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"Wir haben dann naiv gespielt"

Die Salzburger Woche der Wahrheit war bis Sonntag gegen 18:45 Uhr nahezu perfekt. 

Die Wiener Austria wurde nach einer teilweise kritischen Anfangsphase 3:1 besiegt, Altach im Cup-Viertelfinale mit einem Schönheitsfehler (Rot für Martin Hinteregger) auswärts 4:0 geschlagen und bei Rapid führte der Meister zur Pause nach einer fulminant dominanten ersten Hälfte mit 3:0.

„Aber im Endeffekt schreibt Rapid gegen Salzburg immer eigene Geschichten“, wusste Marcel Sabitzer, der für beide Teams schon auflief, nach dem spektakulären 3:3 zu berichten. Tatsächlich kann man sich bei diesem Duell nie ganz sicher sein. Es scheint immer alles möglich.

„Rote Karte war eine dumme Aktion“

„Als neutraler Beobachter habe ich ein tolles Spiel zwischen zwei Mannschaften, die ständig nach vorne spielen, gesehen. Als Trainer von Red Bull Salzburg ärgere ich mich natürlich, wenn man als klar bessere Mannschaft zur Pause 3:0 führt und dann noch drei Tore bekommt“, sagte Adi Hütter.

Seine Mannschaft musste wie schon gegen Altach rund eine Hälfte zu Zehnt auskommen. Nach Hinteregger sah auch Andreas Ulmer diese Woche seine erste Rote Karte als Profi. 

„Ich wollte den Ball spielen, es war keine Absicht von mir“, beteuerte der Linksverteidiger, der nach Muskelfaserriss sein Comeback gab. Es war für die - wahrlich - Roten Bullen bereis der zehnte Ausschluss in dieser Saison.

Zufall oder mehr? Hütter: „Vielleicht ist es Zufall. Die gegen Martin Hinteregger unter der Woche habe ich nicht akzeptiert, über die heutige kann man diskutieren. Ich möchte Andi Ulmer aber nicht in Schutz nehmen. Er darf da nicht mehr hinrutschen. Es sind in jedem Fall zu viele Ausschlüsse.“

Sabitzer, der an allen drei Salzburger Toren beteiligt war und bei seinem Treffer nicht jubelte, meinte: „Die Rote Karte war eine dumme Aktion, aber das ist auch schon wieder vorbei. Mit ein bisschen Glück hätten wir den Sieg hinübergebracht.“

Unverständlich, ein 3:0 aus der Hand zu geben“

Christoph Leitgeb, der nach seinen leidigen Knieproblemen erstmals wieder in der Startelf stand („Körperlich brauche ich noch ein wenig“), sah weniger das fehlende Glück als Ursache.

„Wir haben dann naiv gespielt, sind zwei Mal in einen Konter gelaufen. Das darf uns nicht passieren. Es ist unverständlich, dass wir ein 0:3 noch aus der Hand geben“, so der 29-Jährige.

Sein Trainer gab ihm diesbezüglich Recht. „Mich ärgern die ersten beiden Tore, bei denen wir in einen Konter gelaufen sind. Bei einem eigenen Einwurf in der gegnerischen Hälfte sind wir dann zu unorganisiert. Wir haben zu große Löcher aufgemacht.“

Die Einwechslung von Philipp Schobesberger konnte Hütter („Er hat die letzten Wochen sehr gut gespielt“) nachvollziehen und musste anerkennen: „Wir haben auf den Flügeln Probleme gehabt.

"Rapid hat das mit den Spielverlagerungen sehr gut gemacht, da hatten wir zu wenig Zugriff, waren körperlich nicht mehr so spritzig. Trotz allem war es mit dieser jungen Mannschaft sehr ordentlich.“

Apropos jung: Weil Stefan Ilsanker auch noch verletzt ausschied, gab Lukas Gugganig sein Bundesliga-Debüt. Er, Valentino Lazaro, Duje Caleta-Car und Benno Schmitz sorgten für ein Durchschnittsalter der Abwehr von 19,25 Jahren.

„Duje hat heute ein gutes Spiel gemacht, Gugganig auch. Das dritte Tor war unglücklich“, lag es für Oldie Leitgeb, der am Dienstag 30 Jahre alt wird, am Ende nicht am „Kinderriegel“ sondern an der gesamten Mannschaft.

„Wir haben in Altach auch eine Hälfte mit einem Mann weniger gespielt. Man hat gemerkt, dass die Beine schwerer werden. Wir waren dann nicht so kompakt wie noch in der ersten Hälfte.“

Ulmer: „Wir sind teilweise zu tief hinten drin gestanden, haben nicht mehr so nach vorne gespielt. Es ist legitim, auch in Unterzahl einmal remis zu spielen.“ Aber: „Eine 3:0-Führung hätten wir dennoch über die Runden bringen können.“ Sabitzer schlug in eine ähnliche Kerbe.

„Wir haben schon erfolgreich in Unterzahl gespielt und wie bei der Admira noch 4:1 gewonnen. Aber das passiert auch nicht alle Tage. Rapid ist auch eine viel bessere Mannschaft. Durch die beiden schnellen Tore haben sie eine zweite Luft und ein enormes Selbstvertrauen bekommen.“

Wir haben eine gute Woche hinter uns“

Den ständigen Offensiv-Drang, den Salzburg hat und für den man manchmal auch bestraft wird, will Hütter nicht negativ ausgelegt bekommen.

„Das ist unsere Art von Fußball und die gilt es anzunehmen und zu akzeptieren. Fakt ist: Wir sind Tabellenerster, haben noch acht Runden zu spielen, wissen auch, dass wir noch sehr gut Fußball spielen müssen. Rapid schläft nicht, Sturm schläft nicht. Wir haben noch heiße Spiele vor uns.“

Sturm darf sich als Gewinner der Runde sehen, aber der Abstand auf den Zweiten Rapid blieb für Salzburg bei sechs Punkten. „So ein Sechs-Punkte-Polster ist wichtig, aber wir wissen, wenn wir nicht dran bleiben, dann können wir den auch noch verspielen. Wenn wir es so wie in der ersten Hälfte machen, werden wir es uns auch nicht mehr nehmen lassen“, hielt Sabitzer fest.

Hütter analysierte die Woche der Wahrheit positiv: „Es waren sieben von neun Punkten, da kann man nicht unzufrieden sein. Wir können mit dem Punkt leben, wir haben eine gute Woche hinter uns.“

 

Bernhard Kastler / Alexander Karper

Rapid Salzburg
Ballbesitz 58,6% 41,4%
Zweikämpfe 55% 45%
Eckbälle 7 3
Torschüsse 17 10
Torschüsse außerhalb Strafraum 5 5
Torschüsse innerhalb Strafraum 12 5
Kopfballchancen 1 0
Abseits 6 1
Fouls 17 15