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Sommer-Check: Red Bull Salzburg

Sommer-Check: Red Bull Salzburg

Was für ein ruhiger Sommer.

In der nunmehr achtjährigen Geschichte von Red Bull Salzburg fand solch einer noch nie statt. Schon gar nicht nach einer titellosen Saison.

Kurt Jara (2006), Giovanni Trapattoni (2008), Huub Stevens (2011) - alle waren nach, oder im Fall des Niederländers während, einer Spielzeit ohne Gewinn der Meisterschaft oder des Cups Salzburger Geschichte.

Selbst der Teller rettete nicht immer vor dem Jobverlust, Co Adriaanse bekam das 2009 zu spüren. Und Ricardo Moniz ging 2012 nach dem ersten Double der Mozartstädter Historie aus freien Stücken.

Dieses Mal beließ es "Bullen"-Boss Dietrich Mateschitz bei der sportlichen Führung, zumal Sportdirektor Ralf Rangnick mit Schwestern-Klub RB Leipzig endlich den Aufstieg in die dritte deutsche Liga schaffte und auch das Farmteam FC Liefering sein Ziel erreichte.

Der Deutsche wiederum vertraut weiter auf Roger Schmidt, der zwar mit Düdelingen und Pasching zwei Blamagen (mit)verantworten muss, aber unter dem die meisten Punkte und Tore in der Red-Bull-Ära erzielt wurden.

Diese positive Entwicklung erkannten auch die Fans, die für Schmidt gegen Ende der Saison mit einer Choreografie klar votierten.

Deswegen gab es keinen Wechsel in der Führung und keinen Umbau des Kaders. Erstmals gibt es über eine Saison hinaus Kontinuität.

Und es darf davon ausgegangen werden, dass sich das bezahlt macht.

LAOLA1 hat die große Saisonvorschau für Red Bull Salzburg:



UNTER DRUCK:

Christoph Leitgeb: Lange hat sich der 28-Jährige Zeit gelassen, ehe der Mittelfeldspieler sich für eine Unterschrift zur Vertragsverlängerung (bis 2015) und gegen einen Wechsel ins Ausland entschied. Nun ist der Blondschopf gefordert. Schon im Frühjahr verlor Leitgeb seinen Stammplatz und durch den enormen Konkurrenzkampf im Mittelfeld wird es für den Steirer nicht leichter. Zumal sich der ÖFB-Teamkicker in der Vorbereitung mit einer Verletzung etwas mühte. Seine Qualitäten sind unbestritten, diese muss Leitgeb nun auf dem Platz zeigen, um sich nicht längerfristig auf der Bank wiederzufinden.

SHOOTINGSTAR:

Andre Ramalho: Er ist ein wahrer Aufsteiger, kam der 21-Jährige doch vom FC Liefering zu den großen "Bullen". In beiden Relegationsspielen gegen den LASK beeindruckte der Brasilianer vor den Augen von Sportdirektor Ralf Rangnick. Eigentlich fühlt sich Ramalho auf der Position im defensiven Mittelfeld wohl, doch aufgrund der Verletzungsmisere wird der Südamerikaner vorerst in der Innenverteidigung seine Chance bekommen. Dort ist Ramalho zu Saisonbeginn neben Martin Hinteregger gesetzt. Nicht auszuschließen, dass er seine Chance nützt und auch weiter vorne zum Einsatz kommt.

SCHLÜSSELSPIELER:

Sadio Mane: Der Senegalese hat in seiner ersten Saison mehr als nur einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Mit seiner Technik, Schnelligkeit und den Dribblings wurde der 21-Jährige schnell zu einem echten Liga-Star. Am Ende hatte Mane 16 Tore und neun Assists zu Buche stehen. Seine Offensivqualität ist auch in dieser Spielzeit wieder gefragt, mit seinen Einzelaktionen kann der Nationalspieler Partien im Alleingang entscheiden. Sollte Mane auch noch ab und zu seine Mitspieler besser einsetzen, steht einer Verbesserung seiner Werte aus der Saison 2012/13 nichts im Wege.

Valon Berisha: Der Norweger ist der technisch beste zentrale Mittelfeldspieler, den Salzburg im Kader hat. Wie Mane und auch Kevin Kampl konnte der 20-Jährige Fußball-Österreich schnell begeistern. Mit sechs Toren und 13 Assists hat Berisha gezeigt, wie wertvoll der im schwedischen Malmö geborene Kicker ist. Zudem gehört er zu den ballsichersten Spielern bei Salzburg, seine Ballbehandlung ist hierzulande eine Augenweide. Sollte seine Entwicklung weiter so positiv voranschreiten, dann wird Berisha seine Rolle als Schlüsselspieler nicht nur untermauern, sondern wohl auch bald nicht mehr zu halten sein.

