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"Diese Einstellung ist mir unerklärlich"

„So kann man sich in unserer Situation nicht präsentieren!“

Neustadt-Coach Helgi Kolvidsson war nach der 1:2-Niederlage bei der Wiener Austria stinksauer.

„So wie wir in der ersten Hälfte aufgetreten sind – das waren 20 Prozent zu wenig. Diese Einstellung ist mir unerklärlich“, ärgerte sich der Isländer.

Trotz der sichtlichen Wut im Bauch setzte der 43-Jährige allerdings zu keiner lautstarken Wutrede an, sondern analysierte sachlich und ruhig.

„Einigen muss klar werden, um was es hier geht. Der Verein kämpft um das Überleben. Es geht um Arbeitsplätze. Alle Leute im Klub versuchen ihr Menschenmöglichstes, damit wir oben bleiben. Wenn wir uns dann so präsentieren, muss man sich fragen, ob es auch die Spieler tun.“

Große Frustration

Die Frustration war Kolvidsson ins Gesicht geschrieben: „Es war überhaupt kein Feuer da. Nichts war vorhanden, was man in unserer Situation braucht. Wir sind nicht richtig in die Zweikämpfe gegangen. Es fehlt der Push, ein Ruck, der durch die Mannschaft geht, um sich aufzuwecken. Ich werde einige Gespräche führen müssen. Ich sollte, nein, ich muss in jedem Match die richtige Einstellung bringen. Dass es nicht immer spielerisch klappt, ist klar, es gibt ja auch noch einen Gegner. Aber die Einstellung muss stimmen.“

Dabei hatten die Niederösterreicher bereits nach zwei Minuten die große Chance auf die Führung, doch Kristijan Dobras scheiterte nach einem schweren Schnitzer von Manuel Ortlechner alleine an FAK-Goalie Osman Hadzikic.

Angesichts des intensiven Cup-Spiels unter der Woche sah der 50-Jährige auch über die teilweise spielerischen Defizite hinweg:

Eine Einstellungssache

„Wir haben die Riesenchance gleich zu Beginn und danach dann so eine Vorstellung. Wir dürfen in unserer Situation kein Prozent nachlassen. Da muss jeder einzelne Spieler mitziehen. Das ist eine Einstellungssache, an der wir arbeiten müssen. Dass wir Kämpfen und unsere Leistungen bringen können, haben wir schon bewiesen. Genau das müssen wir jetzt wieder abrufen“, forderte der ehemalige Austria-Lustenau-Coach.

Seine Spieler konnten die Leistung nach Schlusspfiff wenigstens richtig einordnen und gaben sich selbstkritisch. „Wir waren in den ersten 45 Minuten viel zu passiv. Es hat die Leidenschaft gefehlt“, gestand Dominik Hofbauer, dessen Anschlusstreffer in Minute 73 keine Wende einleitete.

„Wir haben in der ersten Hälfte nicht so agiert, wie wir das wollten. Die Tore waren unglücklich. Wir stehen uns teilweise selber im Weg und sind unkonzentriert. Nach der Pause können wir uns aber nichts vorwerfen. Wir haben alles versucht, haben nichts zugelassen und ein Tor geschossen – leider zu spät“, erklärte Mattias Sereinig im Gespräch mit LAOLA1.

19. Saison-Niederlage

Diese Steigerung nahm der Neustadt-Coach zur Kenntnis, wenngleich sie seine schlechte Laune nicht verbessern konnte.

„Wir haben in der Pause klare Worte gefunden, danach war es besser. Wir haben auch ein Tor erzielt, müssen danach aber ruhiger bleiben und die Situationen spielerisch lösen. “

Das 1:2 in Favoriten war bereits das achte Bundesliga-Spiel in Serie ohne ein Erfolgserlebnis für Blau-Weiß. Ein weiterer Blick auf die Statistik lässt Schlimmes erahnen:

Noch nie hatten die Niederösterreicher seit ihrem Bundesliga-Aufstieg in der Saison 2008/09 nach 31 Runde so wenig Punkte am Konto (24), noch nie setzte es zu diesem Zeitpunkt bereits 19 Niederlagen.

„Wir müssen uns anders präsentieren“

„Wir scheitern nicht an der Leistung, sondern am Unvermögen und an Konzentrationsschwächen. Die müssen wie schleunigst abstellen“, forderte Sereinig.

Obwohl der Rückstand auf die neuntplatzierte Admira auf drei Punkte angewachsen ist, herrscht  südlich von Wien Hoffnung.

„Ich gehe feste davon aus, dass wir den Klassenerhalt schaffen“, meinte Hofbauer.  Sereinig: „Es sind noch fünf Runden – also 15 Punkte zu vergeben. Es geht weiter.“

Kolvidsson abschließend: „Wir müssen auf uns schauen. Die Admira ist egal. Wenn wir in dieser Liga bleiben wollen, müssen wir uns aber anders präsentieren.“

 

Martin Wechtl

Austria Neustadt
Ballbesitz 58% 42%
Zweikämpfe 53,5% 46,5%
Eckbälle 4 5
Torschüsse 12 9
Torschüsse außerhalb Strafraum 5 6
Torschüsse innerhalb Strafraum 7 3
Kopfballchancen 0 0
Abseits 3 0
Fouls 19 15