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Grödig goes Europacup: "Eine Wahsinns-Geschichte"

Grödig goes Europacup:

Es gibt gewiss zwei Dinge, die sich Österreich vor einem Jahr nicht wirklich vorstellen konnte: Den Sieg beim Song Contest sowie Grödig im Europacup. Beides ist nun Realität.

Der belächelte Dorfklub aus Salzburg, der vergangene Saison erstmals in die Bundesliga aufstieg und  dabei in Wien auf den Namen „Gröding“ hörte, hat es durch ein 3:3 in Innsbruck am 36. Spieltag der Bundesliga tatsächlich nach Europa geschafft. Auch weil die Austria mit einem 1:2 gegen Sturm mithalf.

Doch es ist ein Verdienst des Liga-Neulings, der sich auch durch den Wettskandal im Herbst sowie die Abgänge im Winter nicht vom Weg abbringen ließ und am Ende eine der größten Sensationen in der österreichischen Fußball-Geschichte ablieferte. Dementsprechend wurde in Innsbruck gejubelt.

„Das ganze Jahr ein Krimi“

„Es ist einfach überragend“, hielt Manager Christian Haas bei „Sky“ fest und konnte sein Glück nicht fassen. Immer wieder zog es dem Architekten dieses Erfolges das Grinsen auf, am Ende lachte der 35-Jährige einfach nur darauf los. Ja, sein SV Grödig, hat es wirklich geschafft – nach einem echten Krimi.

„Das war es das ganze Jahr, auch heute. Ich habe mir nebenbei auch die Austria angeschaut, eigentlich schon mehr als unser Spiel. Wenn mir jemand vor dem Spiel gesagt hätte, dass ein 3:3 reichen würde, das hätten wir nicht geglaubt. Aber jetzt spielt der SV Grödig im Europacup.“

Haas hatte mit dem Blick nach Wien das eigene 3:2 verpasst. „Nervlich war es ganz schwierig“, so der Manager, der nicht zu grinsen aufhörte. „Wir sind Dritter geworden, das ist überragend. Es musste einmal das Ziel sein, in den Europacup zu kommen, jetzt haben wir es gleich im ersten Jahr geschafft und wir freuen uns nun auf den Flieger.“

Grödig war in Führung gelegen und im Europacup, dann drehte Wacker die Partie und die Salzburger waren Vierter in der Tabelle. Nach dem 3:2 für Grödig erzielte die Austria gegen Sturm den Ausgleich, kassierte aber gleich wieder den Rückstand. Wacker glich noch zum 3:3 aus, deswegen hätte den Wienern ein Tor gereicht. Die Grödiger schauten am Spielfeld auf ihr Handy – und jubelten am Ende.

„So einen Krimi zu haben und dann als Sieger hervorzugehen, das ist eine Wahnsinns-Geschichte. Wir sind von den Emotionen überwältigt und die ganze Mannschaft mit dem Trainer-Team sowie Christian Haas, wir freuen uns einfach“, kommentierte 2:2-Torschütze Didi Elsneg seine Gefühlswelt.

Bald-RBS-Coach Hütter nach Spielende überwältigt

Vor allem sein Trainer Adi Hütter war nach Spielende überwältigt: „Ich bin sprachlos. Es haben sich unglaubliche Szenen in dieser letzten Partie abgespielt. Die Mannschaft ist außer Rand und Band, man kann es nicht in Worte fassen. Es ist ja nicht nur das heutige Spiel, sondern was wir über das ganze Jahr geleistet haben. Auch die letzte Saison schon, in der wir aufsteigen konnten. Nun konnten wir einen Klub wie Meister Austria hinter uns lassen, es ist unglaublich.“

Gerechnet hat damit zu Beginn der Saison freilich keiner. „Es ist natürlich komisch, weil es andere Favoriten gab. Aber es ist der Lohn für intensive Arbeit, natürlich war auch Glück dabei. Für die Spieler ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, jubelte Elsneg, der Leihspieler aus Kapfenberg.

Am Anfang dieser Saison ging es bei Grödig in erster Linie um eine Stadion-Zufahrt, am Ende nun um ein Europacup-Abenteuer, das auf das Team von Neo-Trainer Michael Baur wartet.  Die „Village People“ haben in der österreichischen Fußball-Geschichte einen absoluten Hit geschrieben.

„Wurden nicht ernst genommen“

„Wir sind nicht ernst genommen worden. Wir wurden immer als Gröding bezeichnet, wir heißen aber Grödig und in Wien wird man das jetzt auch wissen“, fühlt sich Haas, der am Sonntag noch Gerhard Goldbrich für den Sieg des SK Sturm in Wien dankte, in seiner Vision mit dem Dorfklub bestätigt.

Am Sonntag wurde noch ordentlich gefeiert, gemeinsam ging es zurück nach Grödig, wo im Hotel Untersberg Spieler, Betreuer, Funktionäre und Fans ausgelassen feierten. „Es wird gefeiert wie noch nie und wohl nicht nur am Sonntag, auch am Montag“, kündigte der Sportchef an.

Damit gibt es ein gelungenes Abschiedsfest für Hütter, der in zwei Saisonen den damaligen Zweitligisten aus dem 6000-Seelen-Ort in die Europa League führte. Der Vorarlberger wird innerhalb des Bundeslandes befördert und Montagmittag als neuer Trainer von Red Bull Salzburg vorgestellt.

Dieses offene Geheimnis dementierten Hütter und Ried-Manager Stefan Reiter, der an dem Coach sehr interessiert war und nun Oliver Glasner bestellte, in ihren TV-Interviews nicht mehr wirklich.

Hütter, der sich nach Bierduschen für Aussehen und Gestank entschuldigte, hofft indes, „Spuren in Grödig hinterlassen zu haben. Die Fans haben das sehr schön plakatiert, nämlich mit ‚Ein Großer geht. Ich fühle mich jetzt nicht wie ein Großer, ich fühle mich nur bestätigt. Ich wünsche allen und Michael Baur alles Gute für die Europacup-Saison. Ich werde vor dem Fernseher sitzen und mir das anschauen. Es macht mich stolz, so etwas hinterlassen zu haben. Eine Mannschaft, die hungrig ist, Mentalität hat und tollen Fußball spielt.“

Und nun auch noch im Europacup steht.