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"Man wird benachteiligt, wenn man keine Größe hat"

Hinter dem Wolfsberger AC liegen ereignisreiche Wochen. Mit Platz zwei in der Bundesliga haben die Kärntner alle Erwartungen übertroffen.

Präsident Dietmar Riegler will es schon im Sommer gewusst haben, dass die neu formierte Mannschaft imstande ist, Großes zu leisten und wurde bisher nicht enttäuscht.

Die Rückschläge der vergangenen Wochen gaben zu denken, für Aufregung sorgten vor allem die fragwürdigen Entscheidungen, die den Sieg gegen RB Salzburg kosteten.

„Das ärgert einen natürlich schon, da man doch benachteiligt wird, wenn man keine Größe wie andere Vereine hat. Wenn sie das so haben möchten, müssen sie eine Vierer-Liga spielen. Sie müssen einmal die Kleinen akzeptieren und genauso ernst nehmen wie die großen Vereine“, macht Riegler im LAOLA1-Interview seinem Ärger Luft.

Dafür sei Trainer Dietmar Kühbauer schon viel ruhiger geworden. „Wenn er böse ist, ist das meistens auch gerechtfertigt.“ Geht es nach dem WAC-Boss fehlt für eine Vertragsverlängerung nur mehr das „Go“ des Chefbetreuers.

Riegler verrät bei LAOLA1, was hinter dem Erfolg des WAC steckt, warum er sich keinen besseren Trainer als Kühbauer vorstellen kann und warum Neider Hochsaison haben.

LAOLA1: Das Jahr geht zu Ende, der WAC ist noch immer Zweiter. Müssen Sie sich bei einem Blick auf die Tabelle noch ab und zu kneifen?

Dietmar Riegler: Es ist sicherlich erfreulich, aber auch nicht unverdient. Die Mannschaft hat im Herbst sehr gute Leistungen gezeigt und ist zurecht an zweiter Stelle.

LAOLA1: Trotz allem wird der Erfolgslauf jegliche Vorstellungskraft übertroffen haben.

Riegler: Dass wir von der Qualität her gegenüber dem letzten Jahr zulegen werden, haben wir schon gewusst. Das war auch die Absicht. Das ist einfach gut gelungen und die Mannschaft hat das auch umgesetzt. Je früher man das Gleichgewicht findet und die Mannschaft eine Einheit wird, desto besser. Von Beginn an waren wir ein Kollektiv, das ist das Geheimnis für den gestarteten Erfolgslauf. Natürlich ist dann von Spiel zu Spiel immer mehr Selbstvertrauen und Euphorie dazugekommen, so dass die kleine Erfolgswelle relativ lange angehalten hat.

LAOLA1: War es für Sie vor der Saison tatsächlich ersichtlich, dass in der neu zusammengestellten Mannschaft so viel Potenzial steckt?

Riegler: Das haben wir, die Verantwortlichen, auf alle Fälle gewusst, auch wenn es andere nicht so gesehen haben. Der Trainer hat schon zu Beginn der Meisterschaft angekündigt, dass wir gleich zeigen wollen, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben werden. Das ist bisher mehr als gelungen.

Riegler begrüßte schon die NHL-Stars Grabner und Raffl in Wolfsberg

LAOLA1: Vor einem Jahr war man nach 17 Runden Siebenter, jetzt ist man Zweiter. Wo sehen Sie die größte Entwicklung?

Riegler: Das erste Jahr war natürlich von Euphorie geprägt, einer Antriebskraft, die schon enorm hilft. Da ist vieles einfach gegangen. Das zweite Jahr war bekanntlich das schwierigste, aber auch das haben wir gut überstanden. Nach zwei Jahren in der Bundesliga haben wir gewusst, was wir sportlich und wirtschaftlich benötigen und aufstellen müssen, um langfristig in der Bundesliga zu bleiben. Bisher ist alles ziemlich gut aufgegangen.

LAOLA1: Auf Liga-Dominator RB Salzburg, der auch international Erfolge feiert, fehlen nur sechs Punkte, noch dazu hat man ihn einmal besiegt und zuletzt unglücklich den Sieg verpasst. Darauf kann man schon stolz sein.

