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Hyballa: "Die erste Halbzeit ging natürlich nicht"

Hyballa:

„Unsere erste Halbzeit war katastrophal, da waren wir extrem schlecht. Nach der Pause waren wir ein bisschen besser, aber im Großen und Ganzen trotzdem ein sehr enttäuschendes Spiel von uns.“

Diese Analyse von Rubin Okotie bringt Sturms Darbietung beim 0:0 in Mattersburg auf den Punkt.

Böse Zungen würden meinen, dass sich die Grazer in den ersten 45 Minuten alle Mühe gaben, jede Euphorie vor dem Frühjahrs-Auftakt im Keim zu ersticken. Eine trostlosere Performance in schwarz-weiß war schon längere Zeit nicht mehr zu beobachten.

Meilenweit vom eigenen Anspruch entfernt

Kein Tempo, keine Dynamik, keine Zweikampfhärte, schlechte Passqualität, am Ende stand gerade einmal ein Torschuss zu Buche. Peter Hyballa: „Das Gute an der ersten Halbzeit war noch das Ergebnis.“

Vom der theoretischen Idee des Sturm-Trainers, Fußball zu spielen, war man in der Praxis meilenweit entfernt.

Das belegen auch die Zahlen. Die LAOLA1-Datenbank powered by Impire wies in der ersten Hälfte 53 Prozent Ballbesitz für Mattersburg aus, die Burgenländer sind üblicherweise nicht für großen Anteil an Ballbesitz bekannt. Zudem entschied der SVM 52,2 Prozent der Zweikämpfe für sich.

Einige Sturm-Kicker fielen mit inakzeptablen Werten auf. Imre Szabics konnte beispielsweise nicht einen einzigen seiner sieben Zweikämpfe für sich entscheiden – eine Zweikampf-Quote von 0 Prozent ist durchaus eine Seltenheit. Der erste Ballkontakt von Haris Bukva ging erst in der 12. Minute über die Bühne.

„Haben körperlos agiert, waren nicht einsatzbereit“

„Die erste Halbzeit ging natürlich nicht“, gab Hyballa kleinlaut zu, „wir haben körperlos agiert, waren nicht einsatzbereit, ein bisschen willensschwach. Viele Umschaltsituationen haben wir nicht im Geringsten ausgespielt.“

Entsprechend frustriert stapfte der Deutsche nach dem Schlusspfiff in die Kabine, auch wenn die zweite Halbzeit deutliche Besserung brachte. „Da haben sie sich dann ins Spiel reingearbeitet, waren unheimlich engagiert, wollten unbedingt Torchancen kreieren“, resümierte der 37-Jährige.

„Nach der Pause sind wir mit einem guten Pressing und vielen Balleroberungen besser ins Spiel gekommen, haben die eine oder andere Torchance herausgespielt. Aber leider war es zu wenig“, fand Manuel Weber.

„Säumel mit Abstand der Beste, den wir haben“

Ein wichtiger Impuls für Sturm war das Comeback von Jürgen Säumel, der zu Beginn der zweiten Halbzeit gemeinsam mit Andreas Hölzl für Szabics und Bukva ins Spiel kam. Weber rückte für Szabics auf die Position des Zehners, Richard Sukuta-Pasu von der rechten auf die linke Seite und Säumel zog von der Sechser-Position aus die Fäden – Umstellungen, die durchaus in einer Leistungssteigerung resultierten.

„Jürgen ist mit Abstand der Beste, den wir in der Mannschaft haben“, lobte Hyballa, „wir haben uns vor dem Spiel gemeinsam entschieden, dass wir ihn nicht von Anfang an bringen, denn 90 Minuten packt er noch nicht so richtig.“

„Sportlich interessant ist nur, was Hyballa und Tumani sagen“

Der Lichtblick Säumel konnte den Grazer Coach jedoch auch nur bedingt trösten. Er bemühte sich erst gar nicht, seine Enttäuschung über die inferiore Leistung vor der Pause zu verbergen:

„Klar ist man sehr enttäuscht. Denn ich glaube, dass wir viel in diese Mannschaft investieren, unheimlich viel mit dieser Mannschaft arbeiten. Heute hat jeder gesehen, dass wir nicht über die Meisterschaft reden müssen und auch bezüglich super Kader, von dem immer alle reden, muss man vielleicht vorsichtig sein. Du musst in jedem Spiel für die Punkte so arbeiten wie in den ersten 20 Partien. Diesmal haben wir erst ab der 46. Minute für den Punkt gearbeitet. In der ersten Halbzeit haben wir uns ein bisschen ergeben. Mit so einer Körpersprache kannst du natürlich kein Bundesliga-Spiel gewinnen.“

Seine Ansprüche müsse er nicht senken, weil er selbst sie nie nach oben geschraubt habe: „Aber bei uns reden ja ganz viele im Klub. Sportlich interessant ist jedoch nur, was Peter Hyballa und Ayhan Tumani sagen, sonst gar keiner.“

Eine Grußbotschaft in diverse Richtungen. Förderlich für das Arbeitsklima in Graz sollte zumindest sein, dass mit Säumel eine absolute Integrationsfigur wieder ins Geschehen eingreifen konnte.

Säumel: „Wird dauern, bis ich der Alte bin“

Der 28-Jährige bemühte sich jedoch, die Erwartungen in seine Person nicht zu groß werden zu lassen: „Es ist immer schwierig, in so ein Spiel reinzukommen, aber ich habe mich reingehaut und versucht, mein Bestes zu geben. Es wird jedoch noch einige Zeit dauern, bis ich wieder der Alte bin.“

Diesbezüglich habe er nach über 200 Tagen ohne Pflichtspiel noch einen längeren Weg vor sich: „Matchpraxis ist das Um und Auf, das geht eben nur über Spiele.“

Säumel hat in den vergangenen Saisonen eine wahre Seuchenserie an Verletzungen hinter sich. Inzwischen habe er wieder Vertrauen in seinen Körper gefasst, umso mehr freut er sich über seine Rückkehr:

„Die Erleichterung ist auf alle Fälle groß. Der Herbst war mit der Operation und der Reha eine harte Zeit. Am Anfang ist lange Zeit nichts weitergegangen. Ich bin schon froh, dass ich jetzt schmerzfrei bin.“

Findet der 20-fache Teamspieler Schritt für Schritt zu seiner Normalform, stehen die Chancen gut, dass den Sturm-Fans Vorstellungen wie in Mattersburg im restlichen Frühjahr erspart bleiben.

Für den Heimauftakt gegen Wolfsberg am kommenden Samstag sollte zudem die Rückkehr der diesmal gesperrten Youngsters Tobias Kainz und Florian Kainz helfen.

Peter Altmann