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"Es ist eine Herausforderung, die kitzelt"

Mit Reinhold Yabo hat Red Bull Salzburg definitiv einen Typen für sich gewonnen.

Seine Geschichte (Hier zur Story) bietet mehr als nur eine Facette namens Fußball.

Mann des Glaubens, Politiker und eben Kicker, genauer gesagt zentraler Mittelfeldspieler, der mit seinem Wechsel nach Österreich überraschte.

Schließlich entschied sich der 23-jährige Deutsche mit kongolesischen Eltern gegen Angebote aus der deutschen Bundesliga und für einen Wechsel in die österreichische – und das als ablösefreier Spieler.

Im LAOLA1-Interview spricht der U17-Weltmeister von 2009, der aktuell mit Knieproblemen außer Gefecht ist, über seine Beweggründe, hierher zu kommen, seinen Glauben und was enorme Ablösesummen mit Google oder Apple zu tun haben.

LAOLA1: Du hast einen Kindle in der Hand. Was liest du gerade?

Reinhold Yabo: Ich lese meistens drei Bücher gleichzeitig. In der Bibel, ein Sachbuch und einen Fantasy-Roman, aktuell von Richard Schwartz.

LAOLA1: Du wurdest als „Deutschlands ungewöhnlichster Fußball-Profi“ tituliert. Fühlst du dich als solcher?

Yabo: Ich fühle mich absolut nicht als ungewöhnlich, sondern normal. Für mich gehört das, was ich mache, einfach zu meiner Persönlichkeit.

LAOLA1: Was ist dir wichtig?

Yabo: Das Wichtigste in meinem Leben ist die Beziehung zu meinem Gott. Das ist das Fundament meines Lebens und darauf gründet sich alles. Dann kommt der Fußball. Meine Leidenschaft, seit ich klein war, nun mein Beruf. Das ist nicht alles. Ich beschäftige mich gerne auch mit anderen Dingen.

LAOLA1: Glaubst du an einen Fußball-Gott?

Yabo: Den gibt es nicht. (grinst)

LAOLA1: Gott hat einen Plan für dich, heißt es. Wann kam der Plan Salzburg auf?

Yabo: Der kam auf, als ich erstmals von einem Angebot erfahren habe. Dann habe ich mich damit beschäftigt, ob das der nächste Schritt für mich sein könnte. Es hat sich dann relativ zügig herauskristallisiert, dass ich diesen Weg gehen will.

LAOLA1: Wie sehen deine langfristigen Ziele im Fußball aus?

Yabo: Für mich zählt das, was hier nun ansteht. Ich plane jetzt nicht, dass ich in einem oder zwei Jahren da oder dort sein muss. Oder so viele Tore oder Assists erzielen muss. Das, was ich will, ist mein Bestes zu geben und so für den Klub und die Mannschaft ein Segen zu sein.

LAOLA1: Für Kevin Kampl oder Sadio Mane war Salzburg insofern ein Segen, als dass sie nun in den Top-Ligen spielen. Soll das auch dein Weg sein?

Yabo: Ich sehe es so: Red Bull Salzburg hat die Möglichkeit international zu spielen, was es auch die vergangenen Jahre getan hat. Auf die Europa League schauen auch viele Menschen, da wollen viele gerne hinkommen, die haben aber nicht die Möglichkeit dazu. Viele hier haben schon Dinge erreicht, wovon andere nur träumen. Das ist herausragend. Dazu kannst du das Double holen. Die meisten Spieler holen nie ein Double. Ich finde es einfach genial, vor allem international spielen zu können. Das ist doch das, worauf die ganze Welt schaut.

LAOLA1: Die Welt schaut aktuell auch auf enorme Transfersummen. Wie denkst du darüber?

Yabo: Warum richtest du deinen Email-Account bei Google ein? Warum kaufst du dir ein Apple-Produkt? Das sind gigantische Konzerne, die Milliarden scheffeln. Ich denke, Fußball sollte man als etwas sehen, das nicht nur Menschen begeistert. Das tut es zweifelsohne. Aber die Akteure üben da auch einen Beruf aus, dafür werden sie vergütet. Wenn ein Verein eine Summe zahlen will, wer will ihm verbieten, dass er das macht? Der Verein kann mit seinem Geld machen, was er will. Das ist wie in einem Unternehmen, nur vielleicht mit anderen Summen.

LAOLA1: Wirst du eigentlich auch in Salzburg Stadtrat?

Yabo: Nein, auf keinen Fall. (lacht)

LAOLA1: Nie wieder Politik?

Yabo: Das sage ich auch nicht. Aber in Karlsruhe war es mehr ein Unfall (lacht).

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler

LAOLA1: Damit hast du bei nicht wenigen deiner Fans für Kopfschütteln gesorgt, weil du Angebote aus der deutschen Bundesliga hattest. War die Komponente, international zu spielen, entscheidend?

Yabo: Es war ein entscheidender Grund, aber das Gesamtpaket hat es einfach ausgemacht. Red Bull Salzburg hat mir eine Wertschätzung gegeben, dieses Gefühl: Hey, wir meinen es ernst mit dir. Ich habe gemerkt, dass ein Plan und eine gute Motivation dahintersteckt. Dazu die Top-Bedingungen sowie international spielen zu können, das alles war ausschlaggebend. Ich hatte ein super Gefühl.

LAOLA1: Und wie hast du die negativen Reaktionen aufgenommen?

Yabo: Ich dachte mir einfach: Gott, das ist jetzt dein Bier! (lacht) Ich weiß genau, wie mein Herz dazu stand und weiter steht. Ich war auf die Reaktionen vorbereitet. Auf der einen Seite ist es traurig, auf der anderen Seite kann ich es verstehen.

LAOLA1: Wie fällt dein erstes Resümee aus?

Yabo: Das kann ich noch nicht abgeben, zumal ich etwa auch noch im Hotel wohne. Da brauche ich noch Zeit, um wirklich gelandet zu sein. Die Berge habe ich aber etwa so erwartet und das ist schon ein anderes Lebensgefühl als in Deutschland.

LAOLA1: Inwieweit hat dich die Salzburger Spielweise angezogen?

Yabo: Es ist eine Herausforderung, die kitzelt. Ich persönlich glaube: Wenn du diese Philosophie verinnerlicht hast, kannst du überall spielen. Denn das hat mit viel Kraft, viel Power, hoher technischer Qualität, hoher Laufintensität und hoher taktischer Disziplin zu tun. Das fördert wiederum, dass das Team intakt sein muss. Es wird noch dauern, das zu verinnerlichen. Der eine braucht länger, der andere kürzer. Wir arbeiten daran, dass das dann auf Instinkt passiert. Das braucht Zeit.