Riegler: Absolut! Was die Mannschaft letzte Woche in Salzburg gezeigt hat, war für uns alle sehr erfreulich. Dass sie es kann, haben wir gewusst. Es spielt sich sehr viel in den Köpfen ab. Vielleicht haben sich einige schon gedacht, ein großes Ziel bereits erreicht zu haben und es leichter angehen zu können. Wenn man in der Bundesliga aber nicht mit hundert Prozent dabei ist, funktioniert es nicht. Hoffentlich hat es die Mannschaft jetzt wieder kapiert und kann dort anschließen, wo sie aufgehört hat.

LAOLA1: Wir groß war Ihr Ärger, vor allem über die zweite Elfmeterszene, die gegen Salzburg schlussendlich den Sieg kostete?

Riegler: Absolut groß! Das wird immer so sein. Was ich bekrittele, ist, dass der Schiedsrichter ihn umgekehrt sicher nicht gegeben hätte. Ich bin überzeugt, dass es für uns in Salzburg in den gleichen Szenen sicher keine zwei Elfer gegeben hätte. Das ärgert einen natürlich schon, da man doch benachteiligt wird, wenn man keine Größe hat. Wenn sie das so haben möchten, müssen sie eine Vierer-Liga spielen. Sie müssen einmal die Kleinen akzeptieren und genauso ernst nehmen wie die großen Vereine.

LAOLA1: Also macht es auf Sie ein wenig den Eindruck, als wollen viele den WAC nicht so weit oben in der Liga sehen?

Riegler: Es macht zumindest den Eindruck, dass es anscheinend nicht so gewünscht ist, als wäre der WAC nicht erwünscht.

LAOLA1: Würden Sie sagen, dass es besonders in der jetzigen Situation viele Neider gibt?

Riegler: Ich glaube schon, dass es so ist.

LAOLA1: Nach sechs Spielen ohne Sieg muss man trotz Platz zwei auf die Erfolgsspur zurückkehren. Kann man dem Team aufgrund der letzten Wochen einen Vorwurf machen?

Riegler: Das ist natürlich nicht spurlos vorbeigegangen, wir haben das nicht so hingenommen. Ich persönlich habe Gespräche geführt und hinterfragt, woran es liegt. Gegen Wr. Neustadt war es eine desolate Leistung, in Salzburg dafür wieder ausgezeichnet. Nach der Bombenleistung hoffen wir, dass wir wieder aus dem Tief herauskommen.

LAOLA1: Kann man bei einem noch unerfahrenen Bundesliga-Verein wie dem WAC überhaupt Konstanz voraussetzen?

Riegler: Das wird vielleicht auch ein Grund sein, dass die Mannschaft noch lernen muss, konsequent über einen längeren Zeitraum zu gehen. Das muss man in Zukunft noch genauer hinterfragen. Wir haben noch in allen Jahren so eine Phase gehabt, wo wir ein bisschen geschwächelt haben. Letztes Jahr war es im Frühjahr extrem, das Jahr davor war es auch so ähnlich, als wir noch einen Europacup-Platz vergeigt haben.

LAOLA1: Muss man Trainer Dietmar Kühbauer in dieser Hinsicht auch einen Vorwurf machen?

Riegler: Nein, bestimmt nicht. Auch einem Routinier wie Joachim Standfest wird man nie einen Vorwurf machen können, weil er immer hundertprozentig bei der Sache ist. Das gilt auch für das gesamte Trainerteam. Es sind vielleicht noch ein paar jüngere Spieler, die lernen müssen, jedes Spiel ernst zu nehmen – egal, ob gegen Wr. Neustadt oder Salzburg.

LAOLA1: Dietmar Kühbauer ist mittlerweile fast eineinhalb Jahre im Amt. Wie bewerten Sie seine Arbeit über diesen Zeitraum?

Riegler: Nur positiv. Wir sind noch nicht so lange im Profi-Geschäft tätig, er ist eigentlich erst unser zweiter Bundesliga-Trainer nach Nenad Bjelica. Es ist auch sein Verdienst, dass wir momentan an zweiter Stelle stehen. Wir sind auf alle Fälle sehr zufrieden mit seiner Arbeit.

LAOLA1: Sein Vertrag läuft im Sommer 2015 aus. Stimmt es, dass Sie sofort mit Kühbauer verlängern würden?

