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"Sieg ohne Erfolg gegen Wiener Neustadt nichts wert"

„Ich hoffe natürlich, dass dieses Ergebnis allen Freude bereitet, denen Rapid am Herzen liegt“, glaubte Peter Schöttel nach dem 4:0 bei der Admira an einen Feiertag für die Rapid-Familie.

Allen? Es gibt Ausnahmen. Diesbezüglich hat Schöttel die Rechnung alleine schon ohne sein Gegenüber Didi Kühbauer gemacht.

„Ich bin Trainer der Admira. Die Rapid-Vergangenheit ist tief in mir verankert, aber vier Tore will man gegen keinen Klub kriegen. Ich werde meinen Burschen jetzt nicht gratulieren, dass sie 0:4 gegen Rapid verloren haben, so weit geht es nicht“, stellte der frühere Hütteldorfer Fanliebling klar.

Liebend gerne hätte der 40-Jährige wie beim 4:3 im Herbst seinen Herzensverein mit leeren Händen nach Hause geschickt. Dazu präsentierten sich die Südstädter jedoch zu harmlos, zumindest im gegnerischen Strafraum.

Das Glück kommt zurück

„Wir haben zwei Eigentore gemacht, also sollten wir eigentlich sagen, wir haben 2:2 gespielt“, scherzte Kühbauer.

Wie die vier Tore fielen, wird Schöttel wiederum relativ egal sein. Wichtig war für den Rapid-Coach, dass sie fielen. So konnte er zwar von einem verdienten Sieg sprechen, musste gleichzeitig aber auch eingestehen: „Wir haben im Frühjahr wenig Glück gehabt, heute ist etwas davon zurückgekommen.“

Wie beim wichtigen Führungstor, als Patrick Mevoungou einen Eckball von Steffen Hofmann ins eigene Tor ablenkte.

„Dieses Tor ist uns natürlich entgegengekommen. Danach haben wir bis zur Pause drei, vier Angriffe richtig schlecht zu Ende gespielt. In der zweiten Halbzeit war zunächst die Admira dominant, ohne wirklich torgefährlich zu werden. Mit dem 2:0 war die Partie entschieden. Das dritte und vierte Tor machen es für uns natürlich zu einem schönen Ergebnis“, lautete Schöttels Resümee.

Die Suche nach einem Lauf

Euphorie wollte der 45-Jährige allerdings keine aufkommen lassen. Einerseits habe er „auch einige Dinge gesehen, die mir nicht gefallen haben“, andererseits weiß das grün-weiße Urgestein, wie schnell es in dieser Spielzeit wieder in die andere Richtung gehen kann.

Schon der 3:0-Heimsieg gegen Kapfenberg hätte eine Initialzündung sein können – die Betonung liegt nach der Niederlage in Innsbruck bekanntlich auf „hätte“.

Folgerichtig betonte Schöttel: „Ich habe es mir abgewöhnt, in dieser Saison irgendwelche Prognosen abzugeben. Ich weiß nur, dass dieser Sieg nichts wert ist, wenn wir nächste Woche nicht daheim gegen Wiener Neustadt gewinnen.“

Rapid befindet sich also auf der Suche nach einem Lauf, der Bestätigung eines Erfolgserlebnisses anstatt konstanter Achterbahnfahrt. Leichter gesagt als getan in dieser verrückten Meisterschaft – und zwar für alle Mannschaften. Verliert Salzburg den Schlager bei der Austria, wären die Hütteldorfer aber trotz des bisweilen holprigen Frühjahrs aufgrund der besseren Tordifferenz Tabellenführer.

„Sturm hat es vergangenes Jahr vorgemacht“

„Wenn du am Schluss vorne mit dabei sein willst, darfst du nicht mehr viele Punkte liegen lassen“, verdeutlichte Schöttel und mixte einen Schuss Realität in die Titelträume: „Sturm hat vergangenes Jahr vorgemacht, dass es möglich ist und klarerweise ist es unser großes Ziel, aber wir müssen uns natürlich steigern, wenn wir ernsthaft mitmischen wollen.“

Den Meisterschafts-Endspurt betreffend brachte der Erfolg in der Südstadt auch die Erkenntnis, dass auf die Alternativen im Kader Verlass ist. Gerade der Defensivbereich musste aufgrund von Verletzungen beziehungsweise der Sperre von Harald Pichler neu formiert werden.

So stand Innenverteidiger Ragnvald Soma erstmals seit Oktober wieder in einem Bundesliga-Spiel auf dem Platz, Thomas Schrammel feierte als Ersatz für Markus Katzer links in der Viererkette sein Comeback, Stefan Kulovits war im defensiven Mittelfeld einer seiner raren Auftritte als Mitglied der Startelf vergönnt. Der Kompaktheit in der Rückwärtsbewegung tat dies keinen Abbruch.

„Ich habe immer gesagt, ich habe einen ausgeglichenen Kader. Für Soma war es eine schwierige Partie, weil er im Herbst nach dem 3:4 in der Südstadt seinen Stammplatz verloren hat. Für ihn war es daher wichtig. Ich freue mich aber auch für Schrammel, der nach seiner Kreuzbandverletzung tadellos gespielt hat. Das sind aber alles erfahrene Bundesliga-Spieler, die in die Abwehr zurückgekommen sind“, erklärte Schöttel.

Kühbauer: „Wenn es nicht Salzburg wird, läuft irgendetwas schief“

Interne Konkurrenz schadet im Fernduell mit Salzburg tendenziell nicht – wenn es ein solches geben würde. Denn dass hauptsächlich von diesen beiden Vereinen gesprochen wird, stößt dem Rapid-Coach sauer auf:

„Es gefällt mir nicht, dass es jetzt schon wieder nur um Rapid und Salzburg geht, und um alle anderen nicht. Es gibt vier, fünf Mannschaften, die genauso dabei sind, wenn sie zwei Mal gewinnen.“

Der ganz große Favorit im Titelkampf seien aber die Mozartstädter, und diesbezüglich besteht auch Einigkeit mit Kühbauer:

„Man weiß, wem ich es wünsche, aber ich stehe nach wie vor dazu: Wenn es nicht Salzburg wird, läuft irgendetwas schief.“

Peter Altmann