chaile ebenso akzeptieren wie ihren Ex-Coach, dem sie alleine aufgrund seiner Spieler-Karriere großen Respekt entgegenbrachten. Und außerdem: Sollte der WAC nicht erneut derart am Limit spielen wie in der Vorsaison kommt die erste (Mini-)Krise schneller, als man glaubt. Bjelica hätte diese gemeistert, bei Grubor bin ich mir nicht so sicher.


CONTRA - Ein Kommentar von Christian Eberle

Gut, mit Nenad Bjelica ist dem Verein der Aufstiegs-Trainer und eine charismatische Figur abhanden gekommen. Dass nach dessen Wechsel jedoch nicht plötzlich eine Art von Vakuum entsteht, dafür haben die Verantwortlichen im Lavanttal schon gesorgt. Mit Slobodan Grubor wurden Bjelicas rechte Hand die Zügel anvertraut, dazu entlasten Hannes Jochum und Carlos Chaile, der vor allem für die Betreuung der vier spanischen Legionäre imminent sein wird, den neuen Übungs-Leiter ideal. Die Verteilung auf mehrere Schultern beweist, dass die Last der Nachfolge keine leichte ist, aber die Entscheidung, auf die eigenen Reihen zu setzen, weiß zu überzeugen. Grubor kennt die Mannschaft, wird von selbiger respektiert und war seit Jahren in die Trainingsplanung und -gestaltung involviert. Wenn der WAC plötzlich nicht mehr funktionieren sollte, was angesichts der soliden Weiterentwicklung des Vereins eigentlich auszuschließen ist, so hätte er das auch unter dem nunmehrigen Ex-Coach nicht getan.

Zugänge Abgänge
Daniel Dunst (Austria Lustenau) Marco Knaller (SV Sandhausen)
Alexander Kofler (Austria Lustenau) Stephan Stückler (TSV Hartberg)
Danijel Micic (Kapfenberger SV) Sandro Zakany (Austria Klagenfurt)
Kevin Vaschauner (SV Feldkirchen) Christoph Cemernjak (Villacher SV)
Martin Salentinig (WAC Amateure) Gernot Messner (WAC Amateure)
Sandro Gotal (zurück vom SV Horn) Mario Kröpfl (WAC Amateure)
Christian Thonhofer (unbekannt)


  • 10 - Diesen Platz belegen die Wolfsberger in der Kopfballstatistik der Bundesliga. Mit 34,8 Prozent in der Offensive und 56,1 Prozent in der Defensive war der Aufsteiger zwei Mal das schwächste Team.
  • 13 - Gleich 13 Mal zückte der Schiedsrichter gegen Michele Polverino die Gelbe Karte. Damit war der Liechtensteiner gemeinsam mit Michael Madl Spitzenreiter der Liga. Gegenüber dem Grazer hat der WAC-Abräumer im Mittelfeld allerdings noch eine Rote Karte voraus - jene in der 89. Minute gegen Ried.
  • 25 - So oft wurde Offensiv-Primgeiger Jacobo in der vergangenen Saison ausgewechselt - in 32 Spielen wohlgemerkt. Das entspricht einer Quote von 78 Prozent.

  • 229 - So viele Ecken ließ der WAC in der abgelaufenen Saison zu, mehr als jedes andere Team in der Bundesliga.
  • 5345 - Mit durchschnittlich 5.345 Zusehern pro Heimspiel belegten die Kärntner den der Tabelle entsprechenden fünften Platz. Prall gefüllt war die Lavanttal-Arena allerdings nur drei Mal - zwei Mal gegen Sturm, einmal gegen Rapid. Ausbeute aus diesen Partien: 7 Punkte.

DAS LAOLA1-FAZIT:

(In) Kärnten ist wieder jemand. Dem Wolfsberger AC wird von vielen Seiten eine schwierige zweite Saison bescheinigt, die Zeichen stehen aber eher auf längerfristigen Verbleib in der Bundesliga. Die Qualität des zusammengehaltenen Kaders und die gute Arbeit im Umfeld der Lavanttal-Arena lassen wenig Sorgen aufkommen, einzig die sportliche Entwicklung bleibt abzuwarten. In der letzten Saison wirkte die Mannschaft nach dem sensationellen Frühjahrsstart mit 20 Punkten aus acht Spielen gegen Ende der Meisterschaft nicht nur kraft- sondern auch ideenlos. Gegen die sogenannten "Großen" wird es schwieriger, zu überraschen, gegen die "Kleinen" heißt es Mittel zu finden, selbst dem Spiel den Stempel aufzudrücken. Gelingt es, diese Aufgaben mit dem durchaus vorhandenen Spielermaterial umzusetzen, bleibt der WAC das, was er auch schon in seiner Debüt-Saison dargestellt hat: Eine Bereicherung für die Bundesliga.


Christian Eberle