Riegler: Das Thema ist in den Medien gerade sehr aktuell, warum weiß ich auch nicht. Es sind sicher einige Trainer, deren Verträge im Sommer auslaufen, die jedoch nicht so diskutiert werden wie bei Kühbauer. Natürlich ist es unser Wunsch, weiter zusammenzuarbeiten. Aber es muss von beiden Seiten ein Wohlfühlen da sein. Wir denken natürlich schon über gewisse Spieler nach und wie wir nächstes Jahr weitermachen. Es wird auch davon abhängig sein, wo wir schlussendlich landen werden. Das sind sehr viele Faktoren, das kann man nicht einfach übers Knie brechen. Über die Zukunft wird man im Laufe der Zeit sprechen.

LAOLA1: Gibt es bereits Gespräche oder haben Sie bisher nur Bereitschaft signalisiert?

Riegler: Es gibt schon Gespräche, aber es ist noch nicht alles unterschriftsreif. Wir sind ein kleiner Verein, der noch viel aufstellen muss. Der Trainer kennt uns mittlerweile und weiß, wie wir arbeiten. Wir kennen den Trainer und wissen, welche Ansprüche er stellt. Jetzt versuchen wir auszuloten, ob wir gemeinsam in die Zukunft gehen können. Ich verstehe Kühbauer aber auch, dass er irgendwann einmal bei einem größeren Verein tätig sein will. Solange es Barcelona gibt, wird jeder Trainer und Spieler versuchen, zu einem besseren Verein zu kommen.

LAOLA1: Von ihrem Standpunkt her: Kann dem WAC derzeit etwas Besseres als Didi Kühbauer passieren?

Riegler: Nein, wir wissen auf alle Fälle, was wir an ihm haben. Ich werde auf jeden Fall eine Vertragsverlängerung in Angriff nehmen.

LAOLA1: Was schätzen Sie besonders an der Person Kühbauer?

Riegler: Dass er ehrlich ist und sofort sagt, was er sich denkt. Er will für jeden nur das Beste. Er versteht auch nicht, wenn ein Spieler die Möglichkeit hat, in der Bundesliga tätig zu sein und die Chance nicht nützt. Das ist ziemlich ident mit meiner Meinung zu den heutigen Spielern. Er hat selbst eine super Profi-Karriere hinter sich und probiert das seinen Spielern auch weiterzugeben. Seine große Qualität ist, dass er jeden Spieler wirklich ganz genau kennt, seine Vorteile und Schwächen. Seine Analysen stimmen immer, was ein Spieler bringt oder was er wert ist.

LAOLA1: Heißt das, man muss auch über den einen oder anderen Gefühls- oder Wutausbruch hinwegsehen und den Trainer Kühbauer so nehmen, wie er ist?

Riegler: Ich glaube, er ist schon viel ruhiger geworden. Er hat sicher gelernt, dass er über gewisse Dinge hinwegschauen muss, weil es nichts bringt. Aber er hat nicht Unrecht. Wenn er böse ist, ist das meistens auch gerechtfertigt.

LAOLA1: Abschließend: Haben sich die bisherigen Ausflüge in die Wörthersee-Arena nach Klagenfurt, etwa gegen Salzburg oder Sturm, rentiert?

Riegler: Schon. Wenn ein Zuschauerinteresse von über 12.000 da ist, ist Klagenfurt nach wie vor eine Option, da man sich als Kärntner Verein auch in der Landeshauptstadt präsentieren will. Aber die Heimstätte ist und bleibt Wolfsberg. Jetzt gegen Rapid habe ich aufgrund der aktuellen Situation nicht das große Interesse in Kärnten gesehen. Dass nicht immer 20.000 Zuschauer kommen werden ist klar. So eine Veranstaltung kann man nur zwei, drei Mal im Jahr machen. Die beiden Top-Spiele in diesem Jahr, wo es einem kalt über den Rücken gelaufen ist, waren das Freundschaftsspiel gegen Chelsea mit knapp 30.000 und gegen Salzburg mit knapp 20.000 Zuschauern. Gegen Sturm habe ich mir mehr erwartet. Wenn das Interesse wieder da sein sollte, weichen wir auch im Frühjahr wieder nach Klagenfurt aus.


Das Gespräch führte Alexander Karper