news

"Ein 0:0 hängt mir zum Hals raus"

Das Sportstadion in Wr. Neustadt mutiert immer mehr zu „Fort Knox“. Und die Vergleiche mit einem Hochsicherheitstrakt kommen nicht von ungefähr.

Nicht nur die gegnerischen Mannschaften müssen mit dem Umstand leben, dass die Tore in Niederösterreich scheinbar wie vernagelt sind, sondern auch die Hausherren.

Das 0:0 gegen die Wiener Austria war bereits das vierte torlose Remis in Serie. Damit warten die Blau-Weißen weiter auf den ersten selber erzielten Treffer im Kalenderjahr 2012. Beim 1:0-Sieg in Graz erzielte bekanntlich Rubin Okotie ein Eigentor.

„Ein 0:0 hängt mir zum Hals raus“

Dementsprechend gespalten beurteilt Trainer Peter Stöger bei LAOLA1 den Auftritt seiner Elf gegen die Wiener: „Mit dem Punkt bin ich sehr zufrieden. Wir haben uns sehr ordentlich aus der Affäre gezogen. Ich freue mich sehr, immerhin hatten wir ein Negativerlebnis unter der Woche und 90 Minuten in den Beinen.  Mit dem 0:0 bin ich allerdings nicht zufrieden, denn dieses Ergebnis hängt uns zum Hals raus.“

Warum sich Neustadt beim Torschießen so schwer tut, liegt für den 45-Jährigen auf der Hand. „In unserer Entwicklung sind wir noch nicht so weit, dass wir uns viele Chancen herausspielen. Es fehlt uns an Routine. Außerdem sind wir vor dem Tor nicht ruhig und abgebrüht genug. Die wenigen Chancen nutzen wir nicht, deshalb muss man mit einem Punkt zufrieden sein.“

Stöger lobt einmal mehr die Defensive

Zufrieden beurteilt der Ex-Internationale einmal mehr die Defensiv-Leistung. „Wir arbeiten nach hinten sehr gut. Neustadt ist eine Mannschaft, die gegen den Abstieg kämpft. Für uns ist vorrangig und wichtig, dass wir eine Grundorganisation, die mit viel Laufarbeit verbunden ist, haben. Das funktioniert sehr gut.“

Dass die Neustädter nur schwer zu knacken sind, mussten auch die Veilchen eingestehen. „Wir haben schon vor dem Spiel gewusst, dass Wiener Neustadt sehr kompakt in der Defensive steht. Wir haben dagegen keine Mittel gefunden, oft zu kompliziert gespielt. Gerade in solchen Spielen fehlen uns die Ideen eines Junuzovic oder Barazite“, erklärte Ivica Vastic.

Enttäuschte Veilchen

Das dritte Remis in dieser Saison gegen die Neustädter fühlte sich für die Austria-Spieler wie eine Niederlage an. Mit hängenden Köpfen schlichen Liendl und Co. in die Kabine.

„Wir sind hier wieder einmal als Favorit hergekommen und wollten drei Punkte holen. Das ist nicht geglückt und deswegen sind wir alle sehr enttäuscht. Neustadt ist gegen uns immer voll motiviert, stellt sich hinten rein. Dann ist es nie einfach“, meinte Florian Klein.

Und Tomas Simkovic ergänzte: „Wenn man Meister werden will, muss man hier gewinnen und die drei Punkte mitnehmen.“

Bei aller Enttäuschung lobte der 24-Jährige aber auch seinen Ex-Klub: „Neustadt ist gut in der Defensive formiert. Peter Stöger macht einen tollen Job, stellt die Burschen immer perfekt auf den Gegner ein. Dadurch tut sich jede Mannschaft hier sehr schwer.“

Vastic versteht Unmut der Fans nicht

Positive Aspekte mitzunehmen, sei schwierig, wie Klein feststellte. Auch die Tatsache, dass man erneut keinen Gegentreffer aus dem Spiel heraus kassierte, sei nur ein schwacher Trost: „Dass wir defensiv kompakter stehen, wissen wir mittlerweile eh schon. Jetzt heißt es, mit dem Ball mehr Selbstvertrauen und Leidenschaft zu  zeigen. Wir müssen nach Ballgewinn nicht immer gleich den Weg nach vorne suchen, sondern müssen die Situationen spielerisch lösen und wieder einen technisch besseren Fußball zeigen.“

Dass es nach Spielschluss „Vastic raus“-Sprechchöre gab, konnte der FAK-Trainer nicht nachvollziehen. „Den Unmut mancher Fans kann ich nicht verstehen. Man muss realistisch bleiben, was man erwarten kann“, so der 42-Jährige abschließend.

Mit einem Sieg in Mattersburg am Dienstag kann sich das Blatt aber ganz schnell wieder ändern…

Martin Wechtl