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RBS nach 5:1: "Sind noch nicht an unserer Grenze"

RBS nach 5:1:

5:1 im ersten Liga-Spiel der neuen Saison.

Es war nicht der höchste Sieg Red Bull Salzburgs zum Auftakt einer Bundesliga-Spielzeit. Das Debüt von Trainer Co Adriaanse 2008 zu Hause gegen den SV Mattersburg fiel mit 6:0 etwas klarer aus.

Nichtsdestoweniger war dieser Triumph in Wiener Neustadt das erste Statement, das der titellose Vizemeister der vergangenen Saison abgegeben hat. Hörbar zufrieden waren die Reaktionen.

„Vom Ergebnis können wir sicherlich zufrieden sein. Wir haben gesagt, wir wollen gleich zu Beginn ein Zeichen setzen. Das ist uns gelungen“, erklärte etwa Jakob Jantscher, der aufgrund seiner guten Trainingsarbeit den Startelf-Vorzug gegenüber Marco Meilinger bekam, nach dem Kantersieg.

„Wichtig, die gute Vorbereitung zu transportieren“

Sein Trainer sah das nicht anders: „Wir haben eine sehr gute Vorbereitung gespielt und da ist es immer sehr wichtig, so etwas ins erste Spiel zu transportieren. Wir haben absolut verdient gewonnen, das Spiel frühzeitig entschieden. Von dem her bin ich sehr zufrieden.“

Auch das zwischenzeitliche 1:1 durch Mario Pollhammer ließ nie daran zweifeln, wer an diesem Samstag den Platz als Sieger verlassen würde. Zumal der Mann des Abends, Jonathan Soriano, postwendend mit seinem zweiten von drei Treffern die Führung wiederherstellte.

Der Spanier, seit vergangener Woche offiziell neuer Kapitän der „Bullen“, traf damit nach dem 9:0-Sieg im ÖFB-Cup in St. Florian auch gleich in seinem zweiten Pflichtspiel. „Das Wichtigste ist, dass das Team gewonnen hat“, übte sich der 27-Jährige aber wie gewohnt in katalanischer Bescheidenheit.

Offensiv zündeten die Mozartstädter gegen zumeist überforderte Hausherren ein Feuerwerk ab, auch weil die in der Vorbereitung proklamierte Arbeit gegen den Ball Früchte trug.

Arbeit gegen den Ball fruchtete

„Wir haben in vielen Situationen super gespielt, etwa tief in der gegnerischen Hälfte ganz tolle Balleroberungen gehabt, so wie wir es wollen“, so Schmidt, der ein 4-4-2 aufs Feld schickte.

Die Überlegenheit musste auch sein Pendant, Heimo Pfeifenberger, eingestehen.

„Man hat gesehen, dass Salzburg überragend war. Sie haben besondere Spieler, die Offensive ist sehr stark, da haben wir selten den Zugriff bekommen. Im Defensivverhalten haben sie sich zudem weiterentwickelt“, schilderte der Neustadt-Coach und fragte Schmidt, ob er das richtig erkannt habe.

„Das stimmt schon, das war auch unser Ziel“, pflichtete der Deutsche bei. Doch die Salzburger waren nicht ausnahmslos zufrieden. Etwa das Gegentor aus dem Nichts wäre zu verhindern gewesen.

„Das war überhaupt nicht notwendig“, ärgerte sich etwa Innenverteidiger Martin Hinteregger.

Salzburg auch selbstkritisch

Kevin Kampl, der zuletzt im LAOLA1-Interview das Wiederfinden seiner Torgefahr als persönliches Ziel ausgab und prompt einen Doppelpack schnürte, zeigte sich ebenfalls selbstkritisch.

„Es waren vor der Pause zu einfache Fehler dabei, wir waren zu weit weg vom Gegner und hatten leichte Ballverluste“, haderte der Slowene. Schmidt gab seinem Schützling dahingehend Recht.

