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"Da passieren Sachen, die unbegreiflich sind!"

Andreas Leitner hat mit seinen 21 Jahren schon einiges erlebt.

Der Admira-Goalie galt lange Zeit als großes Talent, musste aber auf seine Chance bei der Kampfmannschaft warten. Als es so weit war, erkämpfte er sich trotz vieler Steine in seinem Weg das Einser-Leiberl. Alles schien eitel Wonne, ehe es in dieser Saison vier Runden vor der Winter-Pause krachte.

Der Steirer verlängerte seinen auslaufenden Vertrag bei den Südstädtern nicht. Daraufhin verpflichteten diese Jörg Siebenhandl und sortierten Leitner aus dem Kader aus.

Seitdem herrschte Funkstille. Leitner wollte nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen und gab keine Interviews.

In der Folge beruhigte sich die Lage - zuletzt schöpfte der U21-Teamtorhüter wieder Hoffnung. Manuel Kuttin fällt verletzt aus, Siebenhandl konnte aufgrund von Hüftproblemen nicht trainieren, spielt aber trotzdem. Auch die Vertragsgespräche nahmen wieder Fahrt auf, alles schien gut.

Doch dann der Tropfen, der Leitners Fass zum Überlaufen brachte: Statt Einsatz bei der Kampfmannschaft im Abstiegsduell mit Grödig (Samstag, 4. April, 18:30 Uhr im LAOLA1-LIVETICKER) nur im Kader der Amateure.

„Du reißt dir Tag für Tag den Hintern auf, aber im Endeffekt zählt das nicht“, bricht Leitner bei LAOLA1 sein Schweigen und lässt Dampf ab. „Es ist ein Wahnsinn, was da abläuft!“

Was genau bei der Admira falsch läuft, wie es wirklich zu seiner Aussortierung kam, warum das erste Vertragsangebot unverschämt schlecht war und was am Interesse von Austria Wien und Sturm Graz dran ist, erzählt Andreas Leitner im LAOLA1-Interview:

LAOLA1: Manuel Kuttin ist verletzt, Jörg Siebenhandl hat zuletzt nicht trainiert. Deine Chancen auf einen Einsatz gegen Grödig sollten also gut stehen, oder?

Andreas Leitner: Das denke ich mir auch. Der Verein hat zuletzt versucht, wieder Verhandlungen mit mir aufzunehmen. Die waren am Laufen und es sah nicht so schlecht aus. Deshalb und aufgrund der Verletzungen von Manuel und Jörg bin ich davon ausgegangen, wieder eine Chance zu bekommen. Dann wurde mir aber mitgeteilt, dass ich nur den Amateuren helfen soll.

LAOLA1: Wie hast du das aufgefasst?

Leitner: In diesem Moment fiel es mir extrem schwer, das zu verstehen und es war sehr hart für mich. Es war klar, dass der Verein reagieren muss. Für mich war es überraschend, dass ich schon in den letzten vier Spielen vor der Winterpause aus dem Kader gestrichen wurde.

LAOLA1: Wie kann es einem Bundesliga-Klub passieren, ein derart schlechtes Angebot abzugeben?

Leitner: Einen Sportdirektor, mit dem du bei anderen Vereinen in Gespräche treten würdest, gibt es nicht. Bei der Admira geschieht das mit vielen verschiedenen Leuten, da weißt du nicht, wer welche Funktion im Verein hat und wer die Entscheidungen trifft. Man kann nicht einschätzen, wer im Endeffekt die handelnden Personen sind. Das erschwert Vertragsverhandlungen enorm.

LAOLA1: Es ist nicht gerade die feine englische Art, wenn ein Verein seinen Spieler so unter Druck setzt.

Leitner: Meiner Meinung nach hat der Klub total überreagiert, gleich vor der Winterpause zu wechseln. Wir waren in einer guten Phase, ich war super drauf und habe meinen Teil dazu beigetragen, dass wir doch einige Punkte gemacht haben. Ich habe fünf von 14 Spielen zu null gespielt, darunter waren drei Spiele, die 0:0 endeten. Ich hatte eine der besten Fangquoten der Liga und habe – ohne überheblich wirken zu wollen - eine gute Performance gezeigt.

