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"Da hat uns Rapid komplett auseinandergenommen"

Das Warten hatte sich für Rapid gelohnt.

Nach der regenbedingten Absage des planmäßigen Termins am Wochenende fegten die Grün-Weißen im Nachtrag auswärts mit 5:1 über den SC Wiener Neustadt hinweg.

"Ich habe hier noch nicht so viele Erfolgserlebnisse gehabt", musste Louis Schaub gegenüber LAOLA1 zugeben und wusste den Kantersieg in der Fremde richtig einzuordnen.

Auch Stefan Schwab blieb in drei Jahren mit der Admira in Wiener Neustadt ohne Sieg und durfte mit seinem neuen Arbeitgeber endlich jubeln: "Für mich persönlich ist es auch einmal schön. Ich spiele jetzt schon drei Jahre hier und habe zum ersten Mal gewonnen."

Blindes Verständnis und Zielstrebigkeit

Trainer Zoran Barisic konnte diese Tatsache nur bestätigen. Schließlich habe man sich gegen die Niederösterreicher immer schwer getan. Diesmal war es jedoch ein bisschen anders.

Viele waren sich nach dem Schlusspfiff einig, dass man spielerisch wohl das beste Spiel auf dem von den Regenfällen gezeichneten Untergrund seit eh und je gezeigt hatte.

Die Länderspielpause schien den Hütteldorfern sichtlich gut getan zu haben. Nicht nur, um mit dem Negativlauf, der mit dem Erfolg gegen Grödig sein Ende fand, und dem Aus im Europa-League-Playoff abzsuchließen, sondern auch um als Team zusammenzuwachsen.

"Es hat heute sehr gut ausgeschaut, es ist uns auch viel aufgegangen. Das war wichtig. Es geht auf alle Fälle in die richtige Richtung", hob Schaub die neu gefundene Selbstverständlichkeit, Zielstrebigkeit, das blinde Verständnis sowie die Spielfreude hervor.

Keine hundertprozentige Zufriedenheit

Eine laut Schwab "pauschal richtig gute Leistung" wurde schlussendlich belohnt. Dabei war der Chefbetreuer mit der ersten Halbzeit gar nicht so zufrieden.

"Wir haben den einen oder anderen Fehler in der Vorwärtsbewegung gemacht und obwohl wir uns viele Chancen herausgespielt haben, war ich nicht zufrieden, wie wir teilweise abgesichert haben."

Aus einer dieser Unkonzentriertheiten resultierte auch das zwischenzeitliche 1:1. Die einzige Phase, in der die Hausherren die Partie offen gestalten konnten, obwohl Rapid klar das Kommando übernahm.

Was allerdings in Hälfte zwei passierte, war nicht nur Trainer Heimo Pfeifenberger ein Rätsel.

"Wir haben komplett den Kopf verloren"

"Ich weiß nicht, was da passiert ist. Da hat uns Rapid komplett auseinandergenommen", fand der Neustadt-Coach klare Worte für die Demontage.

"Wir haben komplett den Kopf verloren. Da hat nicht viel zusammengepasst. Anscheinend sind wir doch nicht so stabil."

Dabei tankte man zuletzt mit zwei Siegen in Folge, unter anderem gegen Tabellenführer WAC, enormes Selbstvertrauen. Die Gewohnheit, entweder zu überzeugen oder eine Klatsche zu kassieren, setzte sich fort.

"Wir kennen solche Situationen, aber da müssen wir uns was einfallen lassen. Das geht viel zu leicht, das darf nicht sein", war Torhüter Thomas Vollnhofer in Rage und konnte die mannschaftlich geschlossene Aufgabe nicht verstehen.

Aggressivität als Schlüssel zum Erfolg

Besonders ärgerte ihn die Tatsache, dass Rapids rollende Angriffe beinahe bei allen Toren auf demselben Prinzip basierten.

Auf den Außenpositionen wurde eine Überzahl geschaffen, mit Tempo suchte man den Zug zum Tor und bei den Hereingaben stimmte die oft kritisierte Strafraumbesetzung.

"Warum das dann nicht mehr rennt, weiß ich nicht. Von fünf Toren sind es vier, wo Rapid nur mehr querspielt und einer ins leere Tore schießt. Da müssen wir zumindest so drauf sein, dass der Querpass abgefangen werden kann", ärgerte sich Vollnhofer.

Auch Mario Pollhammer suchte nach einer Erklärung: "Wir waren einfach zu weit weg von den Männern, sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, waren nicht so aggressiv. Rapid ist ohne Rücksicht auf Verluste in die Zweikämpfe gegangen. Das war der Schlüssel zum Erfolg."

Schaub: "Aus dieser saudummen Aktion muss ich lernen"

Rapid zwang den Gegner zu Fehlern, das inferiore Defensivverhalten der Hausherren wurde eiskalt ausgenützt. Vor allem weil der Torhunger an diesem Abend nie gestillt wurde. Oder wie es Barisic richtig ausdrückte: "Wir waren in der zweiten Halbzeit in einem Flow!"

Vor allem Schaub war mit zwei Treffern und einem Assist von keinem Gegenspieler zu stoppen - nur durch eine unnötige Gelb-Rote Karte.

"Natürlich wollte ich das nicht, das war eine saudumme Aktion. Daraus muss ich jetzt lernen. Ich weiß nicht, was mir da eingefallen ist, bei 4:1 an der Mittelauflage. Da war ich wohl ein bisschen übermotiviert."

Der Ausschluss sowie die daraus resultierende Sperre gegen Tabellenführer WAC ärgerte auch Barisic: "Das war in diesem Spiel der einzige Wermutstropfen. Das hat mir gar nicht gefallen, wie er sich in der zweiten Aktion verhält. Wenn man schon Gelb hat, darf man so nicht hingehen."

Die Leistung gibt dem 44-jährigen Wiener jedoch Hoffnung, auch ohne Schaub gegen die Kärntner Überraschungsmannschaft reüssieren zu können - wenn der Flow anhält.


Alexander Karper

Wr. Neustadt Rapid
Ballbesitz 45,5% 54,5%
Zweikämpfe 44,4% 55,6%
Eckbälle 5 7
Torschüsse 15 17
Torschüsse außerhalb Strafraum 10 4
Torschüsse innerhalb Strafraum 5 13
Kopfballchancen 1 0
Abseits 1 2
Fouls 21 14