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Schick: "Dass es einen Streit gab, ist Blödsinn"

Schick:

"Früher war alles besser", sagen viele Grazer.

Früher war der SK Sturm erfolgreich, holte drei Meister- und vier Cup-Titel, war drei Mal in der Champions-League-Gruppenphase und spielte nach dem Konkurs unter Franco Foda laut dessen Einschätzung "den besten Fußball Österreichs".

Jetzt ist der Deutsche angetreten, um in Graz das alte Erfolgsverständnis wieder zu etablieren.

Kein Teil der Foda'schen Erfolgsära war Thorsten Schick. Oder irgendwie doch.

Als Kapitän der Amateur-Mannschaft wechselte der damalige Außenverteidiger im Juni 2009 von Sturm zu Gratkorn, weil er bei den Blackies keine Perspektive hatte und gleichzeitig Martin Ehrenreich von der Grazer Nachbargemeinde nach Liebenau gelotst wurde.

Über die weiteren Stationen Altach und Admira führte Schicks Weg nun wieder zurück zu "seinem Verein", wie er sagt.

Warum er nicht im Bösen mit dem Duo Foda/Kreuzer auseinandergegangen ist, was sein neuer Trainer seit seiner Installation umkrempelt hat und worauf es gegen Grödig ankommt, erzählt der 24-Jährige im LAOLA1-Interview.

LAOLA1: Die ersten Tage mit Franco Foda sind verlebt. Was ist dein erster Eindruck von seinem Training?

Thorsten Schick: Durchwegs positiv. Das Training war richtig gut. Er hat uns seine Philosophie beizubringen versucht, wobei das wahrscheinlich in der kurzen Zeit noch nicht so funktioniert, wie er es sich vorstellt. Wir haben im taktischen Bereich gearbeitet und schauen, dass wir so viel wie möglich gegen Grödig umsetzen. Die Stimmung in der Mannschaft ist gut, die Motivation vor dem Spiel stimmt.

LAOLA1: Wo hat Foda den Hebel angesetzt? Eher im offensiven oder im defensiven Bereich?

Schick: Jeder Trainer hat seine eigene Idee vom Fußball. Zuerst hatten wir Milanic, dann Neukirchner; und Foda stellt sich das Spiel wieder ein bisschen anders vor. Es ist aber nicht so, dass er den Fußball jetzt neu erfindet. Er hat einfach gewisse Vorstellungen wie wir in der Defensive agieren sollen und genauso in der Offensive. Umschaltspiel, Gegenpressing - das alles kommt bei ihm natürlich auch vor. Da wollen wir so viel wie möglich einbringen.

LAOLA1: Zuletzt hat sich Sturm bei den Gegentoren nicht besonders glücklich angestellt. Ist es da ein Vorteil, dass mit Foda ein Trainer da ist, der immer dafür bekannt war, auf eine sichere Abwehrleistung zu setzen?

Schick: Wir wissen alle, dass wir uns in der Defensive verbessern müssen, weil wir zu leichtsinnig Tore erhalten haben. Aber dafür sind nicht nur die Defensivspieler verantwortlich, sondern die ganze Mannschaft. Er hat uns jetzt seine Vorstellungen mitgeteilt, aber das fängt vorne beim Stürmer an. Ich will damit aber nicht sagen, dass wir uns hinten reinstellen und hoffen, dass wir kein Tor bekommen. Wir sind Sturm Graz und spielen zuhause. Sein Wunsch ist auch, dass wir wieder eine Heimmacht werden und so werden wir auch auftreten. Von reiner Defensivarbeit sind wir gegen Grödig sicher weit entfernt.

LAOLA1: Erwartest du dir auch in punko Aufstellung große Veränderungen?

Schick: Ich weiß schon, wie wir spielen werden, aber das verrate ich jetzt natürlich nicht. Es wird sicher etwas verändert werden. Ob das jetzt für einige überraschend ist, weiß ich nicht. Er hat einfach seine Vorstellungen, auch ich habe meinen Plan und meine Aufgaben von ihm bekommen, so wie jeder andere Spieler auch. Es sind einfach ein paar Feinheiten, die ihm im letzten Jahr aufgefallen sind. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, sondern braucht Zeit. Er hat auch mehrere Einzelgespräche geführt.

LAOLA1: Wie hat sich Foda bislang dir gegenüber verhalten?

Schick: Absolut positiv. Wir kennen uns ja von früher, auch in den letzten Jahren haben wir uns einige Male gesehen. Das Verhältnis ist ein ganz normales. Ich habe mit ihm gute Gespräche geführt in den ersten Tagen und ich freue mich auf die Zusammenarbeit.

Schick im Trikot der Sturm Amateure anno 2008

LAOLA1: Sprechen wir noch über die Vergangenheit. Du hast dich damals als Kapitän der Amateure ohne einer Perspektive in der Kampfmannschaft verabschiedet. Wie ist das damals verlaufen?