„Wir waren teilweise in unserem taktischen Verhalten nicht so diszipliniert, vor allem in der Arbeit gegen den Ball. Wir haben uns eine Spielweise auferlegt, in der wir in einem sehr hohen Tempo attackieren. Das funktioniert nur, wenn alle 100 Prozent mitmachen und aufmerksam sind. Das hat der eine oder andere Spieler nicht gemacht und dann konnte sich der Gegner befreien.“

Junges IV-Duo auch gegen Fenerbahce

Für sein junges Innenverteidiger-Duo Martin Hinteregger (20) und Andre Ramalho (21) gab es allerdings einmal mehr Lob: „Die beiden haben das hervorragend gemacht.“

Ob der Verletzungsmisere, aktuell ist kein anderer Innenverteidiger fit, sieht sich Sportdirektor Ralf Rangnick nach einem zentralen Abwehrspieler um. Schmidt wird aber auch in den Champions-League-Quali-Spielen auf den „Kinder-Riegel“ in der Zentrale setzen, wie er durch die Blume verrät.

„Unsere Spielweise ist nicht sofort übertragbar auf einen anderen Spieler, sollte überhaupt noch einer kommen. Ich bin super zufrieden und hätte auch kein Problem damit, mit den beiden in den Hexenkessel von Istanbul zu fahren. Die würden das hinkriegen“, zeigte sich der Coach optimistisch.

Muss sich Austria „anscheissen“?

Ehe Fenerbahce aber in Salzburg gastiert, wird das vorher noch der Meister tun. In Anlehnung an den legendären Hinteregger-Spruch im Frühjahr: Muss sich die Austria schon „anscheissen“?

„Ja, sicher. Nein, Peter Stöger ist nicht mehr da, jetzt ist es nicht mehr lustig“, grinste der Kärntner und resümierte trocken: „So wie heute muss man spielen, so wie wir auch in der Vorbereitung super gespielt haben. Das haben wir fortgesetzt.“

Auch Schmidt lässt sich ob der bislang in diesem Sommer gebotenen Leistungen nicht blenden.

„Wir sind nicht so respektlos, dass wir denken, wir haben den Fußball erfunden. Wir sind noch nicht an unserer Grenze. In Paderborn und gegen Schalke haben wir eine Intensität an den Tag gelegt, das habe ich heute nicht über 90 Minuten gesehen. Darüber müssen wir noch sprechen.“

Doch schickte der 46-Jährige auch voraus: „Wir sind super in Schuss, weil wir die Vorbereitung genutzt haben, um als Mannschaft weiterzukommen. Daher spielen  wir auch gegen die Austria mit breiter Brust, zumal wir in der vergangenen Saison auch nie gegen sie verloren haben. Wir werden hochkonzentriert sein und noch besser spielen.“

Neustadt ist realistisch

Das will auch Wiener Neustadt, das in den letzten vier Heimspielen gegen Salzburg 1:5, 0:3, 0:6 und 1:5 verlor, kommende Woche auswärts gegen Rapid tun.

„Ein 1:5 im ersten Heimspiel ist natürlich bitter. Aber in solchen Spielen können die Jungs auch viel lernen“, nahm Pfeifenberger etwas mit. „Wir waren viel zu hektisch, haben uns selbst in Bedrängnis gebracht. Da muss man cleverer sein und Ruhe reinbringen. Wir können es generell besser, gegen einen Top-Gegner ist es sehr schwer, wenn man nicht einen optimalen Tag hat.“

Der hinsichtlich Salzburg leidgeprüfte Neustadt-Goalie Jörg Siebenhandl wusste: „Wir hätten so wie vor der Pause weiterspielen müssen. Kampl darf da nicht alleine durchlaufen, so etwas darf nicht passieren. Man kann auch gegen so einen Gegner schauen, dass man nicht fünf Tore bekommt.“

Thomas Pichlmann hielt nach seinem ersten Bundesliga-Spiel nach fünf Jahren in Italien über Salzburg fest: „Sie werden die Meisterschaft dominieren und vielleicht im Europacup überraschen.“

 

Bernhard Kastler