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"Holen uns hier die Kraft für die CL-Qualifikation"

Nur noch 79 Punkte auf den Bundesliga-Rekord der Wiener Austria. Nur noch 104 Tore auf die eigene Bestmarke.

Und auch wenn es am Ende zu beidem nicht reichen sollte, Meister Red Bull Salzburg hat mit dem 6:1-Sieg zum Saison-Auftakt gegen Vize Rapid die Titelverteidigung gefühlt schon in der Tasche.

Auch wenn es nur die erste von 36 Partien war, zeigte das Spiel bereits, dass die Kluft zwischen dem Double-Sieger und dem Rest der Liga – wie vor Saisonbeginn erwartet – größer wurde. Egal, ob die Partie über weite Strecken ausgeglichener war, als das Ergebnis am Ende vermuten ließ.

Neuer Trainer, alte Dominanz

„Es war nur ein Match, das man nicht überbewerten braucht. Die Saison dauert noch lange.“

Andreas Ulmer, seines Zeichens der erste Torschütze der von Oliver Kahn vor 19.801 Zuschauern eröffneten 41. Bundesliga-Saison, gab sich nachher natürlich diplomatisch.

Doch alleine die beiden Wechsel rund um Minute 66 waren sinnbildlich. Salzburg brachte Marcel Sabitzer, Rapid Philipp Schobesberger. Ein Teamspieler hier, ein Ex-Regionalligaspieler und Bundesliga-Debütant da.

Beim ersten Bundesliga-Spiel unter Neo-Trainer Adi Hütter spielten elf Salzburger, die vergangene Saison schon dabei waren, Rapid indes ohne vier abgewanderte Leistungsträger (Trimmel, Burgstaller, Sabitzer, Boyd). Da die weitere Konkurrenz tendenziell nicht stärker erscheint, ist der nächste Start-Ziel-Sieg logisch.

Vergangene Saison war Rapid der einzige Gegner, gegen den sich die „Bullen“ schwer taten. Sie verloren dabei zwei Partien (jeweils 1:2), spielten einmal remis (1:1) und gewannen einmal 6:3.

„Ein 6:1 gegen Rapid ist nicht alltäglich“

Dieser Sieg am 2. März dieses Jahres markierte auch die letzte Liga-Niederlage der Wiener, nach elf Spielen beendete Salzburg die Serie wieder mit sechs Toren – und einem großen Ausrufezeichen.

„Es war ein Auftakt nach Maß, eine überzeugende Leistung meiner Mannschaft, ich gratuliere ihr dazu. Ein 6:1 gegen Rapid ist nicht alltäglich, auch wenn man die letzten Spiele hernimmt.“

Hütter, der vergangene Saison mit Grödig auch kein Bundesliga-Match gegen Rapid verlor, durfte sich somit über einen besonderen Liga-Einstand als Salzburg-Coach freuen.

„Wir haben heute als geschlossene Mannschaft gezeigt, wie man auftritt. Wir waren stets kompakt und sehr gut gegen den Ball, was uns tolle Situationen nach vorne beschert hat. Ich freue mich, dass mir die Mannschaft im ersten Spiel einen Sieg geschenkt hat“, so der 44-Jährige zufrieden.

„Das kann man mal so machen“, lächelte auch Kevin Kampl, der wie alle anderen nicht damit gerechnet hat.

„Wir haben uns nicht erwartet, dass es so eine klare Geschichte wird. Wir haben das aber gut gemacht, ließen Rapid nicht ins Spiel kommen  und haben unsere Chancen genützt. Somit geht das klare Ergebnis auch in Ordnung“, jubelte Joker Sabitzer nach seinem ersten Liga-Sieg mit Salzburg.

Salzburg ist hungrig geblieben

Der 20-Jährige hörte laut eigenen Angaben die unschönen Sprechchöre der Gäste-Fans nicht, hatte aber nach der Partie Mitleid mit seinen Ex-Teamkollegen. „Ich habe noch viele Freunde dort. Unterm Strich will ich aber mit Salzburg gewinnen, das ist jetzt das Wichtigste.“

Das ist eindrucksvoll gelungen, Rapid kassierte die höchste Niederlage seit 2002 – ebenfalls ein 1:6, damals noch gegen die Salzburger Austria. Torschütze Kampl erklärte nach der Partie, warum.

„Wir wussten, dass wir als Gewinner vom Platz gehen würden, wenn wir unsere Basis auf das Feld bringen. Wir haben unseren Plan klar umgesetzt, wir haben sehr abgeklärt gespielt, nur wenige Chancen zugelassen und vorne unsere Tore super gemacht. So macht das auch richtig Spaß.“

Ein weiterer Grund, warum auch diese Saison RBS nicht zu knacken sein wird. Man hört nicht auf.

