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"Dieser Stil passt zu Red Bull"

„Enttäuschend“, sagt Christian Schwegler, wenn er an das letzte Heimspiel von RB Salzburg denkt.

Gemeint ist freilich nicht der 7:0-Kantersieg gegen Mattersburg, sondern die Minus-Kulisse von 3.820 Fans.

„Wir müssen die Leute dorthin bringen, dass sie kommen, weil Red Bull geilen Fußball spielt und es Bock macht, uns zuzuschauen“, so der Schweizer im LAOLA1-Interview.

Der 28-Jährige spricht zudem über seine Operation am Sprunggelenk, das Problem der ständigen Wechsel bei den „Bullen“ und die Emotionen, die nun endlich da sind.

LAOLA1: Wie läuft die Vorbereitung?

Christian Schwegler: Soweit gut! Das Wichtigste ist, dass ich nach meiner Verletzung wieder beschwerdefrei bin.

LAOLA1: Wie ist das mit deiner Verletzung genau abgelaufen?

Schwegler: Ich habe schon zu Saisonbeginn mit ein bisschen Schmerzen gespielt, das war eine längere Geschichte. Irgendwann bin ich dann zu dem Punkt gekommen, an dem das keinen Sinn mehr gemacht hat. Also habe ich mich zu der Operation entschlossen. Es war der richtige Schritt.

LAOLA1: Wie schwer war es, ausgerechnet in einer Zeit, in der ein neuer Trainer da war und ein Umbruch in der Mannschaft stattgefunden hat, nicht dabei sein zu können?

Schwegler: Natürlich ist das nicht optimal, weil man ein wenig den Anschluss verliert. Aber wenn man jeden Tag mit Schmerzen im Fuß aufsteht, muss man sich eingestehen, dass der Punkt gekommen ist, an dem man diese OP machen lassen muss. Ich konnte meine Leistung nicht mehr zu 100 Prozent bringen. Mir war klar, dass ich langfristig nicht mehr spielen würde, weil ich mein Potenzial nicht abrufen kann.

LAOLA1: Apropos: Nicht optimal. Ihr seid im Sommer bei den Leistungstests vom Rücktritt eures damaligen Trainers Ricardo Moniz überrascht worden. Wie schwierig war das zu diesem Zeitpunkt?

Schwegler: Sicher war der Zeitpunkt nicht optimal. Aber jeder Spieler muss sich einfach wieder zurechtfinden. Das ist doch schon mehrmals passiert, in diesem Geschäft gibt es eben ab und zu Trainerwechsel. Klar braucht es danach eine gewisse Zeit, um die Philosophie des neuen Trainers zu verstehen, es hat anfangs ein bisschen gedauert. Ich denke jedoch, dass die Mannschaft diese in letzter Zeit gut umgesetzt hat.

LAOLA1: Du bist ja schon einige Zeit in Salzburg. Nimmst du solche Philosophie-Wechsel mittlerweile gelassen hin?

Schwegler: Man muss es annehmen, es gehört dazu. Ich bin jetzt das vierte Jahr hier und in dieser Zeit hat es einige Wechsel gegeben. Aber es ist immer eine neue Chance, man kann immer etwas Neues dazulernen. Man muss das positiv angehen. Es bringt nichts, sich zu groß den Kopf darüber zu zerbrechen, dann kann man seine Leistung nicht mehr abrufen.

LAOLA1: Der Spielstil, den ihr aktuell praktiziert, wird sehr gelobt. Ist es das attraktivste Red Bull Salzburg in deiner Zeit?

Schwegler: Für die Zuseher ist es sicher sehr attraktiv. Hoffentlich kommen dadurch auch noch ein bisschen mehr Fans ins Stadion. Schlussendlich soll es auch erfolgreich sein. Man muss etwas gewinnen, um etwas von dieser Attraktivität zu haben. Ich glaube, dieser Stil passt zu Red Bull.

LAOLA1: Wie hast du Roger Schmidt bisher erlebt?

Schwegler: Er ist auf menschlicher Basis auf einem sehr hohen Niveau, hat da große Kompetenz. Er weiß, wie man die Spieler anpacken muss. Das zeichnet ihn sicher aus. Außerdem ist er ein Fußball-Fachmann, der alles sieht. Aber was in den letzten Jahren gefehlt hat, war ein bisschen die menschliche Kompetenz, die er sehr gut einbringt.

