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"Versuche, die zwei schwierigen Dinge zu verbinden“

Wien – Es ist der nächste Mosaikstein in seiner einzigartigen Erfolgsstory.

Nach nur zweieinhalb Jahren als Trainer übernimmt Ivica Vastic einen der begehrtesten Posten dieser Zunft im österreichischen Fußball und ist neuer Coach der Wiener Austria.

Nach dem Knalleffekt und dem damit verbundenen Ende der dreieinhalbjährigen Ära von Karl Daxbacher wird der 42-Jährige nach dem Weihnachtsurlaub am 9. Jänner die Mannschaft übernehmen.

„Nach der Vorstandssitzung am Dienstagabend wurde ich gefragt, ob ich es mir vorstellen kann“, schildert der ehemalige Austria-Profi und bisherige Amateure-Trainer.

Interessant: Noch beim Frühstück in der Flachau wurde Daxbacher über die Vorbereitungen für das Trainingslager sprechend gehört…

Schnee von gestern.

Vastic soll die Veilchen im Frühjahr wieder auf die Erfolgsspur führen. Bei einer Qualifikation für einen internationalen Bewerb verlängert sich der Vertrag des 50-fachen österreichischen Nationalspielers automatisch um eine Saison.

Im Interview mit LAOLA1 nimmt Vastic zu seiner Beförderung vom Amateure- zum Profi-Coach Stellung:

LAOLA1: Ist die Beförderung dein persönliches Weihnachtsgeschenk?

Ivica Vastic: Es ist eine gute weihnachtliche Botschaft. Eigentlich verbinde ich Weihnachten mehr mit der Familie und mit Ruhe. (lacht)

LAOLA1: Mit der Ruhe ist es wohl schon jetzt vorbei. Wie hat sich alles eigentlich entwickelt?

Vastic: Nach der Vorstandssitzung am Dienstagabend sind Thomas Parits und Markus Kraetschmer an mich herangetreten, haben mir berichtet, was dort passiert ist und haben mich gefragt, ob ich mir den Trainer-Job vorstellen kann.

LAOLA1: Wie groß war deine Überraschung?

Vastic: Ich war natürlich überrascht. Sie haben aber auch gesagt, dass sie meine Arbeit bei den Amateuren schätzen und sie überzeugt sind, dass das auch bei der Kampfmannschaft funktionieren kann.

LAOLA1: Kommt der Schritt für dich als Trainer genau richtig oder siehst du es nach zweieinhalb Jahren auch als Risiko?

Vastic: Ich sehe es als eine Chance. Wir haben auch ausgemacht, dass wir das einmal bis Sommer machen. Es hängt dann von der Platzierung ab und ob wir es in einen Europacup-Bewerb schaffen. Ich weiß, dass die Ansprüche des Vereins, Vorstands und der Fans hoch sind. Aber ich bin lange im Fußball-Geschäft, ich war auch als Spieler immer unter Druck. Von daher bin ich gewohnt, mit diesem umzugehen.

LAOLA1: Wie siehst du die Ablöse von Karl Daxbacher, unter dem du beim LASK noch gespielt hast?

Vastic: Es ist sicher nicht angenehm, weil ich Karl Daxbacher sehr schätze – auch als Trainer, ich habe mit ihm ja auch hier zusammengearbeitet. Es ist aber so im Fußball. Der Vorstand war nicht so zufrieden mit ihm, mit den Leistungen in letzter Zeit. Deswegen haben sie sich zu diesem Schritt entschlossen. Ich sehe das eben nun als Chance, eine, die ich zu nutzen versuche.

LAOLA1: Was muss geändert werden, um die Austria wieder auf die Erfolgsspur zu bringen?

Vastic: Es hat teilweise ganz gut ausgeschaut. Die Austria hat für mich den schönsten Fußball gespielt, auf der anderen Seite war er nicht ganz erfolgreich. Da muss man eine gute Mischung aus schönem und erfolgreichem Fußball finden. Es geht darum, zielstrebig zu spielen und mehr Punkte einzufahren als bislang.

LAOLA1: Braucht es dafür Zuwächse im Kader?

Vastic: Ich denke, es wird nicht große Veränderungen geben. Im Moment kann ich dazu aber auch nicht viel sagen. Es ist ziemlich schnell gegangen, da braucht man auch Zeit, um alles einmal zu analysieren. Aber ich denke, man muss nicht viel ändern, die Mannschaft hat genug Qualität und ich werde weiter mit dieser Mannschaft zusammenarbeiten.

LAOLA1: Vier Punkte Rückstand sind nicht die Welt. Ist die Meisterschaft dein erklärtes Ziel?

Vastic: Ich lege immer auf das nächste Spiel wert, ich denke von Partie zu Partie und will mich richtig auf die nächste Aufgabe vorbereiten. Was dann zum Schluss herauskommt, werden wir sehen. Es gibt verschiedene Gründe, ob etwas funktioniert oder nicht sowie ob wir am Ende oben stehen oder nicht. Von daher werde ich mich jetzt nicht auf eine Prognose festlegen. Die Konzentration liegt auf den nächsten Spielen.

LAOLA1: Mit Roland Linz oder Florian Klein hast du etwa zusammengespielt. Wie dürfen sich die Spieler den Trainer Ivica Vastic vorstellen?

Vastic: Wichtig ist die Leistung. Ich versuche aber auch, dass die Mannschaft als Team fungiert und die zwei schwierigen Dinge im Fußball zu verbinden: die menschliche und die Leistungs-Komponente.

LAOLA1: Der Verein legt Wert auf junge Spieler, die in die Kampfmannschaft integriert werden sollen.

Vastic: Das hängt auch von den Spielern ab. Sie müssen sich durchsetzen, da muss man auch hinsichtlich der Integration vorsichtig sein, nämlich wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Es wird aber nicht reichen, nur jung zu sein – es muss auch die Leistung passen.

LAOLA1: Du bist jetzt Austria-Trainer geworden. Gab es eigentlich irgendwann einmal konkreten Kontakt zu Sturm, wie Gerüchte es vermuten ließen?

Vastic: Nein, ich wurde nie kontaktiert. Alles andere waren Spekulationen.

LAOLA1: Du bist einer der erfolgreichsten österreichischen Spieler, bist Österreichs einziger WM- und gleichzeitig EM-Torschütze und hast nun nach nur zweieinhalb Jahren als Trainer einen der hierzulande begehrtesten Jobs dieser Zunft inne. Macht dich das stolz?

Vastic: Es macht mich natürlich stolz. Denn die Austria ist einer der größten Vereine Österreichs. Die Strukturen passen, die Menschen, die hier arbeiten, auch und ich sehe das als Herausforderung, mich weiter zu entwickeln.

LAOLA1: Alleine mit dieser Beförderung kann wohl gesagt werden: Deine Karriere bleibt eine einzige Erfolgsstory…

Vastic: Das wird man sehen, das kann man nicht im Vorhinein sagen (lacht). Der Schritt ist aber natürlich schon einmal gut und schön. Aber man muss sich immer beweisen.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler