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"Austria wendet weniger auf und kommt zu Chancen"

Zwei Punkte aus vier Spielen.

Nein, so hat sich Rapid das Frühjahr 2013 sicherlich nicht vorgestellt. Nach zwei Runden standen zwei gute Leistungen gegen die Austria (1:2) und Salzburg (3:3) zu Buche, aber nur ein Punkt.

Nach vier Spieltagen haben die Hütteldorfer lediglich einen Zähler mehr, denn Siege wurden sowohl gegen Sturm (1:1) als auch vor allem gegen Wolfsberg (1:2) am vergangenen Sonntag verabsäumt.

Damit brennt beim Rekordmeister der Hut. Aber was lief falsch nach den guten Leistungen in den ersten beiden Partien? LAOLA1 fragte bei Walter Kogler nach. Der 45-Jährige spielte als Wacker-Trainer noch im Herbst zwei Mal gegen Rapid, seit diesem Jahr ist der Kärntner Experte bei „Sky“.

LAOLA1: Ihr Experten-Kollege Heribert Weber hat Rapids Leistung beim WAC als peinlich bezeichnet. Wie sehen Sie es?

Walter Kogler: Wenn man davon ausgeht, wie Rapid in Wolfsberg gespielt hat, dann war das natürlich alles andere als gut. Man hat gesehen, je länger das Spiel gedauert hat, umso verkrampfter wurde die Mannschaft. Sie hat auch nicht das Gefühl vermittelt, dass sie die Partie noch gewinnen kann. Sie wurde mit Fortdauer der Partie immer ratloser.

LAOLA1: Einsatzbereitschaft war danach ein Thema. War das wirklich ein entscheidender Grund?

Kogler: Es schaut dann so aus, als würden die Spieler nicht wollen. Das ist aber oft nicht der Fall. Es ist eine Verunsicherung drinnen, die Spieler haben mangelndes Selbstvertrauen, auch weil die Ergebnisse nicht so gepasst haben. Im Kopf sind sie dann nicht flexibel, die Beine werden schwerer. Rapid hat auch das Pech, dass sie zu Beginn zwei gute Spiele gegen Austria und Salzburg absolviert, aber nur einen Punkt geholt haben. Das macht es natürlich schwer, wenn man gut spielt, aber wenig Punkte macht. Dann kommt meistens ein nicht so gutes Spiel, das man dann auch nicht positiv bestreitet. Gut spielen und nicht gewinnen ist gefährlich. Wenn schlecht gespielt und gewonnen wird, steigt zumindest das Selbstvertrauen.

LAOLA1: Wo sehen Sie die zentralen Probleme im Rapid-Spiel?

Kogler: Sie tun sich schwer, Tore zu schießen. Sie sind oftmals die überlegene Mannschaft, bauen sehr viel Druck auf, aber im Herausspielen von Chancen tun sie sich schwer. Das macht es schwierig, weil sie sehr viel investieren müssen, um Chancen herauszuspielen. Sie müssen viel Kraft aufwenden, benötigen viel Laufarbeit. Das ist körperlich sehr intensiv, das hat man etwa auch im Spiel gegen Sturm (1:1) gesehen. Sie halten das oft nicht ein ganzes Spiel aus, dann gibt es Phasen, wo man zu locker lässt. Wenn ich das mit der Austria vergleiche, die wendet weniger auf und kommt auch zu Torchancen.

LAOLA1: Rapid hatte in jedem der vier Spiele 2013 mitunter deutlich mehr Torschüsse. Der WAC schoss etwa neun Mal auf den Kasten, die Wiener 20 Mal.

Kogler: Auch wenn sie von den Schüssen her voranliegen, die ganz klaren Chancen sind auch nicht immer darunter. Statistisch schaut das vielleicht gut aus, aber man muss sehen, welche Schüsse auf das Tor gehen und welche davon sind wirklich gefährlich. Da sind auch viele Halbchancen dabei. Rapid hat sich sicherlich im Herausspielen hochkarätiger Chancen schon einmal leichter getan.

LAOLA1: Wohl auch gegen neun Mann. Was fehlt da?

Kogler: Da geht es auch um die Überzeugung, so ein Spiel dann gewinnen zu wollen. Getreu dem Motto: Jetzt sind wir ein Mann oder zwei mehr, jetzt erst recht! Mit der Überzahl die Chancen herauszuspielen und die dann auch zu verwerten. Natürlich hat Wolfsberg sehr gut verteidigt und es war auf diesem Platz schwer, ein gepflegtes und direktes Spiel aufzuziehen, aber es hat die letzte Entschlossenheit gefehlt. Das hat man gemerkt.

LAOLA1: Hat Rapid in Wolfsberg Tore bekommen, die man bei einer Führung nicht kassieren darf?

Kogler: Das ist leichter gesagt als getan, aber natürlich passieren auch hinten Fehler. Genauso wie man vorne etwas die Kreativität vermisst, vermisst man in der Defensive das letzte Quäntchen Entschlossenheit. Man agiert dann in den Zweikämpfen etwas zu zögerlich, ist nicht so schnell im Umschalten und ein bisschen langsamer im gedanklichen Vorwegnehmen von Situationen, die entstehen können. Das ist das Gesamtbild der Mannschaft, nach vorne und hinten etwas zögerlich, ein wenig langsam in diversen Aktionen. Ich sehe das als Gesamtzustand der Mannschaft, auch weil die ersten Spiele von der Leistung her sehr gut waren, aber das positive Resultat gefehlt. Da schleicht die Verunsicherung ein.

LAOLA1: Sie haben gegen alle Gegner gespielt, also auch gegen Rapid. Stehen die Hütteldorfer dort, wo sie hingehören?

Kogler: Rapid zählt für mich mit Austria, Salzburg und Sturm zu jenen vier Mannschaften, die einfach immer ganz vorne zu finden sein müssen. Normalerweise müsste am öftesten Salzburg vorne sein, das ist auch klar, dann Rapid, Austria und mit etwas Abstrichen Sturm. Da geht es dann um Kleinigkeiten, wer sich auf welchen Plätzen wiederfindet. Deswegen ist Platz drei für Rapid nicht unbedingt etwas, womit sie absolut unzufrieden sein müssen. Dass sie mit der Punkteausbeute im Frühjahr unzufrieden sind, ist logisch. Das erfüllt die Ansprüche Rapids nicht.

LAOLA1: Spiegeln 20 Punkte Rückstand auf die Austria die tatsächlichen Kräfteverhältnisse wider?

Kogler: Das ist natürlich das, was Rapid in Wien absolut wehtun muss. Nämlich dass die Austria, die im Frühjahr Probleme hatte, in dieser Saison so einen Schritt nach vorne gemacht hat. Der große Rückstand resultiert aber eben auch jetzt aus den Ergebnissen im Frühjahr, Austria hat alles gewonnen und Rapid zwei Punkte gemacht. Das reißt natürlich ein riesiges Loch auf. Es war nicht die ganze Saison über so, dass Rapid so extrem weit hinten war. Dramatisch ist es jetzt geworden und das zeigt auch, was mit der Dreipunkteregel möglich ist. Wenn man ein paar Spiele nicht voll punktet, dann kann man ganz schnell im Hintertreffen sein.

LAOLA1: Wie würden Sie als Trainer in der aktuellen Situation vorgehen? Peter Schöttel hat am Montag eine 23-minütige Ansprache an die Spieler gehalten, geht es in erster Linie übers Reden?

Kogler: Das gehört natürlich auch dazu, ebenso wie Trainingsinhalte. Man muss schauen, wie man dieses nun gestaltet. Was fehlt, was braucht man jetzt am meisten? Sind es spritzige, kurze Trainingsinhalte, um giftig zu sein? Braucht man taktische Übungen? Braucht man im Abschluss gewisse Kombinationen, damit man Sicherheit gewinnt? Die Summe macht es aus. Man muss aufzeigen, was nicht so gut war, aber auch Dinge, die gut waren. Die Mannschaft einzuschwören, auf das, worauf es ankommt und damit jeder Spieler wieder in der Lage ist, sein Potenzial auszuschöpfen. Es bedarf dafür oft auch einmal wieder ein positives Erlebnis. Bei einem Spieler braucht es einfach eine gute Aktion im Spiel oder einen gelungenen Zweikampf. Eben Schritt für Schritt sich herausbewegen aus dieser Verunsicherung.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler