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RBS hat "Sieg nicht geklaut", Rapid hat Schnauze voll

RBS hat

Wenn Rapid-Präsident Michael Krammer auf dem Weg in den Spielertunnel Sportdirektor Andreas Müller energisch zurückhalten muss, um Schlimmeres zu vermeiden, dann ist eindeutig Feuer am Dach.

Tatsächlich war die 1:2-Heimniederlage des Tabellenführers gegen den wiedererstarkten Meister RB Salzburg nichts für schwache Nerven und an Explosivität kaum zu überbieten.

Kämpferisch ein heißer Tanz, spielerisch ein absolutes Spitzenspiel der derzeit besten Mannschaften der heimischen Liga – wenn da nicht die Rolle von Schiedsrichter Dominik Ouschan gewesen wäre.

„So kann man die Liga deutlich spannender halten, ist ja viel toller für alle – anscheinend“, war auch Kapitän Steffen Hofmann brennheiß und geigte dem Referee wie sein Landsmann Müller die Meinung.

„Heute habe ich wirklich die Schnauze voll“

Das Schiedsrichter-Gespann machte bei weitem keinen glücklichen Eindruck, zerstörte aus Sicht der Hütteldorfer mit unverständlichen Entscheidungen den fairen Schlagabtausch.

„Heute habe ich wirklich die Schnauze voll“, kochte auch Verteidiger Christopher Dibon über die Art und Weise, wie die Grün-Weißen eine 1:0-Führung aus der Hand gegeben hatten.

„Nach dem Gegentor waren wir wie gelähmt“, musste Gäste-Trainer Peter Zeidler zugeben, dessen Mannschaft in den ersten 15 Minuten einen fulminanten Start hingelegt hatte und bei Rapids erster guter Chance durch Stefan Stangl in Rückstand geraten ist.

Als Knackpunkt galt für alle Beteiligten aber das 1:1 kurz vor der Pause - das so eigentlich nicht fallen hätte dürfen.

Tor hätte so nicht fallen dürfen, aber…

„Da gibt es nichts zu diskutieren - das war ein ganz klares Foul von Keita“, fasste Hofmann die Entstehungsgeschichte des Ausgleichs zusammen.

„So ein klares Foul nicht zu sehen, wenn man zwei Meter daneben steht. Er stellt mir den Fuß und fertig. Der absolute Höhepunkt war, dass mir der Schiedsrichter eine Schwalbe unterstellt hat.“

Auch für Trainer Zoran Barisic gab es in dieser Hinsicht keine Diskussionen: „Klar war es ein Foul, so wie es alle gesehen haben. Aus welchen Gründen auch immer hat er weiterspielen lassen. Aber natürlich hätten wir noch Zeit gehabt, den Angriff über Keita zu unterbinden.“

Schließlich waren noch rund 70 Meter zu überwinden, auf denen es den Hütteldorfern nicht gelang, den Schuss von Takumi Minamino, den Mario Sonnleitner noch abfälschte, zu verhindern.

„Dann verstehe ich den Fußball nicht mehr“

Diesen Umstand machte sich Rapid selbst zum Vorwurf, bekam aber Rückendeckung von Zeidler: „Ich habe danach mit Hofmann darüber gesprochen und er hat mir versichert, dass es ein klares Foul war. Das glaube ich ihm.“

Daraufhin suchte der sportliche Leiter Müller schon in der Pause den verbalen Austausch mit Ouschan, allerdings noch um einiges gezügelter als nach dem Schlusspfiff.

Denn laut den Hütteldorfern zog sich die Gangart des Referees wie ein roter Faden weiter durch die Partie – Entscheidungen für den Gegner, falsche Abseitspfiffe sowie nicht geahndete Vorteil, als Philipp Schobesberger nach Foul an Stephan Auer alleine aufs Tor zugelaufen wäre.

„Ich bin richtig heiß bei solchen Fehlentscheidungen, die nicht nur wir, sondern jeder im TV gleich sieht. Und dann können wir uns noch Geschichten vom Schiedsrichter anhören. Und zur nicht gegebenen Vorteils-Regel: Entweder ich verstehe Fußball nicht mehr, oder ich weiß nicht."

Nicht nur das Glück gepachtet

Fußball gespielt wurde aber auch noch, und gar nicht mal so schlecht – von beiden Seiten. Deshalb merkte Zeidler zum Abschluss des Kapitels an: „Wir hatten zwar manchmal Glück, aber der Sieg war nicht unverdient oder geklaut."

Beide Treffer fanden schlussendlich abgefälscht den Weg ins Tor, der zweite von Dibon, der über die Entstehung der Niederlage nur meinte: „Bitterer geht es nimmer.“

„Kämpferisch, läuferisch, spielerisch Tick besser“

Der Jubel der Bullen, die seit der letzten Niederlage gegen Rapid in der Liga am 1. August ungeschlagen sind, war nach dem Abpfiff riesig, auch in der Kabine wurde lautstark gefeiert.

„Wir freuen uns irrsinnig“, gab Torhüter Alexander Walke, der weitere Gegentreffer mit guten Paraden vereitelte, zu. „Wir waren heute kämpferisch, läuferisch und spielerisch vielleicht den Tick besser.“

Vor allem die gut stehende Defensive war ein entscheidender Trumpf, wodurch Rapid in der zweiten Hälfte kaum mehr Chancen vorfand.

Insgesamt ging der Sieg aufgrund des ambitionierten Auftritts der Mozartstädter, die immer besser in Fahrt kommen, in Ordnung.

Dadurch wird der Titelkampf in der Bundesliga wieder spannender, alles rückt zusammen. Auch wenn Hofmann, Müller und Co. diesen Umstand möglicherweise auf den Schiedsrichter zurückführen werden.


Alexander Karper

 

Rapid Salzburg
Ballbesitz 50,5% 49,5%
Zweikämpfe 47,5% 52,5%
Eckbälle 5 5
Torschüsse 7 13
Torschüsse außerhalb Strafraum 1 7
Torschüsse innerhalb Strafraum 6 6
Kopfballchancen 5 1
Abseits 6 2
Fouls 18 15

Geklaut? „Das ist so eine Redensart. Wir könnten auch zehn Spiele nennen, wo es ‚hätti, hätti, wari‘ heißen hätte können. Wir haben bei einer tollen Mannschaft gewonnen, die erst vor kurzem Villarreal geschlagen hat. Aber wir können noch besser werden.“

Salzburg stellte unter Beweis, dass man seit dem letzten Aufeinandertreffen die Hausaufgaben erledigt hat und sich enorm weiterentwickelt hat. Ärger gab es über das erneute Tor aus einer Standardsituation, Lob für den laut Zeidler „herrlich herausgespielten“ Ausgleich sowie den „glücklichen“ Siegtreffer von Christian Schwegler.