news

"Die Admira war viel aggressiver"

Dietmar Kühbauer kennt das Hanappi-Stadion in- und auswendig. Schließlich verbrachte er hier die erfolgreichsten Jahre seiner Karriere.

Als Chefbetreuer der Admira gab es für ihn an seiner alten Wirkungsstätte jedoch bisher kaum etwas zu erben.

Beim mageren 0:0 – Kühbauers Punkte-Premiere in Rapids Heimstätte - waren die Südstädter diesmal der Sensation am nähesten. Doch aus einem Sieg wurde es nichts.

Und das obwohl die Niederösterreicher an jenem Ort, wo normalerweise die Hütteldorfer den Ton angeben, in punkto Torschüsse (14:5) und gewonnene Zweikämpfe (53%: 47%) die Nase vorne hatten und doppelt so viele Ecken herausholten (6:3).

Kühbauer trauerte Premierensieg nach

„Wir haben echt ein sehr gutes Spiel gemacht, speziell im Defensivbereich haben wir alles unter Kontrolle gehabt. Wir haben Rapid über weite Strecken kontrollieren können“, freute sich Kühbauer über das Auftreten seiner Schützlinge.

Trotzdem trauerte der ehemalige Profi den vergebenen Chancen nach. Denn mit dem einen oder anderen besser gespielten Pass wäre der Sieg zum Greifen nahe gewesen.

„In der zweiten Halbzeit hat Rapid mehr riskiert, da haben wir die Bälle schlecht gespielt. Das muss ich meiner Mannschaft vorwerfen. Sonst hätten wir hier den Dreier mitgenommen.“

Das extra auf die Grün-Weißen abgestimmte 4-1-4-1-System trug Früchte. Defensiv standen die Gäste äußerst stabil, offensiv zeigten sie jene Qualitäten, für die sie schon lange Zeit bekannt sind.

Hosiner geht Admira schmerzlich ab

Einzig und alleine der Vollstrecker fehlte der Admira an diesem Abend. Auch wenn Solospitze Issiaka Ouedraogo vom Trainer Lob einheimste.

„Er hat gearbeitet wie eine Wildsau. Ansonten habe ich ja gar nicht mehr so viele Stürmer“, beklagte Kühbauer.

Obwohl es im Nachhinein nichts mehr bringt, fiel einmal mehr der Name von Austria-Neuzugang Philipp Hosiner, der laut dem Admira-Coach an diesem Abend den Unterschied ausmachen hätte können.

„Man darf Hosiner nicht mehr nachweinen, aber ich bin mir sicher: Wäre er heute dagewesen, hätten wir gewonnen. Er hätte die Räume genützt.“

Rapid mit „schwächster Saisonleistung“

Auf Seiten Rapids herrschte hingegen Ernüchterung. Anstatt von der Länderspielpause erholt in die intensiven Wochen der Wahrheit in der Europa League zu gehen, wirkte Rapid müder als am Ende des schweißtreibenden August.

„Das war die schwächste Saisonleistung. Wir waren immer zu langsam und zu unkonzentriert“, stellte Guido Burgstaller nach dem Schlusspfiff unverblümt fest.

In die gleiche Kerbe schlug Linksverteidiger Markus Katzer: „Wir haben heute keinen guten Tag erwischt. Wir waren zu wenig aggressiv und haben uns kaum Chancen herausgespielt. Die Admira war viel aggressiver.“

Dass die Meisterschafts-Unterbrechung aufgrund eines Länderspiels ungelegen kam, war im Lager der Grün-Weißen nicht zum ersten Mal zu beobachten.

Keine Selbstverständlichkeit nach Länderspielpause

Doch auch Trainer Peter Schöttel konnte sich nicht erklären, warum sein Team diesmal nicht auf die altbekannten Tugenden zurückgreifen konnte.

„Wir haben sehr schwer in die Partie gefunden. Wir konnten von der Körpersprache und Aggressivität nicht an die guten letzten Wochen anschließen.“

Der Drei-Tages-Rhythmus, als ein Europa-League-Quali-Match auf ein Bundesliga-Spiel folgte, wurde durch die zweiwöchige Pause gebrochen, auch wenn Burgstaller meinte:

„Der Rhythmus wurde nicht gebrochen, das ist für jede Mannschaft gleich.“ Während Rapid die ersten Tage zum Regenerieren nützte, wurde danach sehr wohl punktuell auf das Admira-Spiel hingearbeitet.

Auch Kühbauer wollte die Pause nicht als grün-weiße Ausrede gelten lassen, schließlich sei nur Burgstaller tatsächlich auch zum Einsatz gekommen.

„Hätten den Sieg nicht verdient gehabt“

Dieser war es auch, der die wohl beste Chance der Hausherren in der 73. Minute völlig freistehend vergab. Eine Aktion, die an diesem Abend sinnbildlich für die halbherzige Vorstellung Rapids war.

„Ich hatte eine ganz gute Chance, die ich einfach reinhauen muss“, wusste auch der Offensivspieler um die Bedeutung der vergebenen Möglichkeit.

Doch auch die Admira hatte nicht das Glück des Tüchtigen. Sabitzers Treffer (17.) wurde zurecht aufgrund einer Abseitsposition aberkannt. Pöllhuber scheiterte per Kopf aus kürzester Distanz.

„Wir hätten den Sieg nicht verdient gehabt“, gab Schöttel zu, konnte aber auch mit dem Punkt gegen die Südstädter leben. Am Donnerstag soll es dann aber keine halben Sachen geben, wenn es zum Auftakt der EL-Gruppenphase gegen Rosenborg Trondheim geht.

Eine missglückte Generalprobe gilt aber meist als gutes Omen.

Alexander Karper