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"Das muss uns Auftrieb und Selbstvertrauen geben"

Es war ein turbulentes, ereignisreiches Spiel – darüber waren sich nach dem Schlusspfiff im Hanappi-Stadion alle einig.

Am Ende zählten für beide Teams aber nur die Fakten: Rapid legte mit dem 1:0-Erfolg die Torsperre ab und fuhr nach drei 0:0 (fünf in den letzten sechs Spielen) wieder einen Sieg ein. Ried blieb hingegen im vierten Frühjahrsspiel zum vierten Mal ohne Punkt.

„Die Erleichterung ist riesig. Die Torsperre haben wir wie einen Rucksack herumgetragen“, war Rapid-Coach Peter Schöttel, der sein System auf ein 4-1-4-1 veränderte, überglücklich.

Wie dieser Sieg zustande kam, war wieder eine andere Geschichte. Von einem Ausschluss über zwei nicht gegebene Treffer, einem Tor, das keines war, bis hin zu der Frage, wer Rapids Torbann tatsächlich gebrochen hat, war alles dabei.

  • 41. Minute: Tor von Burgstaller oder nicht?

Erstmals Aufregung gab es, als Burgstaller den herauseilenden Gebauer überhob. Spieler wie Fans forderten den Treffer, doch der Ball war tatsächlich nicht über der Linie. Riegler klärte noch Zentimeter davor und verhinderte einen frühen Gegentreffer der Hausherren. Das bewiesen die TV-Bilder. Die Stimmung wurde dadurch aufgeheizt und ließ das Stadion beben. Auch dank der Rapid-Fans, die zum ersten Mal im Hanappi-Stadion ihr Team wieder mit Support verwöhnten.  „Die Zuschauer haben uns geholfen, das war ein sehr angenehmes Gefühl“, urteilte Schöttel.

  • 42. Minute: Rote Karte für Christopher Trimmel

Richtig rund ging es eine Minute später. Anel Hadzic kam mit gestrecktem Bein herangeflogen und traf Christopher Trimmel von hinten. Außer sich vor Wut sprang der Rapidler auf und revanchierte sich mit einem Rempler. Schiedsrichter Schörgenhofer zeigte Trimmel zurecht Rot, beließ es bei Hadzic jedoch bei Gelb.

„Ich habe ihn nicht einmal gescheit berührt. Ich bin am Ball gegangen, habe ihn aber nicht erwischt. Er ist ausgerastet. Wenn er sich nicht unter Kontrolle hat, hat er Pech gehabt“, analysierte Hadzic gegenüber LAOLA1 die Aktion. Für Rapid-Kapitän Steffen Hofmann lag hingegen ein gesundheitsgefährdender Tatbestand vor: „Wann will man mehr geben, wenn man bei so einem Foul nicht Rot zeigt? Er springt mit beiden Beinen von hinten in den Mann. Trimmel darf nicht so reagieren, keine Frage. Trotzdem verstehe ich ihn irgendwie, wenn man von hinten so niedergetreten wird, ohne Chance auf den Ball.“

Laut Gerhard Schweitzer, der anstelle des erkrankten Paul Gludovatz auf der Rieder Trainerbank Platz nahm, ging der Aktion ein Handspiel von Markus Heikkinen voraus. Wäre dieses geahndet worden, hätte es laut Co-Trainer keinen Ausschluss gegeben.

Sein Gegenüber Schöttel machte seinem Ärger noch auf dem Feld Luft – dieser galt Hadzic. „Er ist ein toller Spieler, aber zu ihm gibt es eine Vorgeschichte – sowohl mit mir, als auch mit Spielern. Er hat im Laufe der Jahre schon einige außer Tritt gebracht. Für mich war klar: Jetzt hat er’s wieder geschafft, denn Trimmel ist sonst ein besonnener Bursche.“

  • 52. Minute: Das spielentscheidende Tor für Rapid

Für Schöttel war klar: „Es haben alle was davon, wenn Pichler das Tor zugesprochen wird.“ Die Meinungen gingen aber auseinander. Der Innenverteidiger scherzelte einen Hofmann-Freistoß mit dem Hinterkopf weiter, Karner fälschte unter Gebauer hinweg ins eigene Tor ab. „Es war ganz klar meines“, grinste Pichler über sein vermeintlich erstes Saison-Tor. Gegenspieler Hadzic hat es anders gesehen: „Ein klares Eigentor.“ Schiedsrichter Schörgenhofer schrieb es auch so in seinen Bericht: „Ich habe das Tor als Eigentor vermerkt. Ich weiß aber nicht, ob die Liga im Endeffekt anders entscheidet.“ Auch er ging bei einem Videostudium in der Kabine noch einmal auf Nummer sicher. Torschütze oder nicht – Pichler war es egal, denn der Treffer zählte. „Für die Mannschaft war es trotzdem ein extrem wichtiges Tor.“ Rapids Torbann war damit gebrochen, auch wenn ein Gegenspieler mitgeholfen hat. „Wir haben durch irgendein Tor von irgendwo gewonnen – das ist mir lange abgegangen“, verwies Schöttel auf das fehlende Glück in den vergangenen Partien. Schweitzer stichelte indes gegen die siegreiche Mannschaft: „Durch die Nuller-Serie hat die ganze Rapid-Familie ein Tor gefordert. In Wahrheit haben wir es geschafft, die Serie mit einem Eigentor zu brechen.“

  • 80. Minute: Abseitstor von Guillem

Ried kam trotz Überzahl nicht oft gefährlich vor das Tor und trotzdem fiel der Ausgleich – allerdings zählte er nicht. Nach einer unglücklichen Verlängerung von Sonnleitner im Kopfballduell verwandelte Guillem gegen Königshofer, doch der Treffer wurde wegen angeblichen Abseits nicht gegeben. Eine Fehlentscheidung! „Die Abseitsentscheidung war falsch, aber da muss ich mich auf meine Assistenten verlassen“, gab Schiedsrichter Schörgenhofer zu.

  • 90. Minute: Tor von Heikkinen wird nicht gegeben

Als Ried in den Schlussminuten aufmachte und Heikkinen nach Nuhiu-Vorarbeit zum vermeintlichen 2:0 traf, jubelte der Finne bereits mit den Anhängern. Umso größer war das Erstaunen, als die Partie weiter lief. Der Treffer wurde wegen Abseits aberkannt, auch hier handelte es sich laut Schörgenhofer um eine Fehlentscheidung. Denn Heikkinen stand beim Abspiel zumindest um einen Meter nicht in der verbotenen Zone.

„Das war das richtige Ausrufezeichen“

Zündstoff war an diesem Samstag genügend vorhanden. Am Ende jubelte aber nur Rapid über den Befreiungsschlag und weitere Tage an der Tabellenspitze.

„Wie Rapid heute gespielt hat und wie emotional geladen das Hanappi war – das war das richtige Ausrufezeichen. Wir haben gekämpft wie die Löwen“, ist sich Pichler sicher.

Vor allem die Art und Weise, wie die Grün-Weißen über mehr als eine Halbzeit mit einem Mann weniger den Gegner unter Druck setzten, imponierte.

„Natürlich überwiegt die Erleichterung. Das muss uns einfach Auftrieb und Selbstvertrauen geben. Auch mit einem Mann weniger war der Sieg nicht unverdient“, war Hofmann froh, nicht länger Fragen über die Torkrise beantworten zu müssen.


Alexander Karper