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"Ich fühle mich geliebt"

Egal, wer in Salzburg über ihn spricht, demjenigen geht dabei ziemlich sicher das Herz auf.

Sportchef Ralf Rangnick lobt ihn regelmäßig. Trainer Adi Hütter lobt ihn regelmäßig. Seine Mitspieler loben ihn regelmäßig. Valentino Lazaro nennt ihn „Bruder“.

Gewiss, es gab schon Legionäre in Salzburg, die weitaus länger brauchten, um so richtig beim Verein anzukommen.

„Ich fühle mich geliebt“, zeigt Naby Keita beim Interview-Termin wahre Frühlingsgefühle. Die Sonne lacht mit ihm um die Wette. Kein Wunder, läuft es doch für den 20-Jährigen aus Guinea.

Der zentrale Mittelfeldspieler kam im Sommer 2014 für kolportierte 1,5 Mio. Euro vom französischen Zweitliga-Absteiger Istres nach Salzburg.

Rangnick hofft auf eine ähnliche Entwicklung wie bei Sadio Mane, der nach seinem Bundesliga-Rekord-Wechsel für 15 Millionen Euro zu Southampton nun bei Top-Klubs gefragt ist.

So weit ist Keita noch nicht. Doch die Entwicklung spricht für ihn. Im Frühjahr stand er nur im EL-Sechzehntelfinal-Hinspiel in Villarreal nicht in der Startelf. Fünf Tore und zwei Assists hat Keita nach 37 Saison-Einsätzen zu Buche stehen. Trotz Sprachbarriere ist er in der Mannschaft sehr beliebt.

„Einmal hat er sich mit Marcel Sabitzer eine halbe Stunde lang ausgetauscht - und ich habe nichts verstanden“, lacht Betreuer Mustafa Mesloub, der beim LAOLA1-Interview als Dolmetscher fungiert.

LAOLA1: Der Eindruck dürfte nicht täuschen: Dir gefällt es in Salzburg sehr gut.

Naby Keita: Ja, ich fühle mich in dieser Stadt und bei diesem Verein einfach sehr wohl. Ich fühle mich geliebt. Mit Trainer Adi Hütter läuft es auch sehr gut. Ich glaube, ich habe gut gearbeitet und mich weiterentwickelt. Ich will der Mannschaft weiter helfen, dass wir Meister und Cupsieger werden.

LAOLA1: Du hattest schon im Herbst viele Einsätze und hast nun im Frühjahr überhaupt nur 64 Pflichtspiel-Minuten verpasst. Warum klappte die Eingewöhnung so schnell?

Keita: Mir gefällt es, in diesem System mit dem Pressing zu spielen. Nach vorne zu verteidigen war natürlich etwas Neues und es war am Anfang nicht einfach, aber ich habe mich daran gewöhnt. Auch weil ich es eben mag, so zu spielen, ging es schneller.

LAOLA1-Redakteur Kastler, Mustafa Mesloub, Naby Keita

LAOLA1: Für deine Familie dürfte sich mit dem Transfer zu Salzburg bereits ein Traum erfüllt haben.

Keita: Ich komme aus armen Verhältnissen und so ist es natürlich ein Traum für meine ganze Familie, dass ich nach Europa gekommen bin. Ich glaube, manchmal können sie nicht glauben, dass es so für mich gelaufen ist. Mein Vater bleibt aber ehrgeizig und sieht immer Luft nach oben (lacht). Meine Mutter ist zudem nun seit zwei Wochen hier in Salzburg, nach Saisonende fliege ich mit ihr heim. Sie hat Probleme mit dem Rücken, hier ist die medizinische Versorgung eine ganz andere als in Guinea. Der Verein hilft uns da auch. Es tut einfach gut, sie bei mir zu haben.

LAOLA1: Im Jänner hast du beim Afrika Cup gespielt – und eine Watsch’n von Gervinho kassiert.

Keita: (lacht) Ja, er ist einer der wichtigsten Spieler bei der Elfenbeinküste und wir haben schon vorher gemerkt, dass er in diesem Spiel sehr nervös war. Er hat auch viel geschrien. Ich bin ihm dann unabsichtlich auf seinen Fuß gestiegen und er hat mir dann eben einen Schlag gegeben.

LAOLA1: Was hast du vom Turnier mitgenommen? Wie schätzt du die Chancen für die WM 2018 ein?

