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"Hier kann ich mich aufs Wesentliche konzentrieren"

LAOLA1: Warst du enttäuscht, dass du keine Chance bei Red Bull Salzburg bekommen hast?

Martschinko: Nein, das wäre auch nicht mein nächster Schritt gewesen. Es ist verdammt schwierig im Moment bei Salzburg. Das ist mit Abstand die beste Mannschaft in Österreich, die momentan in Europa mit jedem Team mithalten kann. Da war mir schnell klar, dass ich mit meinen 20 Jahren da nicht einfach hinkommen kann und mich gegen eine Reihe von starken Spielern durchsetzen werde. Der Schritt hier her zum aktuell Zweiten, mit dem ich um den Europacup spielen kann, ist sicherlich der beste.

LAOLA1: In letzter Zeit war häufig von einer Kooperation zwischen Grödig und Red Bull Salzburg die Rede. Glaubst du, dass diese Zusammenarbeit jetzt so richtig ins Rollen kommt?

Martschinko: Viel bekomme ich davon nicht mit. Den Taxi (Taxiarchis Fountas, Anm.) haben sie eben auch per Leihe geholt. Es ist sicher nicht schlecht, wenn junge Spieler, die bei Red Bull nicht spielen können, dann eine Chance in Grödig bekommen. Und das ist auch nicht irgendeine Mannschaft. Da muss man sich erst einmal einen Platz erkämpfen.

LAOLA1: Bei dir ist dieser "Kampf" relativ reibungslos verlaufen, weil du sofort einen Platz in der Startelf bekommen hast. War das für dich schnell klar, da Thomas Salamon den Verein verlassen hat?

Martschinko: Nein, so klar war das nicht. Mit dem Strobl Pepi (Robert, Anm.) gibt es einen g'standenen Spieler auf dieser Position. Ich war überrascht davon, dass ich das Vertrauen vom Trainer bekommen und sofort gespielt habe. Ich hoffe natürlich, dass ich dieses Vertrauen mit meinen Leistungen zurückzahlen kann.

„Wer das Kleine nicht ehrt, ist des Großen nichts wert“, besagt ein Sprichwort, dem Christoph Martschinko nur zustimmen kann.

Mit 14 Jahren führte der Weg des Steirers aus seiner Heimat Lebring zur Akademie von Red Bull Salzburg. Er wurde Nachwuchsnationalspieler, stand 2011 im Kader der Red Bull Juniors und unterschrieb ein Jahr darauf einen Profivertrag bei den Mozartstädtern.

Seine Zeit beim Liga-Krösus war damit allerdings vorerst vorbei. Ein Wechsel zu Sturm Graz scheiterte, weshalb es per Leihe nach Wiener Neustadt ging. Ende Jänner folgte schließlich der fixe Transfer zum SV Grödig.

Es ging raus aus dem Tabellenkeller, doch das Umfeld blieb überschaubar und familär.

Eine Sache, die dem 20-jährigen Linksverteidiger sehr wichtig ist, wie er im LAOLA1-Interview erklärt:

LAOLA1: Mit einem Sieg, einer Niederlage und einem Remis war bisher für dich in Grödig schon alles dabei. Wie hast du dich bei deinem neuen Klub eingelebt?

Christoph Martschinko: Eigentlich ganz gut. Ich muss mich noch ein bisschen mit der Spielanlage hier zurechtfinden. Mit den neuen Kollegen passt es aber super.

LAOLA1: Wie nimmst du das Umfeld bisher wahr? Im Vergleich zu Wiener Neustadt ist Grödig doch noch um ein gutes Eck kleiner.

Martschinko: Wiener Neustadt und Grödig sind familiäre Klubs. Es gibt nicht so viel Trubel. Ich fühle mich bei so einem kleinen Verein, bei dem der Zusammenhalt groß ist, richtig wohl. Es gibt auch kein großes Drumherum mit vielen Medien wie in Wien bei Rapid oder Austria.

