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Nach Arschtritt konnte "Weltende" abgewendet werden

Nach Arschtritt konnte

"Wir müssen auch Real Madrid schlagen, wir müssen auch RB Salzburg schlagen, wir müssen eigentlich alle schlagen."

Die Reaktion von Zoran Barisic vor dem Duell mit Wr. Neustadt offenbarte, dass die Nerven beim SK Rapid nach drei Niederlagen in Folge angespannt waren.

Beim 3:0-Heimerfolg gegen das Tabellenschlusslicht war zwar auch nicht alles Gold, was glänzt, trotzdem offenbarte Kapitän Steffen Hofmann, welche Erleichterung diese drei Punkte für die Grün-Weißen bedeutete:

"Natürlich ist es befreiend. Wir haben drei Spiele verloren - und wir sind bei Rapid. Da darf man nicht drei, da darf man nicht einmal ein Spiel verlieren. Nach drei Niederlagen steht man immer kurz vor dem Weltende."

Dieses hat man gerade noch abwenden können.

Arschtritt und Gespräche zeigten Wirkung

Ob es der von Sportdirektor Andreas Müller angekündigte Arschtritt war oder aber die vielen Gespräche unter der Woche - die Arbeitsverweigerung aus dem Grödig-Spiel konnte vergessen gemacht werden.

Beim ungefährdeten Heimsieg präsentierten sich viele Spieler wieder von einer anderen Seite und ließen sich zumindest kämpferisch nichts zu Schulden kommen.

"Wir haben unter der Woche nicht nur über unsere Situation gesprochen, sondern auch darüber, was es bedeutet, für Rapid zu spielen. Dass ihnen bewusst ist, welch große Verantwortung das bedeutet, dass sehr viel verlangt wird und man viele Pflichten hat. Und dass man sofort in der Kritik steht, wenn man nicht funktioniert", schilderte Barisic.

Einigen musste dies scheinbar in Erinnerung gerufen werden. Denn der Auftritt vor 12.300 Zuschauern war von Anfang an aggressiv, engagiert und auf den Endzweck ausgelegt.

Fehlende Unbekümmertheit und Präzision

Das frühe Tor von Florian Kainz nach Traumpass von Kapitän Hofmann (13.) spielte den Hütteldorfern, die das Spielgeschehen dominierten, in die Karten.

Doch wieder einmal verpasste es Rapid, vorzeitig den Sack zuzumachen und die spielerischen Vorteile in Zählbares umzumünzen. In gewissen Situationen fehlte nach den Rückschlägen der vergangenen Wochen die Unbekümmertheit und Präzision

"Verunsicherung würde ich nicht sagen, aber wir hätten es noch besser und ruhiger spielen können", musste auch der Torschütze zum zwischenzeitlichen 1:0 zugeben.

Eine spielentscheidende Szene dann in der 43. Minute: Nach einem Foul von Daniel Schöpf an Steffen Hofmann zog der oftmals überfordert wirkende Schiedsrichter Dominik Ouschan die Rote Karte.

Rote Karte sorgte für Diskussionsstoff

Lange Zeit verzichtete der Referee auf Verwarnungen, ehe ihm die Partie mit drei Mal Gelb und einmal Rot binnen sieben Minuten zu entgleiten schien.

Der Platzverweis konnte von keiner Partei richtig aufgelöst werden. Foul ja, böse Absicht? Eher nein. Selbst das "Opfer" war sich nicht sicher.

"Für mich war es ein heftiger Tritt auf die Wade, aber ob man unbedingt Rot geben muss, weiß ich nicht", blieb Hofmann, der daraufhin angeschlagen ausgewechselt werden musste, ehrlich.

Eine Vorsichtsmaßnahme, nachdem die Wade zugemacht hatte. "Das hätte dann keinen Sinn mehr gemacht."

"Da gleich Rot zu ziehen, ist extrem"

Neo-Neustadt-Coach Helgi Kolvidsson wollte sich zur Schlüsselszene nicht äußern, auch Barisic hielt sich zurück.

