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Duell der Emotionen - Wer will es mehr?

Duell der Emotionen - Wer will es mehr?

Bei Sturm gegen Rapid ist immer etwas los.

So viel wie diesmal stand aber schon länger nicht mehr auf dem Spiel.

Es geht um eine Vorentscheidung im Kampf um Europa, im Kampf um die Champions League, im Kampf um Platz zwei.

Die Grazer UPC-Arena ist seit Wochen ausverkauft, die Spannung steigt. Denn beide Teams haben sich diese Ausgangsposition mit einem hervorragenden Frühjahr erarbeitet.

Doch mit wem planen die Trainer, welche Bedeutung hätte der zweite Endrang, wieviele Emotionen sind im Spiel und was macht die Teams so stark?

LAOLA1 ist vor dem "Duell der Emotionen" der Frage nachgegangen: Wer will es mehr?

PERSONELLES:

STURM: Ausgerechnet vor dem heißen Saisonfinale wird Sturms Personaldecke brüchig. Im schlimmsten Fall droht die gesamte etatmäßige Viererkette am Sonntag auszufallen. Hundertprozentig kein Thema sind die beiden Außenverteidiger Martin Ehrenreich (Wadenprobleme) und Christian Klem (krank). Ein Fragezeichen steht hinter dem Innenverteidiger-Duo Michael Madl (Adduktorenprobleme) und Lukas Spendlhofer (Muskelprobleme). Beide haben bis Donnerstag nicht trainiert, sind aber wieder am Weg der Besserung. "Es schaut ganz gut aus", ist der Kapitän der Schwarz-Weißen in der "Krone" optimistisch. Auch die Abschlusseinheit am Samstag war kein Problem für die beiden. Das freut Franco Foda, der zwischenzeitlich in dieser Woche nur 16 Spieler im Training begrüßen durfte. Klappt es beim starken Duo der Grazer doch nicht, sind Wilson Kamavuaka und Andreas Pfingstner bereit, die aber zuletzt in Wiener Neustadt noch gehörige Abstimmungsprobleme hatten. Als Außenverteidiger dürfte Igor Oshchypko links beginnen, während rechts Thorsten Schick zurückgezogen werden könnte oder Naim Sharifi seinen ersten Einsatz in der Kampfmannschaft seit seinem Kreuzbandriss vergangenen Juli bekommt. Alternativ kann Spendlhofer auch den Rechtsverteidiger geben und einer der zwei Ersatz-Innenverteidiger mit Madl im Zentrum beginnen. Angesichts der Stärke, die Rapid derzeit über die Außen ausstrahlt, keine unwahrscheinliche Variante.

RAPID: Ganz so gravierend sind die Probleme bei den Grün-Weißen nicht, trotzdem müssen sie im Schlager gegen Sturm auf einen wichtigen Spieler verzichten: Jan Novota. Grippe und Antibiotika unter der Woche zwingen den Schlussmann ausgerechnet in Graz zu einer Zwangspause. Damit rückt zum vierten Mal in dieser Bundesliga-Saison Ersatzmann Marko Maric in den Blickpunkt. Der 19-Jährige ließ sich bisher kaum etwas zu Schulden kommen und warf immer wieder eine Torwart-Diskussion auf. Diesmal darf sich der für Kroatiens U21 spielende Keeper wieder empfehlen. So wie aller Voraussicht nach Christopher Dibon. Gegen die Admira feierte der Innenverteidiger nach monatelanger Pause sein Comeback, auch gegen Sturm dürfte der 24-Jährige voraussichtlich den Vortritt gegenüber dem aufstrebenden Defensivspieler Maximilian Hofmann erhalten. Ansonsten deutet alles auf die Erfolgself der vergangenen Wochen hin. Somit darf auch Philipp Schobesberger nicht fehlen, zum Leidwesen von Deni Alar. Denn auch der Wade von Steffen Hofmann dürfte es wieder deutlich besser gehen, wenn man den Aussagen des Kapitäns Glauben schenkt.

