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"Das war ein Blackout"

Wie normal es mittlerweile ist, dass ein Salzburg-Profi so eben mal drei Tore in einem Spiel erzielt, bewiesen die Stellungnahmen nach dem Spiel.

Ja, Alan sei ein besonderer Spieler, meinte Gerald Baumgartner nach Austrias 2:4-Heimniederlage. Abgesehen von diesem Nebensatz fand der Brasilianer keine Erwähnung.

Es war übrigens schon das vierte Mal in dieser Saison, dass dem Angreifer zumindest drei Treffer in einer Partie gelangen (Dinamo Zagreb, Sollenau, Wiener Sportklub).

Wobei es an diesem Samstag-Nachmittag dann doch etwas ganz Spezielles war. „In acht Minuten habe ich noch nie drei Tore geschossen“, strahlte Alan. Dementsprechend wurde der Matchball auch eingepackt: „Den bekommt mein Papa in Brasilien. Er hat alle Pokale und Bälle von mir.“

Keine Erklärungen

Die acht Minuten im Zeichen des Alan’schen Torriechers machten die Austria sprachlos. „Ich kann es mir wirklich nicht erklären“, versicherte Alexander Gorgon glaubwürdig und konnte deshalb nur mutmaßen, „vielleicht war es ein Moment der Nachlässigkeit. Vielleicht waren wir uns ein Prozent zu sicher. Vielleicht waren wir mental noch nicht ganz da.“

Auch sein Trainer vermochte keine Gründe zu finden: „Wir waren in einem Schockzustand. Es ist unerklärlich, dass wir in diesen acht Minuten vom Kopf her nicht bereit waren. Das war ein Blackout.“

„50 perfekte Minuten“

Dabei lief bis dahin bei den Veilchen alles wunderbar. Sein Team habe „50 perfekte Minuten gespielt“, stellte Baumgartner fest. Das war durchaus überraschend. Denn ohne Goalgetter Omer Damari hatte den Violetten kaum jemand zugetraut, Salzburg zu dominieren.

Austria verpasst 3:0

Die Salzburger hingegen enttäuschten vor der Pause im Angriffsspiel völlig, halbwegs gefährlich wurde es nur bei einem Freistoß von Massimo Bruno neben das Tor (39.) und einem Kopfball von Sabitzer über die Latte (40.).

Auch in der zweiten Hälfte schien vorerst die Austria Oberwasser zu haben.

In der 51. Minute rettete Andre Ramalho nach Stanglpass von Meilinger gerade noch vor dem einschussbereiten Royer, nach dem darauffolgenden Corner verfehlte ein Kopfball von Vance Sikov nur knapp das Ziel.

Eine 3:0-Führung für die Hausherren wäre wohl die Entscheidung gewesen, so aber drehten die Salzburger die Partie innerhalb von acht Minuten - und zwar dank Alan.

Doch „Ersatz-Stürmer“ Gorgon und die zehn Mann dahinter brachten eine ganz starke Leistung auf den Rasen. „Die erste Hälfte war unsere beste in der ganzen Saison. Da haben wir tollen Fußball gespielt“, sagte Alexander Grünwald, der Gorgon eine „super Partie“ bescheinigte.

Gorgons neue Rolle

Auch Baumgartner sah es so: „Gorgon war in der ersten Hälfte der überragende Mann auf dem Platz. Dynamisch, schnell, immer präsent und auch Torschütze.“ Warum er sich für diese Aufstellungsvariante entschieden habe? „Er, Royer und Meilinger waren in Top-Form, da wäre es schade gewesen, einen draußen zu lassen.“

Der Neo-Stürmer selbst sagte zu seiner ungewohnten Rolle: „Es war komplett neu für mich. Ich habe mich nicht unwohl gefühlt. Es war okay.“

„Wir waren unterirdisch“

Weniger mit Gorgons Position, vielmehr mit sich selbst waren in Hälfte eins die Salzburger beschäftigt. „Das war gar nichts – weder spielerisch, noch im Zweikampfverhalten. Wir waren wirklich überall unterirdisch“, fand Christian Schwegler deutliche Worte.

Marcel Sabitzer war nicht minder schockiert: „Ich habe mir am Platz gedacht, um was geht es da eigentlich? Wir haben fast alles vermissen lassen, was unser Spiel auszeichnet.“

„Dieses Gesicht wünsche ich mir“

Und dann kam Alan. „Du brauchst dann auch eine Aktion, die dir das Vertrauen für das Spiel wieder gibt. Es war eine Aktion aus dem Nichts, aber danach haben wir wieder den Faden gehabt“, so Schwegler.

RBS-Coach Adi Hütter vermutete: „Wenn man international spielt, nimmt man irrsinnig viel mit – auch vom Durchsetzungsvermögen her. Vielleicht haben sich die Spieler darauf besonnen.“ Nachsatz: „Das Gesicht der Mannschaft in der zweiten Hälfte war das, das ich mir als Trainer wünsche.“

„Ein Spiegelbild dieser Saison“

Die Austria konnte nicht mehr nachsetzen und musste sich letztlich über das eigene Unvermögen beklagen. „Wir haben nicht verloren, weil Salzburg so gut war, sondern weil wir den Sieg selbst aus der Hand gegeben haben. Wir waren nicht clever genug“, ärgerte sich Grünwald.

Der Blondschopf stellte pünktlich zur Saison-Halbzeit fest: „Dieses Spiel ist ein Spiegelbild dieser Saison. Wir bringen eine gute Leistung, spielen dann wieder schlecht.“

Für Gorgon war es das Vermögen bzw. Unvermögen vor dem Tor des Gegners, das letztlich den Ausschlag gegeben hatte: „Das Geheimnis lag diesmal in der Chancenauswertung. Salzburg hat aus vier Chancen vier Tore gemacht. Die haben einfach Klasse vor dem Tor.“

Zumindest indirekt war Alan dann doch noch einmal kurz das Thema.

Harald Prantl/Bernhard Kastler

Austria Salzburg
Ballbesitz 50,5 % 49,5 %
Zweikämpfe 51,5 % 48,5%
Eckbälle 6 6
Torschüsse 9 15
Torschüsse außerhalb Strafraum 2 5
Torschüsse innerhalb Strafraum 7 10
Kopfballchancen 2 2
Abseits 2 3
Fouls 16 12