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Zwischen offensivem Anspruch und Wirklichkeit

Zwischen offensivem Anspruch und Wirklichkeit

Die Sonne brennt auf den Trainingsplatz hinter der Trenkwalder Arena, vormals Bundesstadion Südstadt.

Der Zeugwart fährt im Einkaufswagerl die Getränke herbei.

Das Thermometer zeigt 27 Grad, von Schatten keine Spur.

Aber das macht den 20 Akteuren am Platz nichts, denn sie sind heiß auf die neue Aufgabe. Admira is back!

Dem Aufstieg folgt Geldstrafe

Zurück in der tipp3-Bundesliga, der höchsten Spielklasse. Zwar war der Aufstieg nach der Fixierung des Erste-Liga-Titels aufgrund von angeblichen Doppel-Verträgen höchst umstritten.

Der Senat 5 strafte den Verein aber "nur" mit einer Geldstrafe ab, damit war das Thema erledigt.

Jetzt also volle Konzentration auf die Bundesliga, in der man zuletzt in der Saison 2006/2007 mitkickte.

Damals schaffte der Verein zwar sportlich knapp den Klassenerhalt, wirtschaftlich reichte es jedoch nicht. Keine Lizenz, runter in die Regionalliga.

Nach vier Jahren wieder oben

Alles vergessen: Nach vier Jahren ist die ehemals "Graue Maus" wieder oben und bereit für große Taten.

Was man Admira zutrauen kann? Wie sich die Südstädter in der Bundesliga präsentieren wollen? Worauf Trainer Didi Kühbauer wert legt?

LAOLA1 nimmt für die Bundesliga-Vorschau den FC Trenkwalder Admira unter die Lupe:

AUSGANGSLAGE

Es ist ein ungeschriebenes Fußball-Gesetz, dass der Aufsteiger zu Saisonbeginn immer als Einserkandidat für den Abstieg gehandelt wird. Die Statistik der letzten Jahre spricht aber eine andere Sprache.

Wacker Innsbruck beendete die Saison 2010/2011 auf Rang sechs, spielte aber lange um die internationalen Startplätze mit. Vor zwei Jahren wurde der SC Wiener Neustadt Fünfter und zog außerdem ins Cup-Finale ein.

„Wir sind schlau genug, dass wir wissen, der Meistertitel geht sich nicht aus. Unser Ziel ist der Klassenerhalt, je weiter vorne wir dann sind, umso schöner wäre es“, gibt Trainer Didi Kühbauer im Gespräch mit LAOLA1 die Marschrichtung vor.

Zum Auftakt wartet das „Geisterspiel“ gegen Rapid im Hanappi-Stadion, danach stehen in der Südstadt drei Heimspiele im Programm: Gegen Kapfenberg, gegen Mattersburg und gegen Wiener Neustadt.

Kühbauer: „Zum Auftakt gegen Rapid sind wir klarer Außenseiter, aber in den Spielen danach müssen wir uns eine Brust holen. Weil ich glaube nicht, dass diese Mannschaften dermaßen überlegen sind.“ Die Vorbereitung ist bis jetzt nach Plan verlaufen, „wir sind genau dort, wo wir sein wollen“, stellt der 40-Jährige klar.

Aus seiner Erfahrung von mehr als 400 Bundesliga-Spielen weiß „Don Didi“ aber auch: „Es gibt viele Faktoren, die wir jetzt noch nicht einschätzen können. Zum Beispiel wie die Jungs den Druck verarbeiten, wie sie bei einer Niederlagenserie reagieren oder sich aus einem Loch holen. Der mentale Stress ist nicht außer Acht zu lassen.“

PERSONAL

Acht Spieler wurden abgegeben, vorerst fünf geholt. Zumindest ein Mittelfeldspieler für die linke Seite soll als Back-Up für Patrik Jezek noch kommen.

„Patrik hat viel Qualität, aber er ist nicht mehr der Jüngste. Wenn er sich verletzt, dann stehen wir blöd da“, will Kühbauer jede Position doppelt besetzt haben. Schnellschüsse wird es aber nicht geben. „Wir suchen noch auf zwei Positionen, aber grundsätzlich bin ich schon zufrieden, wie wir aktuell dastehen.“

Für die Defensive (links oder zentral) bekam er mit Andreas Schrott von Regionalligist USK Anif den gewünschten Routinier, zudem kehrte Rene Seebacher aus Hartberg zurück. Für den Angriff wurden mit Philipp Hosiner (Vienna) und Issiaka Ouedraogo (SV Grödig) zwei 22-Jährige verpflichtet. Emin Sulimani will nach einer verlorenen Saison beim LASK an der Seite seines jüngeren Bruders Benjamin neu durchstarten, wird aber noch von einem Muskelfaserriss außer Gefecht gesetzt.

