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"Wir haben Spieler mit großem Potenzial"

Am Fuße des Untersbergs fühlt sich Peter Schöttel sichtlich wohl.

Der Rekordspieler des SK Rapid, der vor knapp einem Monat seine bislang einzige Heimat Wien für den Trainer-Posten beim SV Grödig verließ, ist guter Dinge für die anstehende Comeback-Saison.

Wie schon bei seiner Präsentation (Hier zur Story) läuft beim neuen Trainer der Schmäh. Wohl auch deswegen, weil der 48-Jährige positiv auf die ersten Wochen in Salzburg zurückblickt.

„Ich bin wirklich sehr zufrieden, was uns bislang gelungen ist, zum Verein zu holen“, zeigt sich Schöttel über die Kaderzusammenstellung gemeinsam mit Grödig-Macher Christian Haas erfreut.

Die Öffentlichkeit stempelt den Dorfklub vor seiner dritten Bundesliga-Saison als Abstiegskandidaten ab, zumal viele Stammspieler den Verein verließen. Das tut der Stimmung aber keinen Abbruch. Im Gegenteil. „Die Underdog-Rolle ist super“, lächelt der neue Coach beim Interview-Termin.

LAOLA1: Wie bewerten Sie die bisherige Vorbereitung samt der positiven Testspiel-Ergebnisse?

Peter Schöttel: Die Vorbereitung stand und steht immer noch unter der Devise, einander kennenzulernen. Es war ja alles sehr kurzfristig, war eine schnelle, aber auch lustige Geschichte. Als Trainer gilt es nun weiterhin die beste Mischung zu finden. Einen Erfolg wie gegen Ingolstadt (1:0) werden wir nicht zu hoch ansiedeln, aber wir wissen auch, dass sie die ersten beiden Tests gewonnen haben und vergangene Saison mit ihrer Art zu spielen für Furore gesorgt haben. Da haben wir uns in diesem Spiel taktisch geschickt verhalten. Wir waren in der zweiten Hälfte auch überlegen und haben verdient das Tor erzielt. Es ist ein schöner Erfolg und wichtig für mich zu sehen, dass wir wirklich stabil in der Defensive waren. Das sage ich den Burschen auch immer: Wenn wir hinten stabil stehen, werden wir vorne mit unserer Offensiv-Abteilung auch zu den notwendigen Torchancen kommen. Eine stabile Achse hilft der Mannschaft.

LAOLA1: Liegt ein möglicher Trumpf in der Offensive in der Variabilität?

Schöttel: Wir haben schnelle Seitenspieler, die im Duell eins gegen eins gut sind, wir haben vorne mit Roman Wallner einen Instinktfußballer, mit Bernd Gschweidl einen enorm schnellen Spieler. Er ist ein ganz anderer Typ als Roman, aber wir spielen auch einmal gegen Salzburg und einmal gegen die Admira. Im Mittelfeld gibt es Möglichkeiten zu variieren, Sandro Djuric und Christian Derflinger haben die Übersicht, sind aber auch selbst torgefährlich. Wenn wir uns noch richtig abstimmen, dann das Richtige tun, haben wir gegen jeden Chancen. Aber der Schlüssel ist Stabilität in der Defensive.

LAOLA1: Roman Wallners Rückholaktion in den Profi-Kader hat sich schnell ausgezahlt.

Schöttel: Jeder neue Trainer hat da einen Vorteil und Roman ist einfach ein Fußballer, der für den Gegner unberechenbar ist. Für den Trainer ist so ein Spieler oft einmal schwierig zu handeln, weil er in seinem Spiel sehr fokussiert und intuitiv ist, in dem er Sachen macht, die sich der Coach eben nicht so vorstellt. Aber das ist auch seine Stärke und die Qualität bringt er mit. Mich hat wirklich überrascht, in welchem guten körperlichen Zustand er ist. Er hat sich im Frühjahr nicht hängen lassen und hat sich auch in der zweiten Mannschaft gut präsentiert. Das kommt ihm nun zu Gute.