TRAINER:

Roger Schmidt: Auch wenn der Deutsche im ersten Jahr keine Titel einfahren konnte, so hat der 46-Jährige einiges bewegt. Die Mannschaft spielt nicht nur einen ansehnlichen Fußball, sie ist auch eine Einheit, wie sie noch selten eine in der RB-Ära war. Die Spieler schwärmen von ihrem Coach, der sich am Platz wie abseits professionell seinen Aufgaben stellt. Die Fans machten per Choreo ("Schmidt muss bleiben") klar, dass sie seine Arbeit schätzen. "Ich will hier die Früchte ernten", machte Schmidt auch nie einen Hehl daraus, in Salzburg bleiben zu wollen. Trotz vieler Gerüchte, die es im Sommer gab. Die Chance hat er nun erhalten, jetzt gilt es sie zu nützen. Sein Vertrag läuft 2014 aus. Es ist angerichtet, damit kommendes Jahr der Kontrakt verlängert wird.

Was den Kader betrifft, wären die Salzburger im Prinzip für heimische Verhältnisse blendend aufgestellt. Aber eben nur im Prinzip, denn das Verletzungspech in der Defensive macht es notwendig, dass sich Sportdirektor Ralf Rangnick noch um eine Alternative in der Zentrale umsehen muss. Vorsah (Kreuzbandriss), Rodnei (Leistenoperation), Schiemer (Rücken) sind noch bedient und die Uhr tickt. Denn in zwei Wochen kommt es zum Salzburger Auftakt in die Champions-League-Quali. Dass gegen hochklassige Gegner das junge Duo Hinteregger/Ramalho ausreicht, darf bezweifelt werden. Weiters wartet alles noch auf die endgültige Verpflichtung von Taxiarchis Fountas, der 17-jährige Grieche vom finanziell gebeutelten AEK Athen ist allerdings schon bei den Salzburgern. Bei Jakob Jantscher, der ins Ausland will, muss zugewartet werden, was sich bis 31. August auftut. Ansonsten hat es Rangnick geschafft, so gut wie alle Schlüsselspieler im Verein mit langfristigen Verträgen auszustatten, zuletzt Alan sogar bis 2018. Auf der Prio-Liste: Die Fans zurück in die "Bullen"-Arena zu bewegen. Das Testspiel gegen Schalke (17300) war ein gelungener Auftakt. In der Liga soll der Durchschnitt gehoben werden. Bei dem Spektakel, das seitens der Mannschaft erwartet werden darf, ist davon auszugehen, dass das gelingen wird, zumal mit dem Schnitt von 8.172 die Messlatte nicht gerade hoch liegt. Ebenfalls auf der To-Do-Liste: Natürlich immer noch die erste CL-Teilnahme in der RB-Ära. Aufgrund des Vizemeister-Titels wird dies allerdings ganz schwierig, die Europa League wäre dieses Mal sicherlich kein Trostpreis. 

Zugänge Abgänge
Yordy Reyna (Alianza Lima) Christopher Dibon (leihweise zu Rapid)
Peter Gulacsi (FC Liverpool) Ibrahim Sekagya (RB New York)
Andre Ramalho (FC Liefering) Daniel Offenbacher (Sturm)
Jakob Jantscher (zurück von D. Moskau)
Marco Meilinger (zurück von Ried)

Du hast noch keinen Torhüter? Dann wird es aber allerhöchste Zeit, denn am Samstag geht es los. Du willst nicht zu viel Geld ausgeben? Dann gibt es nur eine Antwort: Peter Gulacsi! Die ungarische Neuerwerbung hat sich in der Vorbereitung das Nummer-1-Leiberl gesichert und kostet im Manager nur läppische 8,2 Millionen. Kein anderer Stammgoalie ist in der Bundesliga billiger. Auf was wartest du noch?

