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Stankovic: "Ich hatte Gänsehaut“

Stankovic:

„Besser kann man es sich nicht vorstellen, es hat heute alles gepasst – bei mir und der ganzen Mannschaft“, strahlte Sturms Marko Stankovic.

Kein Wunder, entpuppte sich die Rückkehr des 28-Jährigen nach Wien-Favoriten doch als sportlicher und emotionaler Triumphzug.

3:0 gewonnen, dabei ein Tor erzielt, eines vorbereitet und als krönender Abschluss bei seiner Auswechslung in Minute 86 von beiden Fanlagern gefeiert.

„Ich hatte Gänsehaut und war sehr irritiert, sowas habe ich noch nicht erlebt. Ich hab eine gute Partie gemacht aber für den Gegner. Man merkt, dass ich hier schöne Jahre hatte und unter eigenartigen Umständen gegangen bin. So eine Rückkehr habe ich mir nicht erträumt. Ich bin sehr stolz, dass mir die Leute applaudiert haben. Das zeigt, dass ich hier sehr viel richtig gemacht habe“, gestand der Mittelfeldspieler bei LAOLA1.

„Vor der Ost wollte ich nicht jubeln“

Vier Jahre verbrachte er vor seinem Wechsel im Sommer nach Graz bei den Veilchen und aus diesem Grund verzichtete er bei seinem Treffer zum 1:0 (15.) auf einen Torjubel.

„Vor der Ost wollte ich nicht jubeln, das habe ich mir vorgenommen. Ich bin mit den Austria-Fans super ausgekommen. Es war ein sehr gutes Verhältnis. Wenn man die beste Zeit bis dato hier gehabt hat, muss man nicht unbedingt großartig vor den Anhängern jubeln.“

Anders wäre es gewesen, hätte Stankovic auf der anderen Seite, vor dem Sturm-Block getroffen. „Vor unseren Fans wäre es nicht okay gewesen, nicht zu jubeln. Ich haue ja alles für Sturm rein.“

Beste Saisonleistung

Sein Führungstreffer war die Initialzündung für eine ganz starke Performance der „Blackies“. „Wir haben danach nachgesetzt, haben uns  nicht zurückgezogen, sondern haben offensiv nach vorne verteidigt. Die Austria war dann verunsichert, die Leute im Stadion sind langsam unruhig geworden. Das hat uns in die Karten gespielt. Und wir haben das eiskalt ausgenutzt“, meinte der Steirer, der sogar von der „besten Leistung der Elf in dieser Saison sprach.“

Mit dem Zusatz: „Wir werden jetzt aber nicht überheblich und bilden uns darauf etwas ein. Wir haben uns selbst gezeigt, dass wenn wir hart arbeiten und die Konzentration auf 100 Prozent halten, wir eine richtig gute Mannschaft sind. Mit nur einem Prozent weniger bekommen wir allerdings Probleme.“

Foda stolz

Der Erfolg ließ die Grazer Wien-Wochen doch noch versöhnlich ausklingen. Von einer Wende wollte Stankovic allerdings nicht sprechen.  „Wir haben zuletzt leider zwei Mal gegen Rapid verloren, aber nicht zwei Mal alles falsch gemacht. Bei zwei Niederlagen hat man dann dennoch schlechte Argumente. Das Spiel heute zeigt uns, wo wir die Hebel ansetzen müssen. Wenn wir alles abrufen und die Konzentration hochhalten, sind wir eine sehr gute Mannschaft, wenn nicht werden wir wieder einen Einbruch haben.“

Trainer Franco Foda war jedenfalls „sehr stolz, die Mannschaft hat ein tolles Spiel abgeliefert. Die Austria war 15 Minuten stark, mit dem 1:0 haben wir uns aber gefangen. Dann hat man gesehen, was in dieser Mannschaft steckt. Mit frühem Pressing haben wir die Austria zu ihren Fehlern gezwungen. Es gibt aber sicher noch einiges zu tun.“

Violette Fassungslosigkeit

So groß die Freude im schwarz-weißen Lager war, so groß war die Frustration im violetten. „Wir sind mit der Euphorie von zwei Siegen ins Spiel gegangen. Wir waren 20 Minuten stark, dann haben wir es Sturm mit individuellen Fehlern leicht gemacht. Wir haben uns selbst auf die Verliererstraße gebracht, und wir haben offensichtlich zu wenige Typen in der Mannschaft, die solche Spiele dann noch drehen können. Die Situation ist schwierig“, analysierte Coach Gerald Baumgartner.

Seine Spieler wirkten hingegen richtig fassungslos. „Mir fehlen ein bisschen die Worte. Wir nehmen uns immer viel vor, mit einem Sieg hätten wir oben anschließen können. Doch immer wenn wir die große Chance haben, vermasseln wir es. Woran das liegt? Da müssen wir uns selber hinterfragen. Ich denke schon, dass wir den Ernst der Lage erkennen. Doch es geht in die falsche Richtung. Es ist alles ein Schas“, erklärte Marco Meilinger.

Lukas Rotpuller: „Wir haben uns durch leichte individuelle Fehler selber bestraft. Wir hatten zu wenig Ballsicherheit, haben viel zu einfach Konter zugelassen. Dann bekommt man eben solche Tore. Und danach haben wir nicht mehr in die Spur gefunden. Es war zu wenig.“
Austria Sturm
Ballbesitz 60,6% 39,4%
Zweikämpfe 55,6% 44,4%
Eckbälle 7 3
Torschüsse 15 20
Torschüsse außerhalb Strafraum 8 6
Torschüsse innerhalb Strafraum 7 14
Kopfballchancen 1 1
Abseits 2 4
Fouls 9 14

Keiner wollte mehr richtig den Ball

Vor allem nach dem 0:1 boten die Violetten eine erschreckende Darbietung. „Wir waren völlig verunsichert. Keiner wollte mehr richtig den Ball.“

Nun gilt es die höchste Heimniederlage seit eineinhalb Jahren (0:4 gegen WAC) schnell wieder aus den Köpfen zu bringen, schließlich steigt in einer Woche das Wiener Derby.

„Wir haben eine ganze Woche, um uns zu sammeln und das Spiel aus den Köpfen zu bekommen. Wir werden alles unternehmen, um gegen Rapid zu gewinnen“, so Meilinger abschließend.

Und aus Austria-Sicht kann man es sich nur besser vorstellen...

 

Martin Wechtl / Harald Prantl