„Wir haben nicht locker gelassen, das fand ich toll, und das zeigt auch den Charakter der Mannschaft. Der ist einmalig“, lobte Kampl, der sich im Sommer für einen Verbleib entschied.

Kraft für CL-Quali getankt

Bei über 30 Grad konnte Salzburg marschieren und marschieren und überrannte Rapid in der Schlussphase. Die Mozartstädter bekamen extra länger Urlaub, um wieder physisch und mental frisch in die Saison zu gehen. Es zeigte sich gleich, wie wichtig das für ihr Spiel ist.

„Wir holen uns hier die Kraft für die Champions-League-Quali, wir brauchen da vier sehr gute Spiele, um endlich unseren Traum von der Champions League wahr zu machen. Und wenn die Bedingungen solche sind, musst du noch mehr an die Grenzen gehen, das macht das Team super.“

Kampl denkt wie alle Salzburger weiter. Es wurde in der Sommerpause alles auf das große Ziel Champions-League-Gruppenphase ausgelegt. Die Mannschaft wurde gehalten, das Team in der Breite verstärkt und trotz Trainer-Wechsel hat sich am Spiel freilich nichts geändert.

Hütter bot, für Salzburg in der RB-Ära bislang ungewöhnlich, keine Neuzugänge in der Startelf auf. Hätte Andre Ramalho in der Vorbereitung nicht mit einem Ödem im Bauchmuskelbereich zu kämpfen gehabt, wäre die Standard-Startelf aufgelaufen. So kam der Brasilianer später für Franz Schiemer.

Never change a winning team

„Die Mannschaft hat letztes Jahr total überzeugenden Fußball gespielt, den Spielstil hat sie im Blut. Die Neuen brauchen Zeit“, weiß Hütter, der gegenüber der Vorsaison und Vorgänger Roger Schmidt jeweils um ein Tor besser startete. 2013 begann RBS im Cup 9:0 (nun 10:1), in der Liga in Wr. Neustadt 5:1.

Die Bundesliga bescherte Salzburg mit Rapid einen für die CL-Quali entsprechenden Auftakt-Gegner, auch wenn das in erster Linie dem würdigen Rahmen für einen Saisonstart und dem damit verbundenen Ehren-Ankick Oliver Kahns („Ich hätte mir noch mehr Fans erwartet“) geschuldet war.

Hütter: „Es war ein Gradmesser. Rapid war Zweiter und mit dem 6:1 haben wir ein deutliches Zeichen gesetzt. Wir haben hohe Ziele und müssen schauen, dass wir unsere Möglichkeiten an die Spitze treiben. Das Team hat ein gutes Gesicht gezeigt, aber wir haben noch Luft nach oben.“

Und noch Alternativen, wie etwa Massimo Bruno, der nicht zum Einsatz kam. „Wir brauchen diese Alternativen, weil wir hoffentlich wieder sehr viele Spiele haben werden. Das Ziel ist die Champions-League-Gruppenphase und dazu braucht es nicht nur 13, 14 topfitte und qualitativ hochwertige Spieler, sondern mehr. Ich will dann auch irgendwann rotieren“, sagte der Coach.

„Der Traum muss in Erfüllung gehen“

Alles für die Champions League ist das Motto in Salzburg. Und es wäre auch an der Zeit.

„Wir sind eine gute Truppe, das wissen wir. Deswegen muss jetzt der Traum endlich einmal in Erfüllung gehen, dass wir es in die Champions League schaffen. Das haben wir uns nach zwei Jahren harter Arbeit verdient, um zu sehen, wie wir gegen Weltklasse-Mannschaften aussehen. Ich bin sicher, dass wir denen auch Paroli bieten können, wenn wir alles auf den Platz bringen.“

Salzburg will im Gegensatz zum Vorjahr das große Ziel erreichen. Hierzulande ist man ohnehin in einer eigenen Liga. Auch wenn es nur ein Spiel war, es wurde schon jetzt imposant unterstrichen - durch die andauernden Salzburger Festspiele.

 

Bernhard Kastler

Salzburg Rapid
Ballbesitz 54,5% 45,5%
Zweikämpfe 55,6% 44,4
Eckbälle 3 5
Torschüsse 17 15
Torschüsse außerhalb Strafraum 5 6
Torschüsse innerhalb Strafraum 12 9
Kopfballchancen 1 2
Abseits 5 2
Fouls 17 13