LAOLA1: War gerade diese familiäre Atmosphäre auch ein Grund für deinen Wechsel nach Grödig?

Martschinko: Schon. Ich kann hier in Ruhe arbeiten und mich auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich den Fußball. Das ist das Wichtigste.

LAOLA1: Waren die Rückmeldungen auf deinen Transfer ausschließlich positiv?

Martschinko: Absolut. Jeder hat mir Glück gewünscht. Ich komme ja selbst aus einem kleinen Ort, da waren auch alle begeistert. Es ist einfach der nächste Schritt für mich. Ich kann jetzt einmal vorne in der Tabelle mitspielen, mit Grödig kann ich sogar um den zweiten Platz kämpfen.  

LAOLA1: Welche Rolle hat Adi Hütter gespielt?

Martschinko: Durchaus eine große. Ich war ja im Sommer bereits im Gespräch bei Grödig und ich habe mich mit ihm unterhalten. Schon damals habe ich ernsthaft überlegt, ob ich es machen soll. Der Trainer hat mich schlussendlich überzeugt. Dazu kenne ich auch Salzburg, das Umfeld und viele Leute. Am Ende gab es nichts, was gegen einen Wechsel sprach.

LAOLA1: Wie sehr war ein Verbleib bei Red Bull Salzburg überhaupt ein Thema?

Martschinko: Aus meiner Sicht ging es nur darum, einen anderen Klub zu suchen. Ich weiß auch nicht, ob es Diskussionen darüber gab. Das ist alles am letzten Tag der Transferzeit passiert, da ging es sehr schnell.

LAOLA1: Der Erfolg gibt Grödig mit Platz zwei derzeit auch Recht. Auch wenn noch einige Runden zu spielen sind: Ist der Europacup schon Thema?

Martschinko: Auf jeden Fall. Wir haben ein klares Ziel und das ist der zweite Platz. Dafür müssen wir sicher noch einige Punkte machen und auch die großen Klubs wie Austria und Rapid schlagen.

LAOLA1: Die bevorstehende Runde könnte für Grödig von besonderer Bedeutung werden. Während man selbst zuhause den vermeintlich leichten Gegner aus Wiener Neustadt zu Gast hat muss Rapid bei Red Bull Salzburg ran. Macht diese Konstellation die Partie noch wichtiger?

Martschinko: Ganz sicher, leicht wird es gegen Wiener Neustadt aber bestimmt nicht. Im Herbst gab es ein 3:6 aus Sicht von Grödig. Sie werden sicher wieder defensiv gut stehen und auf ihre Konterchancen warten. Wir müssen eben versuchen, spielerisch dagegen zu halten. Wenn dann Rapid in Salzburg verlieren sollte, sieht es ganz gut aus.

LAOLA1: Spürst du eine spezielle Motivation vor dieser Partie gegen die ehemaligen Kollegen?

Martschinko: Natürlich. Ich habe auch viele Freunde dort gewonnen. Am Platz gibt es diese Freundschaft aber klarerweise nicht mehr. Da gibt es nur mehr meine Mannschaft und mich.

LAOLA1: Noch ein Wort zu Wiener Neustadt. Jahr für Jahr gilt das Team als Abstiegskandidat, aber sie halten sich beachtlich. Woran liegt das?

Martschinko: Der Charakter stimmt einfach. Sie laufen bis zum Umfallen und geben alles, auch wenn es ab und zu nicht gut geht. Diese kämpferische Art wird ganz einfach belohnt.

LAOLA1: Du gehst also nicht davon aus, dass Wiener Neustadt noch abrutscht und in Abstiegsnot gerät?

Martschinko: Ich glaube nicht, dass das passiert und hoffe es auch nicht. Ganz ausschließen kann man es natürlich nicht, dafür sind noch zu viele Runden zu spielen. Aber Neustadt schafft das schon.

LAOLA1: Abschließend noch einmal zu deiner Zukunft. Dein Vertrag bei Grödig läuft vorerst bis 2016. Hast du dir darüber hinaus auch schon Gedanken gemacht? 

