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"Das war der wichtigste Sieg meiner Karriere“

Die Vita von Torhüter Jürgen Macho ist beeindruckend.

Der gebürtige Wiener hütete bei der Heim-EURO 2008 das ÖFB-Tor, war auf der Insel bei Sunderland und Chelsea tätig, stand in Griechenland bei AEK und Panionios Athen unter Vertrag, lief in Deutschland für den 1. FC Kaiserslautern auf und zeigte in Österreich bei Rapid und dem LASK seine Klasse.

Den „wichtigsten Sieg“ seiner Karriere feierte der mittlerweile 35-Jährige jedoch vor ein paar Tagen.

Am vergangenen Freitag erhielt der 25–fache Internationale nach zwei Knieoperationen und einer eineinhalbjährigen Leidenszeit grünes Licht für ein Comeback.

72 Stunden später war auch ein neuer Klub gefunden. Macho unterschrieb bei der Admira einen Vertrag bis Saisonende.

Im LAOLA1-Interview spricht der künftige Südstädter über den Admira-Deal, seinem harten Weg zurück und die Zukunft.

LAOLA1: Jürgen, Gratulation zum Admira-Engagement. Wie es ist es dazu gekommen?

Jürgen Macho: Der Kontakt ist vor etwa zwei Wochen entstanden. Die Admira hat Interesse bekundet, woraufhin es ein Gespräch mit Coach Didi Kühbauer und Tormanntrainer Georg Heu gegeben hat. Wir haben uns dann auch schnell geeinigt. Ich wollte, dass keine große Pokerei entsteht, sondern, dass es schnell etwas wird und ich am Platz stehen kann. So ist es auch gekommen.

LAOLA1: Du hast letzten Freitag endgültig grünes Licht von deinen Ärzten bekommen. Wolltest du die Ergebnisse abwarten, bevor der Transfer öffentlich wird?

Macho: Das war das Problem beim Erst-Kontakt. Ich habe der Admira gesagt, dass ich erst die Befunde der Untersuchung abwarten muss, bevor ich ihnen 100 Prozent zusagen kann. Als ich dann die Freigabe für das Training erhielt, ist der Transfer schlussendlich schnell über die Bühne gegangen.

LAOLA1: Die Erleichterung über den positiven Befund war bestimmt riesengroß.

Macho: Ich habe die Tests bereits ein paar Tage zuvor absolviert und schon damit gerechnet, dass sie positiv ausfallen würden. Als mir der Physiotherapeut mitgeteilt hat, dass es von ihm aus keine Einwände mehr gibt und die Werte in Ordnung sind, habe ich zunächst einfach gar nichts gefühlt. Es war komisch. Natürlich war Freude vorhanden, aber es war so ein schwieriges und hartes Jahr - mir ist in diesem Moment alles noch einmal durch den Kopf ging – von Tag eins bis zum Ende. Ich gebe ehrlich zu, dass ich einige Zeit gebraucht habe, um es zu realisieren. Jetzt bin überglücklich und auch froh, so schnell einen neuen Klub gefunden zu haben. Ich kann endlich wieder das tun, was ich am liebsten mache: Fußballspielen.

LAOLA1: Hast du dir ein Ziel gesetzt.

Macho: Mein Ziel ist, gesund zu bleiben. Bleibst du verletzungsfrei, kannst du deine Ziele erreichen. So lange ich fit und gut drauf bin kann ich mich immer steigern und an Sachen arbeiten. Die Gesundheit steht über allem, ist die Grundvoraussetzung.

LAOLA1: Gedanken an ein Karriereende verschwendest du trotz deiner bereits 35 Jahren nicht – vorausgesetzt, du bleibst die nächsten Jahre verletzungsfrei.

Macho: Nein. Derzeit fühle ich mich wirklich gut, traue mir zu, noch Jahre zu spielen. Doch man muss abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Wenn der Tag  kommen sollte, wo ich merke, dass ich den Anforderungen nicht mehr gerecht werde, dann kann man sich Gedanken machen. Doch soweit ist es eben noch nicht und deswegen verschwende ich keine Gedanken darüber.

LAOLA1: Gab es neben der Admira eigentlich noch andere Interessenten?

