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"Der Schock von Malmö hat nachgewirkt"

International hatte der FC Red Bull Salzburg in dieser Woche bereits einen schweren Dämpfer zu verdauen, nun ist auch national der Nimbus der Unbesiegbarkeit ein Fall für die Geschichtsbücher.

Mit 2:3 musste sich der Double-Gewinner vor eigenem Publikum geschlagen geben – der Tiefpunkt einer schwarzen Woche für die Mozartstädter.

Vor allem die Anfangsphase hatte wenig bis gar nichts mit jenem Fußball zu tun, der die „Bullen“ in der jüngeren Vergangenheit ausgezeichnet hat.

„Die ersten 20 Minuten hat der Schock von Malmö noch nachgewirkt“, musste Stefan Ilsanker zugeben, dass das Champions-League-Aus den Liga-Dominatoren tiefer als erhofft in den Knochen steckte.

„Gespürt, dass die Mannschaft down war“

Hätte der Wolfsberger AC nicht das Heimspiel gegen das bisherige Schlusslicht Wiener Neustadt mit 0:1 verloren, wäre auch die Tabellenführung dahin gewesen.

„Klar wollten wir eine Reaktion sehen, aber man hat in den letzten Tagen gespürt, dass die Mannschaft down war. Wenn das große Ziel, das alle in den Köpfen hatten, nicht erreicht wird, ist es nicht einfach“, analysierte Adi Hütter bei „Sky“.

Der Salzburger Trainer wählte in dieser für die erfolgsverwöhnte RBS-Elf ungewohnten Situation Zuckerbrot statt Peitsche, strich nach Schlusspfiff vor allem die positiven Aspekte der Partie hervor.

Beeindruckende Moral

Die bestanden vor allem in der Aufholjagd nach der inferioren Anfangsphase, die Sturm dominierte und mit einem Doppelpack von Marko Stankovic veredelte.

Die Moral seiner Elf sei beeindruckend gewesen, fand Hütter, man sei nach den beiden Nackenschlägen wieder aufgestanden und habe zurückgefightet. Das habe ihm imponiert: „Es ist enttäuschend, dass wir verloren haben, aber dafür, wie die Mannschaft nach dem 0:2 gespielt hat, muss man ihr trotz allem ein Kompliment aussprechen.“

Mehr als die beiden Treffer durch Kevin Kampl (36.) und Jonatan Soriano (55.) war jedoch trotz drückender Überlegenheit (72,7 Prozent Ballbesitz) nicht drinnen.

„Wir haben das Spiel ab der 30. Minute klar diktiert und bekommen aus einer Unachtsamkeit das 2:3“, ärgerte sich Ilsanker.

„Es war einfach eine geile Leistung“

Marco Djuricin war es, der einen schönen Gegenstoß der Grazer, den Neuzugang Thorsten Schick bei seinem Startelf-Debüt mit einem herrlichen Wechselpass auf Marc Andre Schmerböck einleitete, abschloss – bereits sein fünftes Saison-Tor.

„Ich wusste, die Chance kommt noch, Salzburg war sehr offen“, erklärte der 21-Jährige, „es war einfach eine geile Leistung! Ein Wahnsinn, zwei Mal in Salzburg zu gewinnen, das schaffen nicht viele.“

Damit spielte der Goalgetter auf den 2:1-Erfolg in Salzburg im April an – die bis zu dieser Begegnung letzte Heimniederlage Salzburgs.

Damals stand RBS jedoch bereits frühzeitig als Meister fest, weshalb das aktuelle Erfolgserlebnis als ungleich wertvoller einzuordnen ist.

„Es war der perfekte Arbeitstag“

Einerseits lieferte man eine ambitionierte Defensivleistung, vergaß jedoch – sowohl in der Anfangsphase, als auch in der spielentscheidenden Szene – auch nicht, sich bei schnellen Gegenstößen zu belohnen.

Gerade die mangelnde Chancenverwertung hat ihren Anteil daran, dass dies erst der zweite Saison-Sieg der krisengeschüttelten Grazer war. „Heute waren wir extrem effektiv“, ortete Trainer Darko Milanic Besserung.