Martschinko: Vorerst zählen für mich ein Stammplatz bei Grödig und meine Weiterentwicklung. Ich habe ja hoffentlich noch einige Jahre vor mir.

Gegen Rapid hatte Martschinko noch seine Probleme

LAOLA1: Ist dir das zuletzt gegen Rapid gelungen? Nach etwas mehr als 60 Minuten nahm dich Adi Hütter vom Feld.

Martschinko: Er war nicht zufrieden mit mir, weil ich viele Stellungsfehler gemacht habe. Ich tue mir mit dem System in Grödig eben noch ein bisschen schwer. Der Trainer versucht jede Woche aufs Neue, mir das einzuprägen, dass ich so schnell wie möglich hineinfinde.

LAOLA1: Wo liegt der gravierende Unterschied in der Spielanlage zwischen Wiener Neustadt und Grödig, der diese Umstellung für dich so schwierig macht?

Martschinko: Es ist dieses ständige Druckausüben. Nach einem Ballverlust verlangt der Trainer, dass wir den Ball sofort zurückerobern und so schnell wie möglich nach vorne kommen. Es wird einfach viel mehr Wert auf Ballbesitz gelegt. In Neustadt haben wir auf den Gegner gewartet, ihn anlaufen lassen und erst dann nach vorne gespielt. 

LAOLA1: Würdest du sagen, dass dir die Variante in Grödig mehr liegt, auch wenn es für dich eine Umstellung bedeutet?

Martschinko: Das Spiel in Grödig liegt mir definitiv mehr. Ich habe ja auch die Ausbildung in Salzburg gemacht und dort wurde das auch so praktiziert. Nach den eineinhalb Jahren in Neustadt ist es jetzt schon wieder eine Umstellung für mich. Aber es wird von Tag zu Tag besser.

Hyballa wollte Martschinko nach Graz holen

LAOLA1: Vor zwei Jahren stand auch ein Wechsel nach Graz zu Sturm im Raum beziehungsweise schien dieser schon fix. Warum wurde daraus nichts?

Martschinko: Peter Hyballa war mein Trainer bei den Juniors in Salzburg und er wollte mich unbedingt nach Graz holen. Die Gespräche liefen auch gut, Sturm und Salzburg wurden sich aber finanziell über eine Leihe nicht einig und dann kam der Transfer nicht zustande.

LAOLA1: Sportlich wäre es für dich also schon eine Option gewesen.

Martschinko: Auf jeden Fall. Ich wäre sogar gerne zu Sturm gegangen. Danach kam es aber zum Glück zum Wechsel nach Wiener Neustadt. Das hat dann gut funktioniert und hat mir auch weitergeholfen.

LAOLA1: Es wäre also kein Problem gewesen, obwohl du sonst in Graz eigentlich dem GAK die Daumen drückst?

Martschinko: (lacht) Nein, das wäre kein Problem gewesen.

LAOLA1: Verfolgst du aktuell auch noch was bei den Grazer Rotjacken passiert?

Martschinko: Ja, sicher. Ich habe mir auch ein paar Spiele von ihnen angesehen und Freunde von mir spielen dort. Die müssen eh aufsteigen heuer. Hoffentlich marschieren sie gleich durch.

LAOLA1: Letzte Frage: Du nennt Marcelo als deinen aktuellen Lieblingsspieler. Warum gerade er?

Martschinko: Er ist der beste linke Außenverteidiger der Welt. Er ist technisch super, offensiv top und damit ein absolutes Vorbild von mir, weil ich auch ein offensiver Verteidiger sein und viel nach vorne machen will. Da versuche ich das eine oder andere von ihm abzuschauen.

LAOLA1: Gegen Schalke hat man ja wieder gesehen wie gut er funktioniert.

Martschinko: So ist es. Das war der Wahnsinn.

LAOLA1: Vielen Dank für das Gespräch!

 

Das Interview führte Andreas Terler