LAOLA1: Die Fronten zwischen der Admira und dir waren verhärtet. Wie kam es überhaupt dazu, dass eine Vertragsverlängerung wieder denkbar war?

Leitner: Nach den Vorfällen im Winter herrschte eine Zeit lang angespannte Stimmung. Das war für mich eine schwere Phase. Danach war ich in Norwegen bei einem Probetraining, das war ein guter Tapetenwechsel. Ab dann habe ich mich - auch wenn es schwer war - wieder voll und ganz auf die Admira fokussiert, ich bin ja noch mindestens bis Sommer hier. Der ganze Verein merkt, dass ich noch da bin und merkt, dass ich doch etwas drauf habe. Ich war voller Tatendrang, dem Verein zu helfen und überzeugt, dass ich das kann. Das hat der Verein scheinbar gemerkt und ist auf mich zugekommen.

LAOLA1: Die Admira sprach immer wieder davon, du müsstest dich zum Verein bekennen, obwohl er sich lange Zeit nicht zu dir bekannt hat. Als du dir letztes Jahr den Stammplatz erkämpft hattest, hast du Rot gesehen und warst danach wieder lange auf der Bank. Auch in dieser Saison bist nicht du, sondern Manuel Kuttin als Nummer eins gegangen und du musstest dich zurückkämpfen. Ist es nicht ein bisschen scheinheilig, dass die Admira jetzt so tut, als wärst du ihr lange auserkorener Hoffnungsträger, auf den immer gebaut wurde?

LAOLA1: Das hat dich nach den zunächst wieder aufgenommenen Verhandlungen sicherlich geschockt.

Leitner: Schon. Ich dachte, dass wir uns wieder in dieselbe Richtung bewegen. Aber scheinbar ist das nicht so.

LAOLA1: Ich habe mich im Team umgehört, fast alle Spieler sind der Meinung, dass du der Beste der drei Goalies bist und in jedem Training aufzeigst. Siehst du das auch so?

Leitner: Ich fühle mich gut, gebe richtig Gas und bin in einem sehr guten Zustand. Ich versuche, mich Training für Training und Woche für Woche zu präsentieren, um eine Chance zu bekommen und zu spielen. Leider werde ich – durch welche Gründe auch immer – nicht berücksichtigt. Es ist schon hart, wenn du merkst, dass es nicht nur ums Sportliche geht.

LAOLA1: Fühlst du dich ungerecht behandelt?

Leitner: Natürlich. Es ist nicht angenehm, wenn du weißt, dass du sehr gut drauf bist und gut trainierst. Du reißt dir Tag für Tag den Hintern auf, aber im Endeffekt zählt das nicht.

LAOLA1: Bereits im Winter sorgte deine „Aussortierung“ für viele Diskussionen. Was genau ist vorgefallen?

Leitner: Es gab ein vermeintliches Angebot, das aber aus keiner Sichtweise als fair zu bezeichnen war. Es handelte sich um Summen, die bei einer Verlängerung um drei Jahre nicht der Rede wert waren. Selbstverständlich steht der finanzielle Aspekt nicht im Vordergrund, Geld ist bei weitem nicht alles. Man merkt aber, dass man es schwerer hat, wenn man aus der eigenen Akademie kommt. Ich will nochmals betonen, dass Geld nicht im Vordergrund steht, aber das Angebot war einfach nicht fair und ich habe es abgelehnt. Der Verein hat dann bereits angekündigt, zu handeln. Das kam mir vor wie eine Erpressung - entweder ich verlängere oder ich spiele nicht mehr. Dann war ich beim U21-Team und lese auf laola1.at, dass wir Jörg verpflichtet haben.

