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"Wir verstehen uns mittlerweile blind"

Die rund sieben Jahre Altersunterschied merkt man den beiden nicht an.

Als LAOLA1 das Innenverteidiger-Duo des SK Sturm, bestehend aus Milan Dudic (33) und Nikola Vujadinovic (26), trifft, präsentieren sich die beiden wie ein Herz und eine Seele. Sie scherzen miteinander, lachen und verstehen sich prächtig.

„Auf dem Platz verstehen wir uns mittlerweile blind“, sagen sie im Doppel-Interview.

Kein Wunder, kennen sie sich doch schon seit Ewigkeiten. Also sprechen sie über ihre Zeit bei Roter Stern Belgrad, „Vujas“ Dasein als Wandervogel und die Charakter-Eigenschaften von Dudic.

LAOLA1: Ihr kennt euch ja schon seit langer Zeit…

Milan Dudic: Genau, wir waren gemeinsam bei Roter Stern Belgrad. Er war damals im Nachwuchs und ich bei der Kampfmannschaft.

Nikola Vujadinovic: Er ist ja um einige Jahre älter als ich. Als ich dann 17, 18 Jahre alt war, habe ich auch mit den Profis trainiert. Damals hat unsere Freundschaft angefangen.

LAOLA1: War er ein Idol für dich?

Vujadinovic: Ganz ehrlich: Er war großartig! Er hat bei Roter Stern toll gespielt und war gemeinsam mit Nemanja Vidic der beste Verteidiger. Und das sage ich nicht nur, weil er hier neben mir sitzt.

LAOLA1: Ist er immer noch jemand, zu dem du aufsiehst?

Vujadinovic: Ja, klar. Er ist immer noch ein großartiger Verteidiger. Ich bin sehr froh, dass ich mit ihm spielen kann.

LAOLA1: Wie waren deine Eindrücke von ihm?

Dudic: Er hat schon damals gezeigt, dass er seine Qualitäten hat. Wenn du es bei Roter Stern vom Nachwuchs zu den Profis schaffst, sagt das schon etwas aus. Als er dann in Bulgarien für ZSKA Sofia gespielt hat, wurde er ligaweit zum besten jungen Spieler gewählt. Ich freue mich, dass er jetzt hier ist.

LAOLA1: Du hast ja nicht nur in Bulgarien gespielt. Österreich ist mittlerweile das siebente Land, in dem du aktiv bist.

Vujadinovic: Ist es das? Ich bin mir gar nicht sicher. (lacht) Es stimmt, ich war schon in vielen Ländern, aber das ist kein Problem für mich. Ich suche nur nach meinem Glück. Zuerst dachte ich, ich würde es in Udine finden. Aber ich hatte kein gutes Verhältnis zum Trainer. Außerdem habe ich mich dann verletzt und konnte zwei Monate nicht mit der Mannschaft trainieren. Es war schwierig, zurück zu kommen. Also bin ich verliehen worden und dann wieder. Und jetzt bin ich hier.

LAOLA1: Bist du hier glücklich?

Vujadinovic: Ja, ganz ehrlich. Es geht mir super hier. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinen Mitspielern. Und Milan hat mir sehr geholfen, als ich hierher gekommen bin.

LAOLA1: Brauchst du überhaupt noch Hilfe, wenn du neu zu einem Klub kommst? Du bist es doch schon gewohnt.

Vujadinovic: Es ist immer ein bisschen schwierig, sich anzupassen, wenn man neu ist. Aber es stimmt schon, für mich ist es ein bisschen leichter, weil ich es gewohnt bin. Für mich ist es immer einfacher, wenn ich einen Landsmann im Team habe – wie eben Milan, den ich ja sogar schon gekannt habe. Auch Trainer Peter Hyballa und Sportdirektor Ayhan Tumani helfen mir sehr – wir haben eine gute Beziehung zueinander.

LAOLA1: Wurdest du von den Verantwortlichen eigentlich gefragt, was du von Nikola hältst, bevor sie ihn geholt haben? Oder wurdest du von seiner Verpflichtung überrascht?

