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"Kann mir vorstellen, dass RBS meine letzte Station ist"

Alexander Walke feiert dieser Tage ein kleines Jubiläum.

Vor fast genau einem Jahr, am 26. November, löste der Deutsche Eddie Gustafsson im Tor ab.

Für Ricardo Moniz damals eine schwere Entscheidung, weil der Schwede nicht nur Publikumsliebling, sondern auch Kapitän und Sprachrohr der "Bullen" war.

Aber Walke rechtfertigte das Vertrauen und hatte einen Riesenanteil am Meistertitel.

In den 21 Partien mit Walke verlor Salzburg nur ein Mal und kassierte lediglich elf Treffer.

Die Fang-Qualitäten des 29-Jährigen sind auch am Sonntag beim Schlager gegen Tabellenführer Austria wieder gefragt, immerhin kommt mit Philipp Hosiner die personifzierte Tormaschine nach Wals-Siezenheim.

Im LAOLA1-Interview blickt Walke dem Duell allerdings gelassen entgegen.

LAOLA1: Alex, habt ihr die Niederlage gegen Ried schon verdaut?

Alexander Walke: Ja, wir haben uns das Spiel noch einmal angeguckt und es ausgewertet. Natürlich haben wir auch die Fehler und ein, zwei gute Aktionen analysiert. Das Thema ist damit abgehakt.

LAOLA1: Nach dem Spiel war zu hören, dass euch etwas die Ernsthaftigkeit gefehlt hat. Wie kann so etwas sein?

Walke: Ich würde nicht sagen, dass es an der Ernsthaftigkeit gemangelt hat. Vielleicht waren wir etwas überrascht, wie sich Ried präsentiert hat. Man muss sagen, dass sie es gut gemacht haben und aggressiv zu Werke gegangen sind. Damit muss man umgehen können. Dieses Mal ist uns das leider nicht gelungen.

LAOLA1: Der Druck vor dem Austria-Spiel ist durch die Niederlage nicht unbedingt kleiner geworden. Ihr habt schon fünf Punkte Rückstand.

Walke: Klar. Unser Ziel war eigentlich, dass wir noch Herbstmeister werden. Das ist nun nicht mehr möglich. Jetzt geht es am Wochenende darum, den Rückstand kleiner zu machen.

LAOLA1: Also ist ein Sieg gegen die Austria fast Pflicht?

Walke: Das nicht unbedingt. Die Saison ist ja noch lang und wird nicht an diesem Spieltag entschieden. Aber natürlich wäre es besser, wenn wir gewinnen würden.

LAOLA1: Die Öffentlichkeit freut sich schon auf den Schlager. Wie sieht das bei euch aus?

Walke: Ich glaube, dass es am Sonntag ein schönes Spiel wird und hoffe, dass viele Zuschauer kommen. Für jeden Spieler ist das in der jetzigen Phase der Meisterschaft das Highlight.

LAOLA1: Treffen sich am Sonntag die momentan besten Mannschaften ?

Walke: Das denke ich schon. Die Tabelle spiegelt ja auch die Leistungsstärke wider. Aber ich würde nicht unbedingt von einem Zweikampf sprechen. Wenn sich Rapid wieder fängt, werden sie auch oben mitmischen. Und Sturm sollte man auch nicht unterschätzen.

LAOLA1: Wie groß ist der Respekt vor Philipp Hosiner?

Walke: So groß wie vor jedem anderen Stürmer.

LAOLA1: Aber seine Trefferquote ist schon beeindruckend.

Walke: Ja, er macht seinen Job sehr gut und ist bei der Austria gut angekommen. Aber wenn ich mich an das Hinspiel erinnere, dann war von ihm nicht viel zu sehen.

LAOLA1: Das ist richtig. Aber Fränky Schiemer, der ihn damals im Griff hatte, fehlt am Sonntag gesperrt.

Walke: Dafür haben wir andere, die das auch gut können.

LAOLA1: Rodnei fällt auch aus, Vorsah ist noch nicht wirklich fit – könnten die Ausfälle ein Problem sein?

Walke: Sicherlich. Man hat ja schon gegen Ried gesehen, dass uns einige Spieler gefehlt haben. Jetzt haben aber die Anderen die Möglichkeit zu zeigen, warum sie spielen sollen.

LAOLA1: Bereitest du dich als Tormann speziell auf einen Stürmer wie Hosiner vor?

Walke: Nein, nicht im Speziellen. Der Trainer zeigt uns Sequenzen von der ganzen Mannschaft und sagt uns dann, wie wir vorzugehen haben.

LAOLA1: Die „SportWoche“ hat aufgedeckt, dass Hosiner 16 seiner 17 Treffer ins untere Drittel des Tores erzielt hat. Ist so etwas für dich als Tormann interessant?

Walke: Naja, es kommt ja immer auf die Situation an. Er wird ja nicht alle Tore von der gleichen Position erzielt haben. Auf so etwas sollte man sich also nicht wirklich verlassen.

LAOLA1: Du hast vorher die Zuschauer kurz angesprochen. Die Zahlen sind eher bescheiden. Woran liegt das?

Walke: Ich glaube, dass die Zuschauerzahlen im Vergleich zum Vorjahr doch etwas gestiegen sind. Weil die Zuschauer sehen, dass wir doch einen anderen Fußball spielen, der wesentlich attraktiver zum Ansehen ist. Wenn man der Mannschaft noch etwas Zeit gibt und sie in Ruhe zusammenwachsen kann, dann werden auch wieder mehr Zuschauer kommen.

LAOLA1: Hat sich für dich als Tormann durch die neue Spielweise etwas verändert?

Walke: Ich habe schon etwas mehr zu tun, weil wir risikoreicher spielen. In der vergangenen Saison war unser Ziel, zu null zu spielen und vorne irgendwie ein Tor zu machen. Heute wollen wir attraktiven Offensiv-Fußball zeigen, was natürlich mehr Risiko mit sich bringt. Für mich hat sich aber nicht viel verändert – ich muss die Bälle halten, die aufs Tor kommen.

LAOLA1: Du hast vor ziemlich genau einem Jahr Eddie Gustafsson im Tor abgelöst und mittlerweile deinen Vertrag bis 2015 verlängert. Ist Salzburg schon ein richtiges Zuhause geworden?

Walke: Absolut. Ich fühle mich pudelwohl. Mir macht es Riesenspaß hier und ich hoffe, dass ich meinen Vertrag erfüllen kann.

LAOLA1: 2015 bist du dann 32. Ist ein Karriere-Ende in Salzburg denkbar?

Walke: Ich kann mir schon vorstellen, dass Salzburg meine letzte Station ist. Aber im Fußball ist viel möglich. Man sollte nichts ausschließen, sich jedoch auch auf nichts verlassen. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft zusammenwachsen und Titel holen. Ich bin auch überzeugt, dass mit Rangnick und Schmidt in Salzburg langfristig etwas entstehen kann.

Das Interview führte Kurt Vierthaler