Christian Schwegler im Gespräch mit LAOLA1

LAOLA1: Die Identifikation mit dem Verein etwa?

Schwegler: Das ist ein wichtiger Punkt! Eine gewisse Kontinuität muss sein, damit sich die Zuschauer mit den Spielern und die Spieler mit dem Verein identifizieren können. Das ist sehr wichtig, um die entscheidenden Spiele zu gewinnen. Durch Identifikation entsteht Emotion.

LAOLA1: Gegen Ende der Hinrunde war das schon zu spüren. Wie weh tut es dann, wenn zum letzten Heimspiel gegen Mattersburg nur 3.820 Zuschauer kommen?

Schwegler: Das ist enttäuschend! Wenn man ein bisschen über die Landesgrenze hinausschaut, sieht man volle Stadien. Klar, man sollte das nicht vergleichen, aber als Spieler wünscht man sich natürlich eine große Kulisse. Wir können nur versuchen, mit attraktivem und erfolgreichem Fußball unseren Teil dazu beizutragen. Der Rest liegt nicht in unseren Händen.

LAOLA1: Ist es vielleicht auch ein Problem der Liga, dass es zu wenige attraktive Gegner gibt?

Schwegler: Wir müssen die Leute dorthin bringen, dass sie kommen, weil Red Bull geilen Fußball spielt und es Bock macht, uns zuzuschauen. Die sollen nicht schauen müssen, wer da als Gegner kommt.

LAOLA1: Insofern war der 7:0-Kantersieg gegen den SVM ja eigentlich die richtige Antwort, oder? Ihr habt jenen Leuten, die nicht da waren, zu verstehen gegeben, dass sie etwas verpasst haben.

Schwegler: Das denke ich schon. Hoffentlich bleibt das Spiel zumindest diesen 3.820 Zuschauern in Erinnerung. (lacht)

LAOLA1: Kommen wir zur Tabellensituation. Ihr habt sieben Punkte Rückstand auf die Austria. Wie schätzt du die Lage ein?

Schwegler: Es ist wichtig, gar nicht so sehr darauf zu schauen. Wir sollten einfach versuchen, jedes Spiel zu gewinnen. Mit dieser Strategie ist noch etwas drin.

LAOLA1: Zum Abschluss noch eine Frage zu deinen weiten Einwürfen: Bringt diese Qualität der Mannschaft überhaupt noch etwas, wo ihr doch keine großen Stürmer mehr habt?

Schwegler: Unsere Philosophie ist das schnelle Kurzpassspiel. Aber wir haben nie großen Wert auf die Einwürfe gelegt, das ist einfach nur eine zusätzliche Variante. Außerdem haben wir ja noch große, kopfballstarke Innenverteidiger. Wenn es nötig ist, können wir das also schon noch anwenden.


Das Gespräch führte Harald Prantl

LAOLA1: Ralf Rangnick hat gesagt, dass der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft viel größer ist, als noch in der vergangenen Saison. Er hat das Team aus der Vorsaison mit einer Interessensgemeinschaft, die gemeinsam Fußball spielt, aber abseits des Platzes nichts miteinander zu tun hat, verglichen. Wie erlebst du das?

Schwegler: Es ist halt so eine Sache. Wenn die Mannschaft immer wieder neu zusammengewürfelt wird, besteht die Gefahr, dass sie nicht zusammenwächst. Ich glaube aber schon, dass mittlerweile jeder seine Emotionen einbringt. Dadurch entsteht etwas, wo man von einem Mannschaftsgefüge sprechen kann. Es ist wichtig, dass einer für den anderen kämpft. Außerhalb des Platzes muss man nicht mit jedem Best Friend sein, aber man muss sich gegenseitig akzeptieren.

LAOLA1: War das nicht immer so, dass jeder seine Emotionen eingebracht hat?

Schwegler: Das ist schwer zu sagen. Es hat schon jeder versucht, seine Emotionen einzubringen. Aber wenn ständige Wechsel sind, fehlt die klare Linie, dass jeder weiß, worum es geht. Wenn man neu dazu kommt, tastet man sich anfangs erst ein bisschen heran. Wenn stets gewechselt wird, fehlt einfach irgendwas.