Macho: Es war mir wichtig, dass zu Beginn jemand da ist, der meine Situation einschätzen kann und kennt. Es musste ein Klub sein, der versteht, dass ich langsam aufgebaut werden muss. Wenn du zum Beispiel ins Ausland gehst, musst du vom ersten Tag an funktionieren. Da kannst du nicht sagen: „Ich war jetzt in der Reha und brauche noch etwas.“ Das wird nicht gehen. Ich wollte einen Klub finden, der die eben genannten Faktoren berücksichtigt. Bei der Admira habe ich ein gutes Gefühl. Sie wissen, dass es Step by Step besser werden wird. Deswegen habe ich mich ganz schnell für die Admira entschieden.

LOALA1: Und es gibt wesentlich Schlimmeres, als in Österreichs höchster Spielklasse unterzukommen.

Macho: Natürlich. Ich bin nie größenwahninnig gewesen, sondern habe meine Situation immer einschätzen können. Wenn man so lange weg ist, musst du dich erst kontinuierlich zurückarbeiten.

Das Gespräch führte Martin Wechtl

LAOLA1: Hat es in den letzten eineinhalb Jahren einen Moment gegeben, wo du hinschmeißen wolltest?

Macho: Ich wusste, dass es verdammt schwierig werden würde. Das hat mir jeder gesagt. Ob Doktor Müller-Wohlfahrt oder Doktor Boenisch. Schließlich war es eine komplexe Operation. Alle meinten aber auch: Du kannst es schaffen mit Wille und Eifer. Und ja, es hat Phasen in der Reha gegeben, wo ich mir gedacht habe: Das ist Wahnsinn und noch so weit weg. Wenn du aber den Ehrgeiz besitzt, es schaffen zu wollen, gelingt es dir auch. Ich hatte ein super Team hinter mir. Sie haben mir den Weg geebnet, ich musste ihn nur mehr gehen. Ich bin jetzt unheimlich glücklich, dass ich den Kampf gewonnen habe. Das war der wichtigste Sieg meiner Karriere.

LOALA1: War es auch die Liebe zum Spiel, die dich motiviert hat?

Macho: So wollte ich nicht aufhören. Ich wollte nicht, dass eine Verletzung meine Karriere beendet beziehungswiese diktiert. Dagegen habe ich angekämpft. Es war immer die Gefahr vorhanden, dass es aus sein kann. Aber ich wollte meine Chance nützen und wahrnehmen. Wie gesagt: Es war ein Kampf, aber Gott sei Dank mit einem Happy End.

LAOLA1: Hast du wieder vollstes Vertrauen in deinen Körper?

Macho: Ich habe das Training bisher immer so gesteuert, dass ich wusste, wann Stillstand ist. Jetzt ist es eine andere Geschichte. Ich habe zwar die Basis gelegt, doch nun geht der Kampf am Platz los. Das bedeutet, dass andere Bewegungen und Abläufe dazukommen. Ich werde mich wieder herantasten, um zu schauen, was möglich ist. Ein Tormann-Training ist ganz anders als ein Reha-Training, wo man vollkommen isoliert ist. Es ist wichtig reinzukommen und sich stückweise mehr zuzutrauen. Vierzehn Monaten nicht zu spielen, ist eine sehr, sehr lange Zeit. Um den richtigen Rhythmus zu finden, muss man viel machen und hart trainieren.

LAOLA1: Kann man aus so einer langen Verletzungszeit eigentlich irgendetwas Positives mitnehmen?

Macho: Vielleicht im mentalen Bereich. Wobei ich darin schon relativ stark war. Was man mitnehmen kann, ist die Gewissheit, dass man mit Willen und Kampf zurückkommen kann. Wenn ich aber ehrlich bin, hätte ich gerne auf das Ganze verzichtet.

LAOLA1: Ehrgeiz und Wille zeichnen dich aus. Ich nehme an, dass du bei der Admira daher das Einser-Leiberl anvisierst.

Macho: Natürlich will ich spielen. Das versuche ich schon meine ganze Karriere lang. Ich muss jetzt aber erst einmal zurückfinden, wieder zu alter Stärke zurück gelangen. Denn nur dann kann ich dem Verein weiterhelfen. Es muss bei mir einfach passen. Ich werde alles geben und probieren, im Endeffekt wird man aber sehen, wie sich die Dinge entwickeln.