Leitner: Es kam von Trainer-Seite - vor allem vom Co-Trainer – immer wieder die Meldung, dass ich so ein guter Tormann und für die Admira ein Aushängeschild bin. Letztendlich ist Kuttin als Stamm-Torhüter in die Saison gegangen. Das ist jetzt auf keinen Fall etwas gegen ihn, wir verstehen uns sehr gut. Das war von Trainer-Seite einfach völlig unkorrekt, weil ich in der Vorbereitung richtig stark war. Mir wurde immer gesagt, alles ist super - und dann steht in der ersten Partie ein anderer drin. Gleich im zweiten Spiel wurde gewechselt – was für mich gut, aber für Manuel natürlich ein Wahnsinn war. Es geht ja nicht nur um mich, da passieren Sachen – insbesondere am Tormann-Sektor – die unbegreiflich sind. Ich habe mir bis zum Schluss den Arsch für den Verein aufgerissen, auch jetzt gebe ich im Training alles und lasse mich nicht runter. Die Admira bezeichnet sich immer als Ausbildungsverein, wenn man aber sagt, man will den nächsten Schritt wagen, wird man zur Verlängerung erpresst. So eine Reaktion ist für mich nicht nachvollziehbar.

LAOLA1: Hast du damit endgültig mit der Admira abgeschlossen?

Leitner: Das war jetzt ein weiterer Punkt, der nicht für einen Verbleib spricht. Es ist viel passiert, die Tür ist damit ziemlich weit zugegangen.

LAOLA1: Das wird andere Vereine wiederum freuen. Ein vielversprechender, österreichischer U21-Teamgoalie ist ablösefrei zu haben.

Leitner: Das stimmt, mein Vertrag läuft im Sommer aus. Ich habe gute Leistungen gebracht, mich präsentiert und hoffe, dass einige Vereine das gesehen haben. Man wird sehen, was jetzt kommt. Mein Wunsch ist es nicht, bis ganz zum Schluss zu warten und dann auf Biegen und Brechen eine Entscheidung zu treffen. Mein Grundgedanke ist, vor dem Beginn der Transferzeit im Sommer Gewissheit zu haben.

LAOLA1: Einer dieser Vereine soll die Austria sein. Dein Wechsel zu den „Veilchen“ soll im Winter beschlossene Sache gewesen sein, falls Heinz Lindner den Verein verlassen hätte.

Leitner: So weit ich weiß, war Interesse da und Gespräche am Laufen. Es war aber auf keinen Fall so, dass ich nur noch unterschreiben hätte müssen. Es gab die klare Ansage, dass von Austria-Seite mit keinem gesprochen wird, solange Heinz Lindner noch beim Verein ist. Es gab keine Vertragsverhandlung, nur Interesse und Gespräche, das war im Endeffekt alles.

LAOLA1: Der Kontakt wird in der Zwischenzeit nicht abgerissen sein, oder?

Leitner: Ich sage einmal so: Österreich ist nicht das größte Land, da hält man leicht Kontakt. (lacht)

LAOLA1: Mit Sturm Graz wirst du auch immer wieder in Verbindung gebracht. Einerseits weil du Steirer bist, andererseits, weil Sturm keinen vielversprechenden, jungen Goalie in den eigenen Reihen hat.

Leitner: Sturm Graz ist ein sensationeller Klub mit unglaublichen Fans und einer tollen Mannschaft. Christian Gratzei spielt aber eine hervorragende Saison. Wie der Verein im Sommer entscheiden wird, kann ich weder beurteilen, noch beeinflussen. Ich kann nicht sagen, ob und wie sie im Sommer reagieren.

LAOLA1: Wenn du die freie Wahl hättest, was wäre dein realistische Wunschvorstellung?

Leitner: Das wichtigste ist, dass ich spielen kann. Ich bin erst 21 Jahre alt geworden und habe noch einige Jahre vor mir, egal in welche Richtung es geht. Ich habe mir selber ganz große Ziele gesetzt, die habe ich auch nach diesem halben Jahr nicht aus den Augen verloren. Wir werden sehen, wo es hingeht – es ist kein Wunschkonzert. Das langfristige Ziel ist das Ausland, wie bei fast jedem österreichischen Fußball-Profi.

 

Das Gespräch führte Matthias Nemetz