BEDEUTUNG VON PLATZ 2:

STURM:  Der Traum von der Champions-League-Qualifikation lebt. Immerhin geht es um eine Mission von Franco Foda, die noch zu erfüllen ist. Bei seinem letzten Abschied 2012 stellte der Mainzer klar, dass er das Ziel CL-Gruppenphase noch mit den Schwarz-Weißen erreichen will. Die Chance ist in diesem Jahr verdammt groß, allerdings tritt der Coach vor dem vorentscheidenden Duell mit den Hütteldorfern auf die Euphorie-Bremse: "Wir sollten nicht den Fehler machen und nur auf den zweiten Platz schauen. Das Wichtigste ist, dass wir uns weiterentwickeln. Ich fordere keinen Sieg, sondern, dass wir mutig spieln und ans Limit gehen. Wenn wir das als Mannschaft abrufen, können wir auch gewinnen." Vor der Saison war das Erreichen eines internationalen Startplatzes das Ziel. Derzeit liegt man auf Kurs, doch der WAC liegt nur zwei Zähler hinter den Grazern auf Rang fünf. Ob Sturm also am Sonntag im Zweifelsfall wirklich alles riskieren wird, wird man sehen. Möglicherweise ist man auch mit einem Punkt ganz gut bedient. Enttäuschung würde sich nur breit machen, wenn man letztlich schon wieder das internationale Geschäft verpassen würde.

RAPID: Eigentlich startete Rapid mit dem Minimalziel Europacup in die Saison. In dieser Hinsicht sind die Hütteldorfer auf einem sehr guten Weg. Nach vielen Runden auf Rang zwei will man sich den CL-Platz aber nicht mehr nehmen lassen. "Wenn man schon so weit gekommen ist, wären wir natürlich enttäuscht, das muss man schon zugeben. Natürlich wollen wir jetzt Platz 2", kündigt Trainer Zoran Barisic gegenüber LAOLA1an. In diesem Zusammenhang will man aber auch Altach, das diesmal gegen den WAC patzte, nicht außer Acht lassen. Kapitän Hofmann sieht es nicht so eng wie der Chefbetreuer. "Enttäuschung ist zu viel gesagt, aber für Sturm wäre es genauso bitter, sie haben auch ein sehr gutes Frühjahr gespielt." Vorentscheidender Charakter kommt diesem Spiel auf dem Papier zu. Die Wichtigkeit dieser Partie ist in den Köpfen durchaus verankert. "Wir sind auch nicht blind, können alle die Tabelle lesen. Wir wollen es in unserer Hand behalten", meint Mario Sonnleitner. Hofmann wiegt hingegen ab: "Es ist sicher ein wichtiges, aber nicht das alles entscheidende Spiel. Da kommen noch einige Spiele. Egal, was am Sonntag passiert, glaube ich nicht, dass Sturm oder wir alle restlichen Spiele gewinnen werden."

EMOTIONSGELADENES DUELL:

STURM: Ausverkauft! Ein Wort, dass man in Graz fast nur noch vom Hörensagen gekannt hat. Aber angesichts der erfolgreichen Leistungen haben die Schwarz-Weißen ihre Heimstätte zum ersten Mal seit dem CL-Playoff gegen BATE Borisov wieder ganz voll bekommen. Die Kulisse ist speziell, der Gegner ist es auch. Die Ränge werden auch diesmal ihren Teil zu einer hoffentlich überwiegend stimmungsvollen und nicht gehässigen Atmosphäre beitragen. Diese hat natürlich wesentlichen Einfluss auf das Geschehen am Rasen. In den bisherigen vier Saison-Duellen gegen Rapid gab es für Sturm 12 Mal Gelb, ein Mal Rot und ein Mal Gelb-Rot. Referee Dominik Ouschan aus Vorarlberg dürfte also einiges zu tun bekommen, allerdings hat er keines der bisherigen Saisonduelle geleitet, was ein Vorteil für die Beteiligten sein kann. Besonders gefährdet ist Anel Hadzic, der in dieser Saison bereits zwölf (!) Gelbe Karten gesehen hat und mit einer weiteren erneut gesperrt wäre. Coach Foda rechnet mit einer hitzigen Partie: "Die Leute werden uns nach vorne treiben, aber wir brauchen einen klaren Kopf im Spiel!"