„Die Neuen sind noch in der Findungsphase, haben sich aber schon gut integriert. Alle wissen, wie der Fußball funktioniert, da macht es nichts, wenn der eine introvertierter und der andere vielleicht eher der umgängliche Typ ist. Diese Dinge regeln sich mit der Zeit von alleine.“ Kühbauer ist aber überzeugt, dass „uns die neuen Spieler weiterhelfen.“ Und: „Wir haben uns ja etwas dabei gedacht!“

AUSBLICK

Nach der Entscheidung in der „Causa Doppel-Verträge“ – Admira wurde zu einer Geldstrafe von rund 70.000 Euro verurteilt – will man sich in Maria Enzersdorf trotz Protest gegen das Urteil des Senats 5 der Bundesliga auf das Sportliche konzentrieren.

Die Vorgabe von Präsident Richard Trenkwalder ist keine Platzierung, der millionenschwere Personal-Dienstleister will eine offensive Admira sehen. „Wir wollen ähnlich spielen wie letztes Jahr. Ich denke offensiv, meine Spieler denken offensiv, das wird bei uns forciert“, ist Kühbauer ein 5:4-Erfolg lieber als ein 1:0.

„Außer wir gewinnen 36 Mal 1:0, dann werde ich nichts dagegen sagen.“ In der Vorbereitung galt es, einen gangbaren Mittelweg zu finden. „Wir werden von unserem Konzept nicht abgehen, aber wir wissen auch, dass es eine gewisse Defensive braucht, damit wir nicht blindlings in Konter laufen.“

Mit dem Offensiv-Konzept will man Fans in die Südstadt locken. „Wir hatten im Frühjahr einmal 7.000 und einmal 6.000 Zuschauer, wenn die Gegner dann Rapid oder Austria heißen wird das Stadion sicher voll sein.“

FÜNF FRAGEN AN DEN TRAINER

LAOLA1: Herr Kühbauer, die letzten Tage und Wochen wurden von den Diskussionen um die „Causa Doppel-Verträge“ überschattet. Wie sind Sie als Trainer damit umgegangen?

Didi Kühbauer: Ich habe den Spielern gleich am ersten Tag der Vorbereitung gesagt, dass uns das nicht angeht. Dass wir unsere Arbeit tun, gut trainieren und uns anständig vorbereiten. Das haben wir getan. Der Rest lag nicht in unseren Händen, hat deshalb die Vorbereitung nur peripher gestört.

LAOLA1: Wie sehr stört es Sie, dass ihre Rückkehr ins Hanappi-Stadion vor leeren Rängen über den Rasen geht?

Kühbauer: Es hört sich vielleicht blöd an, aber ich hätte mir für die Spieler gewünscht, dass wir vor vollem Haus spielen. So hätten sie erleben können, was es bedeutet, mit Druck von den Zuschauern umzugehen. Aber wir müssen es nehmen, wie es kommt und werden ihnen sicher nichts schenken.

LAOLA1: Weniger geworden sind die „Geschenke“ von Präsident Richard Trenkwalder, der das Budget kürzen ließ. Wie hat sich das auf ihre Arbeit ausgewirkt?

Kühbauer: Überhaupt nicht. Die goldenen Zeiten sind vorbei, aber damit können wir gut umgehen. Wir haben eine sehr gute Mannschaft, die Mischung stimmt. Unsere Erfolge waren in erster Linie aufgrund der Kameradschaft möglich. Und Geld spielt nicht Fußball. Siehe Manchester City. Die investieren Unsummen und schauen trotzdem durch die Finger.

LAOLA1: Sie haben routinierte Spieler im Kader und junge Talente. Sturm Graz ist mit diesem Mix Meister geworden?

Kühbauer: Wir sind schlau genug, um zu wissen, dass sich der Meistertitel nicht ausgeht. Auch geht bei uns keiner davon aus, dass uns so etwas passiert, was Wacker letzte Saison gemacht hat. Die ersten Spiele werden zeigen, wohin die Reise geht. Punkten wir nicht, können wir schnell in Teufels Küche kommen. Aber wenn wir anständige Leistungen abliefern, bleiben wir sicher in der Liga drin.

LAOLA1: Vielen Fans ist der Spieler Kühbauer noch als Schiri-Feind und emotionales Zornbinkerl in Erinnerung. Was kommt da in der Coaching-Zone auf uns zu?

Kühbauer: Leidenschaft gehört dazu, ohne Herz wirst du im Leben keinen Erfolg haben. Aber ich werde mich unter Kontrolle haben, das ist mir ja auch letzte Saison schon ganz gut geglückt. Wenn es aber so ein Spiel wie gegen Austria Lustenau ist (5:3-Sieg nach 1:3-Rückstand, Anm.), werde ich auch wieder emotional. Aber wer da ruhig sitzenbleibt, ist wahrscheinlich tot.

Stephan Schwabl