"Steff hat nicht weiterspielen können, also hat er anscheinend was abgekriegt. In der Phase war es ziemlich hitzig. Da waren Attacken dabei, die nicht ohne waren."

Einer sah die Rote Karte als überzogen an, als absolute Fehlentscheidung. Einer, der im Vorfeld der Partie mehr im Mittelpunkt stand, als während dem Match: Stefan Maierhofer.

"Eine Entscheidung, die ich nicht nachvollziehen kann. Wenn einer gestreckt von hinten reinrutscht, okay. Wir wollen ja die Spieler schützen, das ist auch gut so. Aber das war ein normaler Zweikampf, wo er versucht den Ball wegzuspitzeln. Er hat ihn ein bisschen erwischt, aber auch den Ball. Da gleich Rot zu ziehen, ist für mich einfach extrem", verteidigte der "Major" Teamkollege Schütz.

Dem Schiedsrichter stellte der 2,02-Meter-Hüne aber allgemein kein gutes Zeugnis aus. "Der rennt drei Mal bei mir vorbei und sucht seine Stifte am Platz. Die Bundesliga kann nicht so einen nervösen Schiedsrichter herschicken, der seine Utensilien nicht bei sich behalten kann. Das ist schade."

Maierhofer nur ein Nebendarsteller

Als Ausrede wollte er dies für die Leistung der Wiener Neustädter jedoch nicht gelten lassen. Nach dem Hoffnungsschimmer mit dem 2:0-Sieg beim WAC war man diesmal chancenlos.

"Wir haben als Mannschaft nicht die Leistung von letzter Woche abrufen können, deshalb ist Rapid verdient als Gewinner vom Platz gegangen." In dieser Hinsicht gab ihm Kolvidsson bei seinem Bundesliga-Debüt als Trainer recht: Wir hatten keine spielerische Sicherheit, uns ist nicht viel gelungen."

Maierhofer hing indessen in der Luft, konnte keine Torszenen verbuchen und fiel nur bei einem Zusammenstoß mit Jan Novota auf.

Gelb war die Folge, im Nachhinein bedankte er sich beim Rapid-Keeper, dass dieser keine Schauspiel-Einlage hinlegte, ansonsten hätte der "Lange" in der chaotischen Phase auch durchaus mit Rot spekuliert.

"Ich fahre nicht heim und weine"

Dafür blieb es trotz der aufgeheizten Stimmung im Vorfeld relativ ruhig um seine Person. Leise Pfiffe bei Ballkontakten und nur bei seiner Auswechslung "Schmährufe" - damit wusste der ehemalige Rapid-Stürmer umzugehen.

"Mir tut es in gewisser Art und Weise nicht mehr weh. Ich fahre nicht heim und weine. Ich habe für den Verein immer alles gegeben und mir nie was zu Schulden kommen lassen. Nur weil ich eine Vergangenheit bei einem Verein habe, den die Rapid-Fans nicht mögen, wird das jetzt immer abgespielt. Es war heute nicht so schlimm wie im Hanappi, aber ich habe auch kein Tor gemacht und keine besonderen Szenen gehabt."

Die Protagonisten an diesem Abend waren zwei andere: Robert Beric und Kainz. Ersterer übertrumpfte mit seinen Saisontreffern zehn und elf bereits nach 15 Liga-Einsätzen für Rapid, seine 10-Tore-Marke aus Sturm-Zeiten. Zweiterer glänzte mit einem Tor und einem Assist.

Dieser bremste aber vor dem ausstehenden Auswärtsspielen beim WAC und Salzburg verfrühte Euphorie. "Wir müssen ganz klar am Boden bleiben. Jetzt haben wir wieder einmal gewonnen, wissen aber, dass die letzten Partien nicht so gut waren."

Zumindest das Weltende konnte vorerst abgewendet werden.


Alexander Karper

Rapid Wr. Neustadt
Ballbesitz 69,7% 30,3%
Zweikämpfe 65,7% 34,3%
Eckbälle 12 1
Torschüsse 23 3
Torschüsse außerhalb Strafraum 5 0
Torschüsse innerhalb Strafraum 18 3
Kopfballchancen 6 1
Abseits 3 2
Fouls 12 21