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"Klar, warum so wenige Fans in den Stadien sind"

Die Tabellenführung wurde verteidigt, die Austria auf Distanz gehalten.

Zudem sind die Salzburger in der Liga nun schon seit sechs Spielen ungeschlagen.

Dennoch herrschte nach dem 1:1 in Wien-Favoriten keineswegs Zufriedenheit im Lager der „Bullen“.

„Wir haben keinen Spieler, der das Spiel im Mittelfeld in die Hand nimmt. Keiner hat den Mut, den Ball zu fordern“, ärgerte sich Ricardo Moniz, der abermals zugab, dass Christoph Leitgeb in der Zentrale schmerzlich vermisst wird.

Moniz übt Kritik

Und auch sonst sparte der niederländische Coach nicht mit Kritik. „Maierhofer hat eine schlechte Kommunikation mit Soriano“, fand er. Und fügte hinzu: „Wir haben eine schlechte Zusammenarbeit mit den Flügeln.“

Auch Stefan Maierhofer selbst war nicht sonderlich glücklich. „Es ist zu wenig, wenn wir 45 Minuten gut spielen und die anderen 45 Minuten so dahin plätschern“, meinte der Stürmer im LAOLA1-Interview.

Das Verhalten so mancher Fans regte ihn ebenso auf.

LAOLA1: Nach dem Tor in letzter Sekunde kann man wohl von einem glücklichen Punkt sprechen…

Stefan Maierhofer: Ein bisschen Glück gehört immer dazu. Erste Hälfte war die Austria einfach stärker, dominanter und aggressiver. Nach der Pause haben wir mehr dagegen gedrückt, hatten mehr Ballbesitz und haben mehr riskiert. Wobei wir uns nicht beschweren dürfen, wenn wir kurz vor Schluss das 0:2 kassieren. Aber so haben wir den Ausgleich erzwungen und fahren als Tabellenführer nach Hause.

LAOLA1: Es sind wieder wenige Flanken auf dich gekommen…

Maierhofer: Das fällt eh jedem auf, oder?

LAOLA1: Hast du eine Erklärung dafür, warum ihr diesmal konträr zu den vergangenen Spielen eine schwache erste Hälfte gespielt habt?

Maierhofer: Ich verstehe es nicht. Wir haben immer zwei Gesichter. Daheim gegen Wiener Neustadt haben wir eine sehr, sehr starke erste Hälfte gespielt. Wir hatten zwei Tore Vorsprung. Trotzdem haben wir uns nach der Pause das Leben selbst schwer gemacht. Gegen die Austria sind wir in der ersten Hälfte immer einen Schritt zu spät gekommen. Der Gegner war aggressiver und spritziger. Aber immerhin ist die Moral da, dass wir in der 91. Minute doch noch das Tor machen.

LAOLA1: Zuletzt gab es Kritik an eurer Spielweise. Kannst du verstehen, warum diese Unruhe von außen reingebracht wird?

Maierhofer: Wir dürfen uns dadurch nicht aus dem Konzept bringen lassen. Wir wissen, welche Qualitäten wir in der Mannschaft haben. Diese müssen wir aber öfter und länger abrufen. Es ist zu wenig, wenn wir 45 Minuten gut spielen und die anderen 45 Minuten so dahin plätschern.

LAOLA1: Hat sich die Austria nun aus dem Titelkampf verabschiedet?

Maierhofer: Wenn man sieht, wie die Austria aufgetreten ist – das war ein anderes Gesicht, als noch vor ein, zwei Wochen. Sie sind spielstark, aggressiv und haben gute Einzelspieler. Was sind schon fünf Punkte? Es sind noch acht Runden zu spielen, also 24 Punkte zu vergeben. Es kann noch so viel passieren. Wir müssen einfach auf uns schauen. Wir müssen in unseren Heimspielen von der ersten Minute an dominant sein und in beiden Hälften unser wahres Gesicht zeigen.

LAOLA1: Du hast den Ausgleich aufgelegt. Wie viel Genugtuung ist da dabei, zumal von den Rängen in deine Richtung über die komplette Spielzeit einige unschöne Sachen kamen?

Maierhofer: Da muss ich drüberstehen. Das sind ein paar einzelne Leute. Es ist traurig, dass das in Österreich so vertreten ist. Ich habe in England und in Deutschland gespielt. Dort habe ich so etwas von den Rängen nirgends erlebt. Das gibt es nur bei uns in Österreich. Warum auch immer. Ich kann es nicht verstehen. Aber wie gesagt: Ich stehe da drüber. Was ich schade finde, ist, dass kleine Kinder Autogramme wollen und alkoholisierte Leute dahinter stehen, die Sachen schreien, die um diese Uhrzeit nichts verloren haben. Dann ist auch klar, warum so wenige Zuschauer in den Stadien sind. Wenn ich so etwas sehe, gehe ich mit meiner Tochter oder meinem Sohn nicht ins Stadion. Solche Leute zerstören, was wir auf dem Spielfeld fabrizieren wollen: Fair Play. Es ist entscheidend, dass der nötige Respekt von den Rängen kommt.


Martin Wechtl/Harald Prantl