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Eine unglaubliche Geschichte

Eine unglaubliche Geschichte

Selten zuvor wurde ein Spielerwechsel im Pappel-Stadion derart bejubelt wie diesmal.

Als Mattersburg-Trainer Ivica Vastic in der 77. Minute Patrick Bürger anstelle von Manuel Prietl aufs Feld schickte, wurde den 2.800 Fans im Burgenland warm ums Herz. Endlich war er wieder da.

Doch diese Szene mit all dem herzlichen Applaus war nur ein Vorgeschmack auf das, was in acht Minuten und 47 Sekunden später passieren sollte.

Mit dem ersten Ballkontakt

In der Zwischenzeit war der Stürmer nicht zu sehen gewesen. Kein Ballkontakt, nichts. Doch dann folgte eine schicksalhafte Offensivaktion.

Die Flanke von Vitalijs Maksimenko war eigentlich schwach, doch der starke Effet und eine Unebenheit im Rasen sorgten dafür, dass der Ball im Spiel blieb und zu Karim Onisiwo sprang. Ein Haken, eine Flanke und da war Bürger zu Stelle. Kopfball, Altach-Verteidiger Ortiz fälscht ab, Tor! 2:1 für Mattersburg! Unbeschreiblicher Jubel.

„Ein Supergefühl!“

„Sensationell! Ein Supergefühl“, freute sich der 28-Jährige nach dem Schlusspfiff bei „Sky“. Davor war er noch von den Ballkindern umzingelt worden und musste Autogramme schreiben. Ein Bürger im Volk.

Alle jene, die nicht den Rasen bevölkerten, sondern auf den Tribünen und im VIP-Zelt feierten, vergönnten es dem Angreifer von ganzem Herzen. Was hatte der nicht alles durchmachen müssen…

Jahrelang Goalgetter Nummer eins

Ein Rückblick auf das Ende der ersten Mattersburg-Ära in der Bundesliga. Bürger war drei Jahre in Folge der erfolgreichste Goalgetter des SVM. 2010/11 wurde er Fünfter (14 Tore), 2011/12 sogar Dritter (zwölf Tore) der Torschützenliste, im Abstiegsjahr 2012/13 gelangen ihm immerhin noch neun Treffer.

Die Ausgangslage nach dem Abstieg war klar: Bürger sollte Mattersburg sofort wieder zurück in die höchste Spielklasse schießen. Sofern er denn wirklich bleiben würde. Denn Fortuna Düsseldorf warb intensiv um jenen Mann, der im Juni 2012 unter Teamchef Marcel Koller zwei Mal im ÖFB-Team aufgelaufen war.

„Zwei Jahre und drei Monate darauf hingearbeitet“

Am 16. August 2013 absolvierte Bürger gegen Altach als Kapitän sein letztes Spiel in der Startelf. Danach lief alles schief. Zwei Kreuzbandrisse, zaghafte Gehversuche bei Kurzeinsätzen im vergangenen Frühjahr.

„Ich habe zwei Jahre und drei Monate beziehungsweise seit dem zweiten Kreuzbandriss ein Jahr und drei Monate hart auf dieses Comeback hingearbeitet. Ich hatte genug Rückschläge“, stöhnt er. Sogar ein Karriereende stand im Raum.

Am vergangenen Wochenende saß er in Ried erstmals in der Bundesliga wieder auf der Bank. „Ich erlebe ihn jeden Tag, ich sehe, wie er auf einen Einsatz brennt. Wenn er im Kader ist, strahlt er“, berichtet Vastic.

Der Platzwart und seine Prognose

Und dann kam der Samstag-Nachmittag gegen Altach. „Unser Platzwart hat mir vor dem Spiel gesagt, dass ich heute ein Tor mache“, berichtet der Stürmer. Vastic hat bemerkt: „Als er ins Spiel gekommen ist, ist noch einmal ein zusätzlicher Ruck durch das Stadion und die Mannschaft gegangen.“

Die lange Leidenszeit des 28-Jährigen ist noch allgegenwärtig. Deshalb meint er auch: „Das wichtigste war, dass ich 15 Minuten im Einsatz war. Dass da noch ein Tor dazukommt, das ist ein guter Beigeschmack.“

Es sei nur eine Frage der Zeit, wann er wieder über 90 Minuten gehen könne, so Vastic. Auch Bürger will schon bald wieder länger als nur ein paar Minuten auf dem Feld stehen: „Natürlich muss es mein Ziel sein, wieder von Anfang an zu spielen. Ich muss mich im Training reinkämpfen und mich empfehlen.“

Doch wer mehr als zwei Jahre weg vom Fenster ist, muss eben Schritt für Schritt machen. Der erste, riesige ist getan. Oder wie es Vastic zu sagen pflegt: „Das war wirklich sensationell. Solche Geschichten schreibt nur der Fußball.“

Mattersburg Altach
Ballbesitz 63% 37%
Zweikämpfe 50% 50%
Eckbälle 6 3
Torschüsse 14 6
Torschüsse außerhalb Strafraum 10 2
Torschüsse innerhalb Strafraum 4 4
Kopfballchancen 2 1
Abseits 3 3
Fouls 19 23