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THESE: SALZBURGS OFFENSIVDRANG GEHT NICHT GUT

PRO - Ein Kommentar von Alexander Karper

Ja, der Salzburg-Kader liest sich mal wieder richtig gut. Ja, Salzburg beweist erstmals seit langem Konstanz. Ja, Salzburg wird erneut seine Offensiv-Qualitäten unter Beweis stellen. Doch genau da liegt das Problem. Der Drang nach vorne könnte zum Verhängnis werden, denn das Übergewicht im Mittelfeld und im Angriff ist augenscheinlich. Selbst mit Rotation können namhafte Akteure, zum Teil Nationalspieler, nicht zufriedengestellt werden. Meilinger, Reyna, Leitgeb, Lazaro, Teigl, Jantscher, Nielsen, Hierländer oder Svento werden wohl nur Randerscheinungen sein, da ihnen Spieler wie Mane, Berisha, Kampl, Soriano oder Alan den Weg versperren. Vor allem sieht es dahinter nicht allzu rosig aus. Von einer klaren Nummer 1 wird noch Abstand genommen, die Abwehr ließ in der Vorsaison acht Tore mehr als Meister Austria zu. Und im defensiven Mittelfeld bestritt man die Vorbereitung mit Ilsanker. Gut möglich also auch, dass Offensivkräfte defensiv eingebunden werden, um noch mehr spielstarke Typen im Team zu integrieren, wenn auch in einer anderen Form. Offensivgeist hin oder her, dieses Ungleichgewicht könnte bei den Bullen - im wahrsten Sinne des Wortes - gehörig nach hinten losgehen.


CONTRA - Ein Kommentar von Bernhard Kastler

Angriff ist die beste Verteidigung! In der Vorbereitung stand auf der To-Do-Liste ganz oben: Die Defensivarbeit zu verbessern! Und das fängt vorne an. Wenn alle besser gegen den Ball arbeiten, dann werden alle davon profitieren. Die Offensive, die zu mehr Chancen kommt, sowie die Defensive, die mehr entlastet wird. Natürlich bietet es sich vor allem international an, etwas defensiver ans Werk zu gehen. Doch das heißt nicht, dass Salzburg wie manch Gegner in der Liga hinten eine Menschenmauer bilden muss. Die neue Spielweise ist nicht nur ungemein attraktiv, sondern kann auch zum gewünschten Ziel führen. Sie birgt Gefahren, aber da ist nicht allein ein Mannschaftsteil gefordert, sondern alle. Alle schwärmen vom FC Bayern, aber ohne die Arbeit gegen den Ball von Ribery und Robben wäre in der Triple-Saison auch nicht alles gut gegangen. Zwei verschiedene Levels, aber dasselbe Prinzip. Also: Angriff ist die beste Verteidigung!

11 - So viele Unentschieden haben die Salzburger vergangene Saison gespielt. Kurzum: Hier liegt der verlorene Meistertitel begraben. Mit nur drei Niederlagen (2x Rapid, Ried) hat RBS die wenigsten bezogen.

17 - Um so viele Prozentpunkte verlor Salzburg vergangene Saison im Durchschnitt an Zuschauern. Lediglich 8.172 Fans kamen pro Heimspiel in die "Bullen"-Arena. Die Zeichen stehen allerdings gut, dass es in dieser Saison wieder bergauf geht.

24,2 - Rechnet man Thomas Dähne (19/FC Liefering) nicht mit, dann liegt der Altersdurchschnitt im 26-Mann-Kader bei dieser Anzahl von Jahren. Mit Eddie Gustafsson (36) und Alexander Walke (30) gibt es nur zwei Spieler, die den 30er schon hinter sich haben.

77 - Das gelang in der Red-Bull-Ära noch nie, Teil 1: Mit 77 Punkten schlossen die Salzburger die Saison 2012/13 ab, wurden hinter einer furiosen Wiener Austria, die mit 82 Bundesliga-Punkterekord aufstellte, aber nur Zweiter. 2010 reichten 76 RBS-Punkte zum Titel.

91 - Das gelang in der Red-Bull-Ära noch nie, Teil 2: Mit 91 Treffern haben die "Bullen" 2012/13 ihre Offensivkraft eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sie erzielten sieben mehr als Meister Austria Wien.

DAS LAOLA1-FAZIT:

Reden wir nicht um den heißen Brei: Salzburg MUSS Meister werden! Über 36 Spieltage muss sich dieser Kader als erfolgreichster erweisen. Im Normalfall müssten die "Bullen" diese Saison erstmals die Liga so richtig dominieren, denn der Kader wurde in der Sommerpause zur Abwechslung nicht ausgetauscht. So braucht die Mannschaft keine Anlaufphase, sondern kann von Beginn weg zeigen, wer Herr dieser Liga ist. Kontinuität zahlt ich im Fußball bekanntlich aus, das sollte in Salzburg nicht anders sein. Wichtig nur: Nicht arrogant oder unkonzentriert wirken! International sind die Salzburger in der Champions-League-Quali in der Underdog-Rolle, vielleicht tut das den Mozartstädtern tatsächlich auch einmal gut. Summa summarum steht einer erfolgreichen Salzburger Saison nicht im Wege. Zwei Titel sind mehr als realistisch, im Europacup können die "Bullen" in der CL nur positiv überraschen. Salzburg-Fans dürfen sich freuen!


Bernhard Kastler