Keita: Es war mein erstes großes Turnier und wir haben gegen Top-Mannschaften wie Elfenbeinküste, Kamerun oder Ghana und tolle Spieler wie Yaya Toure gespielt. Das hat mir gefallen und mir Erfahrung gebracht. Unsere Nationalmannschaft ist eine junge, aber wir sind ambitioniert.

LAOLA1: Hast du Idole?

Keita: Als Kind habe ich immer Deco bewundert. Das ist auch mein Kurzname in der Heimat, Teil meines Namens: Naby Deco Keita. Heute mag ich vor allem, wie Andres Iniesta spielt. Der FC Barcelona ist auch mein Lieblings-Klub, trotzdem bleibt Bayern der Favorit auf die Champions League. Aber ich mag generell die spanische Liga wegen der Art, wie dort Fußball gespielt wird.

LAOLA1: Ein Keita (Seydou, Anm.) hat ja schon einmal für Barcelona gespielt.

Keita: (lacht) Ja, aber der ist ein anderer Typ als ich.

LAOLA1: Wer von deinen aktuellen Salzburger Kollegen gefällt dir als Typ?

Keita: Marcel Sabitzer. Er gibt am Feld alles, er ist bissig. Diese Art von Fußballer mag ich.

 

Das Interview führte Bernhard Kastler

LAOLA1: Warum hast du dich vergangenen Sommer für Salzburg entschieden?

Keita: Es ist für mich ein großer Verein. Ich habe den Klub in den vergangenen Jahren in der Europa League gesehen, zudem ist er ein Sprungbrett für eine möglicherweise große Karriere. Sadio Mane war mir natürlich auch ein Begriff und ich versuche, eine ähnliche Karriere wie er hinzulegen.

LAOLA1: Wie und von wem wurdest du entdeckt?

Keita: Den ersten Kontakt gab es bei einem Freundschaftsspiel gegen Mali in Frankreich. Ralf Rangnick und Gerard Houllier haben mich beobachtet. Gerard hatte mich zuvor schon ein paar Mal gesehen und er hat mir Red Bull Salzburg für meine Weiterentwicklung empfohlen, weil hier Top-Arbeit abgeliefert wird. Er sagte mir, dass es ein Sprungbrett für andere Ligen wäre. Ich muss mich einfach weiterentwickeln und dafür wäre es gut, noch einige Jahre hier zu bleiben.

LAOLA1: Wer sind auf dem Platz deine ‚Berater‘?

Keita: Ich habe hier eine fußballerische Familie, in der ich mich sehr wohl fühle. Die älteren Spieler geben mir das Vertrauen und reden viel mit mir, vor allem Jonny (Soriano), Andreas (Ulmer) und Christian (Schwegler). Sie geben mir Tipps, etwa, dass ich manchmal den Ball länger halten oder mehr über die Mitte kommen muss, weil ich gut nach vorne spielen kann.

LAOLA1: In Istres warst du mehr Achter als Sechser. Warum klappt es offensiv dennoch gut?

Keita: Es passt gut ins System, dass wir mit zwei zentralen Mittelfeldspielern spielen. Einer macht vorne das Pressing, ein anderer sichert ab. Das passt gut zu mir und gefällt mir. Ich denke, ich muss mich körperlich noch verbessern, noch viel stärker werden, um mehr Zweikämpfe zu gewinnen. Was den Ball betrifft, vertraue ich auf meine Fähigkeiten und mein Spielverständnis. Das Kopfballspiel muss ich ebenfalls noch verbessern.

LAOLA1: Obwohl du dein erstes Tor für Salzburg per Kopf erzielt hast – und das im Celtic Park.

Keita: Ja, das war verrückt. Aber umso schöner, weil es auch mein erstes Tor war. Ein tolles Erlebnis!

LAOLA1: Der Weg von Guinea nach Europa ist sicherlich kein einfacher. Wie ist es bei dir einst zum Wechsel aus Conakry nach Frankreich gekommen?

Keita: Der Fußball in Guinea hat sich entwickelt und es gibt gute Akademien. Meine Heimat ist arm und die Jungs hoffen, nach Europa zu kommen. Es gibt von den Akademien organisierte Turniere, dort sind die Scouts und so haben mich die Verantwortlichen von Istres nach Frankreich gebracht.