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"Wir brauchen die Flinte nicht ins Korn werfen"

Erinnerungen an die vergangene Auftaktphase wurden wach.

Nicht nur auf Salzburger Seite nach dem 6:1 gegen Rapid (Hier zum Bericht). Die Wiener starteten vor einem Jahr ähnlich ernüchternd, am Ende wurden elf Spiele in Folge nicht verloren.

2013 war es schon im Cup soweit, als Rapid dem LASK im Elferschießen unterlag. Dieses Mal kassierten die Hütteldorfer die höchste Liga-Niederlage seit 2002, ein 1:6 bei Austria Salzburg.

„Das dauert eben“

Nach dem Aderlass im Sommer, mit Christopher Trimmel, Guido Burgstaller, Marcel Sabitzer und Terrence Boyd gingen vier Leistungsträger, forderte Trainer Zoran Barisic bereits zuvor Geduld.

Das hat sich nach der Abfuhr zum Auftakt freilich nicht geändert. „Es ist für uns ein bitterer Moment, aber wir werden unsere Lehren daraus ziehen. Auch vergangene Saison ist zu Beginn nicht immer alles rund gelaufen. Wir wollen wieder dort hinkommen, wo wir am Ende der vergangenen Saison waren. Aber dafür bedarf es Zeit“, betonte der 42-Jährige nach der Partie.

Gegen diese Salzburger Mannschaft zu verlieren ist wahrlich keine Schande, wenngleich den stolzen Grün-Weißen freilich die Höhe schmerzt. Am Ende war der Unterschied aber eklatant.

„Wir haben eine neue, junge Mannschaft und gesehen, dass wir in einigen Belangen unterlegen waren. Was das Körperliche, die Zweikampfstärke und die Handlungsschnelligkeit betrifft. Einige Dinge sind noch nicht eingespielt, das dauert eben“, hielt Barisic noch einmal fest.

„Nach dem 0:3 war das nichts von uns“

Einige Wiener waren an diesem Nachmittag letztlich vor allem mit dem Salzburger Tempo überfordert, unter anderem auch der überraschend als Rechtsverteidger aufgebotene Max Hofmann.

„Das nehme ich auf meine Kappe, den Jungen trifft keine Schuld“, schützte Barisic seinen Spieler.

Auch deswegen, weil Rapid lange jene schlechte Figur machte, wie es das 1:6 vermuten ließ.

„Bis zum 0:2 war es ausgeglichen, ab dem 0:3 war das nichts mehr von uns und dann sind wir unter die Räder gekommen“, erklärte Mario Sonnleitner, warum am Ende die Sechs stand.

Kapitän Steffen Hofmann, Ehren-Torschütze per Elfmeter (92.), führte hier den regierenden Meister an: „Wir haben da erfahren, dass Salzburg nach wie vor die beste Mannschaft Österreich ist. Nach dem 0:3 haben sie gezeigt, welche Klasse sie besitzen. Sie waren befreit und unsere Beine schwer.“

Nicht alles negativ sehen

Doch eben bis zum 0:3 konnten die Gäste gute Chancen kreieren, nur nicht verwerten. Es war für die heißen Temperaturen ein ansehnlicher Kick, so wie zuletzt in den Duellen dieser beiden Teams.

„Wir hatten Möglichkeiten, um in Führung zu gehen, so haben wir durch zwei Unachtsamkeiten zwei Tore kassiert. In der Pause haben wir uns vorgenommen, offensiv weiterzuspielen, um den Anschlusstreffer zu erzielen. Steffen hat leider eine Chance vergeben und mit dem 0:3 hat sich Salzburg in einen Rausch gespielt“, analysierte Barisic, der ob des Gegners realistisch blieb.

„Es ist eine Niederlage, die hoch ist, die aber auch nicht so hoch ausfallen hätte müssen. Wenn du gegen Salzburg spielst, brauchst du auch ein wenig Glück, dass sie nicht so effizient vor dem Tor sind und selbst musst du die Chancen reinmachen. Das ist uns nicht gelungen. Ich will diese Niederlage nicht überbewerten, wir haben verdient verloren, aber zu hoch.“

Geknickt, aber nicht gebrochen

Auch seine Spieler waren nach der Partie geknickt, aber nicht gebrochen.

„Die Anfangsphase war in Ordnung, beide Teams haben ihre Chancen gehabt und bis zum 3:0 war es okay. Es hätte in manchen Phasen auch etwas in unsere Richtung kippen können“, so Hofmann nach seiner höchsten Niederlage im Rapid-Dress in der kurz unterbrochenen zwölfjährigen Ära.

Die Fans nahmen ihren Spielern die Mega-Pleite nicht krumm, sie sangen ihre Sprechchöre bis zum Schluss lautstark, feierten trotdzem und bewiesen auch noch Humor, als sie vor dem Hofmann-Elfer beim Stand von 0:6 „Ausgleich, Ausgleich“ skandierten.

Ihre Kicker versprachen indes Besserung.

„Es war ein Spiel und wir brauchen nicht die Flinte ins Korn werfen. Wir müssen schauen, dass wir in die Spur kommen, unser Spiel machen und ich bin überzeugt, dass wir besser sind als das Ergebnis gezeigt hat. Aber wir müssen und werden uns steigern“, gelobte Hofmann, der die positive Erkenntnis des Chancen-Kreierens aus Salzburg mitnahm.

„Wir werden es wieder schaffen“

Mit dem Verlust wichtiger Spieler haben die Hütteldorfer ja mittlerweile umzugehen gelernt.

Sonnleitner: „Wir müssen jedes Jahr mit einem Aderlass kämpfen, werden das aber auch schaffen. Ich bin guter Dinge, dass wir das Spiel abhaken können. Wir müssen es eben knallhart analysieren. Nächste Woche gibt es ein neues Spiel, wo wieder drei Punkte vergeben werden. Und ob du jetzt mit einem Gegentreffer verlierst oder mit sechs ist in Wahrheit scheißegal.“

Aber was muss sich speziell ändern? „Wir müssen mehr Dominanz in unser Spiel reinbringen, bessere Ballbesitz-Staffeln hinkriegen. Hinten müssen wir besser verteidigen, die Räume enger machen, bei Bällen nicht die Tiefe hergeben. Vorne müssen wir eiskalt sein. Das Einmaleins des Fußballs eben. Das muss man immer besser machen als der Gegner.“

Barisic ergänzte: „Wir waren auch nicht robust genug, da gibt es Verbesserungspotenzial.“

Kommenden Samstag gastiert Ried, das per 3:1 gegen Wiener Neustadt ein Erfolgserlebnis zum Auftakt feierte, im Happel-Stadion bei Rapid.

Nach der Lehrstunde in Salzburg (Barisic: „Solche Gegner machen auch uns stärker“) will Rapid in Wien aber schon ein ganz anderes Gesicht zeigen. Wie vergangenes Jahr mit Fortlauf der Saison.

Ruhig (Wiener) Blut heißt das grün-weiße Motto. Wie 2013.

 

Bernhard Kastler

 

Salzburg Rapid
Ballbesitz 54,5% 45,5%
Zweikämpfe 55,6% 44,4
Eckbälle 3 5
Torschüsse 17 15
Torschüsse außerhalb Strafraum 5 6
Torschüsse innerhalb Strafraum 12 9
Kopfballchancen 1 2
Abseits 5 2
Fouls 17 13