LAOLA1: Viele sehen Grödig als Absteiger. Warum ist der Kader Bundesliga-tauglich?

Schöttel: Es ist für uns eine sehr angenehme Ausgangsposition, dass uns so ziemlich alle als Abstiegskandidaten Nummer eins sehen. Die Underdog-Rolle ist super. Wir haben aber Spieler mit großem Potenzial, werden eine gute Mischung haben. Das hat alles in der Kürze der Zeit stattfinden müssen. So bin ich wirklich sehr zufrieden, was uns bislang gelungen ist, zum Verein zu holen.

LAOLA1: Zwei Kaderpositionen lassen Sie sich offen?

Schöttel: Genau. Wir gehen so in die Saison und schauen dann, ob wir wirklich noch etwas tun. Aber an und für sich sind wir, weil einige Spieler mehrere Positionen bekleiden können, fast überall doppelt besetzt. Rechts hinten haben wir Tobias Kainz und Roman Kerschbaum, der auch eher zentraler Mittelfeldspieler ist. Das sehen wir uns noch an. Dort haben wir keinen gelernten Verteidiger. Aber beide machen es gut, sind körperlich fit und setzen auch in der Offensive Akzente

LAOLA1: Wie konnte Grödig beim umworbenen Christian Derflinger entscheidend punkten?

Schöttel: Grödig punktet generell durch die Entwicklung der vergangenen Jahre. Wenn die halbe Mannschaft nun bei den besten Klubs in Österreich spielt, kriegen das auch junge Spieler mit. Grödig hat sich klar positioniert, die Zwischenstufe zu den größeren Klubs zu sein. Wir haben Nachwuchs-Teamspieler da, die sicher nicht fünf Jahre hier spielen wollen. Das hat aber auch Christian Haas nicht vor. Der ist da sehr geschäftstüchtig und es kann sich auch sehen lassen, was er geleistet hat. Er ist sehr interessiert am Fußball und legt Leidenschaft an den Tag. Er ist ein positiv Fußball-Verrückter, den du auch brauchst, damit du einen kleinen Verein wie Grödig nach oben bringst und positionierst. Und die Spieler wiederum wollen hier auf sich aufmerksam machen. Deswegen kann man punkten, auch wenn es Angebote größerer Klubs gibt. Dort kann man kurzfristig mehr verdienen, startet aber an Kaderposition 17 oder 18. Hier ist man knapper dran.

LAOLA1: Erinnert an das Wiener Neustadt der vergangenen Jahre.

Schöttel: Durch die gute Arbeit in den Akademien kommen da jedes Jahr 180 Spieler raus, die gut ausgebildet sind. Wenn du ein glückliches Händchen hast und die richtigen Spieler holst, kannst du als Trainer auch was daraus machen. Das Interessante hier ist die Positionierung: Ein Jahr sollen die Spieler hier sein und in einem Jahr verkaufen wir sie zu einem größeren Verein und holen die Nächsten. Grödig sollte auch nicht den Anspruch haben, immer im Europacup spielen zu müssen. Dieses Projekt ist so, wie es ist, und wir arbeiten professionell an unseren Zielen. Ich bin gerne Trainer und begleite auch gerne Spieler in der Entwicklung.

LAOLA1: Sind Sie also ein Ausbildungstrainer?

Schöttel: Ich glaube schon. Ich sehe da auch nichts Schlechtes dran. Und Adi (Hütter, Anm.) hat es auch nicht so in diese Richtung gemeint, weil ich weiß, dass er sehr gerne mit jungen Spielern arbeitet. Ich glaube auch, dass sie andere Probleme miteinander gehabt haben. Ich jedenfalls fühle mich sehr wohl hier.

 

Das Interview führte Bernhard Kastler