RAPID: Bei Sturm gegen Rapid prickelt es immer. Doch dieses Duell wird noch emotionsgeladener als die letzten ohnehin schon angeheizten Schlager. "Wir wissen, was uns erwartet. Es wird ein sehr schweres Spiel, gegen einen sehr starken Gegner vor einer traumhaften Kulisse. Vor so einem Ambiente zu spielen, wünscht man sich als Fußballer." Schon seit Wochen ist die UPC-Arena ausverkauft. Vor allem Florian Kainz, Robert Beric und Mario Sonnleitner steht gegen den Ex-Verein ein heißer Tanz bevor. Der Schweinskopf mit Kainz-Trikot und Hasstiraden gegen die Ex-Blackies sind noch in guter Erinnerung. "Das waren keine schönen Aktionen, aber für meine Familie war es noch schlimmer als für mich. Ich kann das ausblenden. Außerdem geht es nicht um mich", gibt Kainz zu. Für Sonnleitner werde kein Schweinskopf mehr ins Stadion transportiert, zu lange liegt seine Sturm-Zeit zurück. Trotzdem weiß er, dass seit dem GAK-Abschied die Rivalität noch größer ist. "Für Sturm sind die Rapidler der größte Feind, die wollen uns immer ein Bein stellen, was in letzter Zeit zum Glück kaum gelungen ist." Trotz der brisanten Atmosphäre soll es aber vor allem eines werden: ein unvergessliches Fußball-Fest. Dafür sollen nicht nur die Fans auf beiden Seiten, sondern auch die 22 Mann auf dem grünen Rasen sorgen.

DARUM SPIELEN RAPID UND STURM UM PLATZ 2:

STURM: Die Zahlen sprechen für sich: Unter Darko Milanic holte Sturm in neun Runden elf Zähler (3/2/4) und lag auf Rang sechs. In den ersten elf Spielen unter Franco Foda wanderten fünf Zähler mehr (5/1/3) aufs Sturm-Konto, womit man sich noch vor der Winterpause in eine gute Position bringen konnte. Bei seiner Rückkehr stabilisierte der 49-Jährige vorallem die Abwehr und gab dem Team so Sicherheit. Im Frühjahr gelang der nächste Schritt. Mit 26 erzielten Treffern sind die Steirer hinter Red Bull Salzburg die Tormaschine der Liga, gleichzeitig hat man die zweitwenigsten Tore (14) kassiert. So richtig durchgestartet ist Sturm in den letzten Wochen. Seit fünf Partien ist man ungeschlagen, vier davon hat man gewonnen. Nicht immer hat die Leistung über 90 Minuten überzeugt, aber dennoch nahm das Team konstant Punkte mit. Dass der Kampfgeist stimmt, war zuletzt in Wr. Neustadt zu sehen, als die Grazer zwei Mal einen Rückstand aufholen und so zumindest noch einen Zähler mitnehmen konnten: "Wir sind in der Lage, auch am Ende eines Spieles immer noch Tore zu erzielen. Das spricht für die Qualität und die Mentalität. Wir geben nie auf. Und das ist sehr positiv", bringt es Erfolgscoach Foda auf den Punkt.

RAPID: Der SK Rapid ist bisher das Team des Frühjahrs, knapp vor Sturm. Vor dieser Runde führten die Grün-Weißen diese Tabelle mit 24 Punkten aus elf Spielen an und wies einen Punkt mehr als Salzburg und die Grazer auf. Zudem kassierte man in den letzten 14 Spielen nur eine Niederlage, diese ausgerechnet im Derby. Die im Herbst noch fehlerhaft agierende Mannschaft ist zu einer Einheit geworden und gereift."Wir haben immer wieder Spieler drin, die entscheidende Sachen machen können. Deswegen sind wir dort, wo wir stehen. Wir wollen Platz zwei unbedingt verteidigen", meint Sonnleitner, der aber auch vor dem Gegner warnt: "Bei Sturm ist auch die Offensive das Prunkstück. Mit Roman Kienast haben sie wen gefunden, der Marko Djuricin gut ersetzt." Ähnlicher Meinung ist auch Steffen Hofmann. "Ich glaube, dass beide Mannschaften richtig gut drauf sind, in der Offensive richtig stark und für ein gutes Finish gut sind. Ich rate jedem Zuschauer, am Sonntag bis zum Schluss am Bildschirm oder Platz zu bleiben." Wenn dann ein Sieg rausschauen sollte, habe man laut Kapitän "einen guten Job gemacht." Gewarnt ist man aber allemal.


Andreas Terler / Alexander Karper