*) Alle taktischen Erkenntnisse finden sich im LAOLA1-Ticker in der Heatmap und der Taktik-Tafel

Auf Ballbesitz legte der Slowene denkbar wenig wert. Humorlos ließ er das Spielgerät aus der eigenen Abwehr nach vorne dreschen, auch wenn viele dieser hohen Bälle keinen Abnehmer fanden (siehe rote Pfeife in der Taktik-Tafel) – Hauptsache, Salzburg kam nicht wie gewünscht ins Pressing.

„Heute ist alles aufgegangen, was wir während der Woche trainiert haben. Alles kann man gegen Salzburg nicht perfekt machen. Es war trotzdem der perfekte Arbeitstag, denn wenn man in Salzburg gewinnt, kann man nicht viel falsch gemacht haben“, strahlte Stankovic.

„Ab heute wird man den Stankovic sehen, den die Leute gewohnt sind“

Dem 28-Jährigen gelangen seine ersten beiden Treffer seit seiner Rückkehr zu Sturm. Der Doppelpack soll eine Initialzündung gewesen sein: „Ich bin schwer in die Gänge gekommen, jetzt ist der Knoten geplatzt und ab heute wird man den Stankovic sehen, den die Leute gewohnt sind.“

„Ich freue mich wahnsinnig für Marko, denn er hat extrem hart dafür gearbeitet“, gratulierte Matchwinner Djuricin.

Ließ man im Saisonverlauf einige Punkte unnötig liegen, eroberten die „Blackies“ nun drei, die sie wohl kaum einkalkuliert hatten.

Vorübergehend reichte der volle Erfolg zum Sprung auf den dritten Tabellenplatz. Bis man endgültig wieder in der Spur ist, ist jedoch die eine oder andere Bestätigung dieser Überraschung von Nöten.

„Sie haben definitiv ihre Schwächen“

„Diese Saison ist viel besser als die vorige. Aber die Tabelle zeigt unsere Leistungen noch nicht“, zog Milanic vor der Länderspiel-Pause keine zufriedene Zwischenbilanz.

Der Sturm-Coach überraschte vor dem Anpfiff damit, dass er Christian Gratzei einmal mehr aus dem Tor nahm und durch Benedikt Pliquett ersetzte. Der Deutsche bedankte sich mit einer guten Leistung.

„Wenn man positiv an die Dinge herangeht, ist das schon ein Vorteil. Wir wussten, dass Salzburg nach der verpassten Qualifikation für die Champions League natürlich angeschlagen ist“, betonte der Keeper, der die Verwundbarkeit der „Bullen“ wiefolgt festhielt:

„Sie sind eine Übermacht. Ich habe es auch Kevin Kampl gesagt: Es macht Spaß, ihnen auf dem Platz zuzugucken, aber sie haben definitiv ihre Schwächen. Die haben wir eiskalt ausgenutzt.“

„Nach der Länderspiel-Pause frisch durchstarten“

Salzburg hat nun zwei Wochen Zeit, zurück in die Spur zu finden. Viele Kadermitglieder reisen zu ihren Nationalmannschaften – eine willkommene Abwechslung.

Zu schlecht reden will man die Situation an der Salzach aber ohnehin nicht.

Ilsanker: „Wir sind jetzt in der Champions League ausgeschieden und haben nach sechs überragenden Meisterschaftsspielen eine Niederlage einstecken müssen - von welcher Krise soll man da bitte reden? Jetzt gilt es für uns, neue Ziele zu setzen, die in der Europa League liegen, und nach der Länderspiel-Pause werden wir auch in der Meisterschaft wieder frisch durchstarten.“

Salzburg Sturm
Ballbesitz 73,7 % 26,3 %
Zweikämpfe 50,5 % 49,5 %
Eckbälle 8 0
Torschüsse 25 9
Torschüsse außerhalb Strafraum 19 6
Torschüsse innerhalb Strafraum 6 3
Kopfballchancen 1 0
Abseits 4 6
Fouls 12 17