Schick: Ich war damals Außenverteidiger und Sturm hat in der Kampfmannschaft zwei gute Spieler auf der Position gehabt. Ich war 19 Jahre alt und hatte zwei Jahre bei den Amateuren durchgespielt. Da wollte ich einfach einen neuen Reiz setzen. In Absprache mit allen Verantwortlichen haben wir uns dann darauf geeinigt, dass eine Leihe in die zweite Liga gut passen würde. Dann ist die Sache mit Gratkorn konkret geworden. Dort habe ich ein Jahr gut gespielt, das Angebot aus Altach ist gekommen und ich habe mich einfach dafür entschieden, dass ich es annehmen möchte, weil ich dort die Perspektive gesehen habe, in die Bundesliga aufzusteigen. Ich bin aber nicht aus Graz weggegangen, weil ich mit jemandem ein schlechtes Verhältnis gehabt habe. Es wurde immer so dargestellt, als ob ich mit Franco Foda nicht klargekommen wäre. Das stimmt überhaupt nicht. Ich war damals einfach Amateurspieler und habe mich dafür entschieden, in die zweite Liga zu gehen. Das war nichts gegen ihn. Ich wollte mehr Spielzeit und die habe ich dann bekommen.

LAOLA1: Du warst ja immerhin Kapitän bei den Amateuren, also nicht irgendein Spieler aus dem Nachwuchs.

Schick: Ich habe auch einige Male in der Kampfmannschaft mittrainiert. Mir ist in der Transferperiode damals auch mitgeteilt worden, dass ich Teil von der Kampfmannschaft bin und meine Einheiten dort mitmachen kann und dass ich meine Chance bekommen werde. Ich habe mich aber trotzdem dafür entschieden, dass ich nicht noch ein Jahr in der Regionalliga spielen möchte, sondern mich in der zweiten Liga beweisen möchte. Für Franco Foda und Oliver Kreuzer war das damals okay. Sie haben gesagt, dass sie das gut finden. Also dass ich nur wegen dem Trainer gegangen bin oder es einen Streit gegeben hat, ist absoluter Blödsinn.

LAOLA1: Aber entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass Sturm für dich jetzt sogar Geld ausgegeben hat, nachdem man dich damals nicht wollte?

Schick: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich vor fünf Jahren der gleiche Spieler war wie ich es heute bin. Ich habe mich weiterentwickelt und vielleicht war ich selbst noch nicht so weit, dass ich gesagt habe: Ich beiße mich da durch. Vielleicht hätte ich dann damals schon meine Chance bekommen. Ich habe mich damals so entschieden und die Schritte haben mir in meiner Entwicklung gut getan. Sonst wäre ich nicht jener Spieler, der ich jetzt bin. Genugtuung verspüre ich nicht. Ich bin nur froh, dass es mit dem Transfer zu meinem Klub geklappt hat. Das war immer ein Ziel von mir.

LAOLA1: Du hast davon gesprochen, dass du früher Außenverteidiger warst. Heute agierst du im Mittelfeld. Wann hat sich das verändert?

Schick: Bei den Sturm Amateuren habe ich mit dem Leo Kaufmann auf der Seite gespielt. Das war immer eine Art Wechselspiel. Einmal war er weiter vorne, einmal ich. Wir waren da variabel. Bei Gratkorn habe ich dann immer als Außenverteidiger gespielt und erst bei Altach hatte Adi Hütter die Idee, mich weiter vorne aufzustellen. Dann habe ich offensiver gespielt und mir sind Tore und Assists gelungen. Bei der Admira war es ähnlich. Sicher kann ich als Verteidiger auch spielen, aber in den letzten Jahren war das selten der Fall.

LAOLA1: Kommen wir zurück in die Gegenwart und zu deiner Rückkehr nach Graz. Ist sie so verlaufen, wie du sie dir vorgestellt hast?

Schick: Es fällt nicht schwer, wenn du in deiner Heimatstadt bist. In den letzten fünf Jahren war ich in Vorarlberg und Wien, da war es mit den Freunden eher schwierig. Nachdem ich schon einige Spieler von früher gekannt habe, war der Einstieg umso leichter. Wir sind eine junge Mannschaft, alle sind auf einer Wellenlänge. Ich kann mich auf Fußball konzentrieren und bei dem Klub spielen, für den ich immer spielen wollte. Das ist ein schönes Gefühl.

LAOLA1: Das letzte Heimspiel gegen Altach hatte seine Höhen und Tiefen. Was muss sich jetzt gegen Grödig unbedingt ändern?

Schick: Wir müssen als Mannschaft geschlossener auftreten, weil wir Tore zu leichtsinnig bekommen haben, obwohl wir im Vorfeld besprochen haben, wo der Gegner seine Stärken hat. Wie der Trainer schon angekündigt hat, wollen wir wieder eine Heimmacht werden. Die Gegner sollen in Zukunft nach Graz kommen und es extrem schwer haben, Punkte zu holen. Grödig soll das als erstes zu spüren bekommen. Das ist zwar ein guter Gegner, aber wir sind Sturm Graz und spielen zuhause.

LAOLA1: Die Offensive bei den Gästen gilt besonders gefährlich. Hat man als Schlüsselfigur Yordy Reina ausgemacht?

Schick: Vorne sind sie gut besetzt, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Yordy Reina, Huspek, Nutz sind schnelle, dynamische Spieler. Aber wir sind vorbereitet und wissen, was der Gegner gut kann und was er weniger gut kann. Das wollen wir ausnützen, damit die Punkte in Graz bleiben.

 

Das Interview führte Andreas Terler