Dudic: Nein, ich wurde nicht gefragt. Es hat ja damals der Trainerwechsel stattgefunden und ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht so viel Kontakt zu Hyballa. Ich kann nur sagen, dass sie mit seiner Verpflichtung die richtige Entscheidung getroffen haben. Er hat die Qualität für eine Top-Liga.

LAOLA1: Ihr habt in den 14 Spielen, die ihr gemeinsam in der Innenverteidigung bestritten habt, 15 Gegentore kassiert. Das ist eine gute Statistik. Warum läuft es so gut, wenn ihr am Platz steht?

Dudic: Das liegt nicht nur an uns beiden, die ganze Mannschaft verteidigt. Ein Vorteil für uns ist aber sicher, dass wir dieselbe Sprache sprechen. Und mittlerweile verstehen wir uns auf dem Platz blind. Auch sonst diskutieren wir viel darüber, wie wir diese oder jene Situation gut lösen können.

LAOLA1: Laut Statistik gewinnst du, Nikola, die meisten Kopfballduelle aller Sturm-Spieler und Milan führt die Rangliste der Bodenduelle an. Das passt doch perfekt, oder?

Vujadinovic: Großartig, das zu hören. Wir versuchen einfach in jedem Spiel, unser Bestes zu geben. Ich bin erfreut, wie uns das im Herbst gelungen ist. Hoffentlich können wir im Frühjahr so weitermachen.

LAOLA1: Du hast ja auch schon deinen Torriecher bewiesen.

Vujadinovic: Ich muss mich bei Haris Bukva bedanken, der mir drei meiner vier Tore aufgelegt hat. Ich war einfach zur rechten Zeit am rechten Ort. In der Jugend habe ich ja manchmal Stürmer gespielt. Es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn ich vorne helfen kann.

LAOLA1: Wenn ihr gemeinsam in der Innenverteidigung spielt: Wer ist der Chef?

Vujadinovic: Er!

Dudic: (lacht) Beide, beide.

Vujadinovic: Wir sprechen einfach viel miteinander und versuchen, eine Einheit zu sein.

LAOLA1: Was sind Nikolas größte Stärken?

Dudic: Er ist unglaublich kopfballstark. In Österreich ist er in diesem Bereich sicher der Beste. Trotz seiner Größe ist er kein langsamer Spieler. Außerdem gibt es auf dieser Position wenige Linksfüßer, was auch ein Vorteil für ihn ist. Er hat also alles, um überall spielen zu können.

LAOLA1: Und was sind Milans Stärken?

Vujadinovic: Zuerst seine große Erfahrung. Er ist in den Zweikämpfen sehr stark und erwischt immer genau den richtigen Moment für ein Tackle. Zudem ist er sehr cool, wenn er den Ball hat – er spielt die richtigen Pässe. Er hat keine Angst vor dem Ball.

LAOLA1: Sowohl in Salzburg, als auch in Graz wurden Milans charakterliche Eigenschaften sehr hervorgehoben. Wie wichtig ist er als Typ für das Team?

Vujadinovic: Er hat nicht den typisch serbischen Charakter, er hat etwas mehr. Er hat einen besseren Charakter als der durchschnittliche Serbe. Er arbeitet hart und gibt niemals auf. Deswegen war er auch so lange in Salzburg. Und deshalb hat er auch hier einen Stammplatz.

LAOLA1: Wie siehst du deine Rolle im Team?

Dudic: Ich wollte immer schon mein Bestes geben und meinem Team helfen. Das war so, als ich erst 20 Jahre alt war, und das ist heute noch so. Wenn ich einmal nicht spiele, akzeptiere ich das im Sinne der Mannschaft. Mit meinen 33 Jahren gebe ich gerne meine Erfahrungen weiter und helfe meinen Mitspielern. So muss jeder denken – es geht um die Mannschaft.


Das Gespräch führten Harald Prantl und Bernhard Kastler