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„Hatte nicht das Gefühl, dass auf mich gebaut wird“

„Hatte nicht das Gefühl, dass auf mich gebaut wird“

Obwohl sich Österreich und Liechtenstein eine Grenze teilen, sind im fußballerischen Bereich kaum Synergien zu erkennen.

Da die heimischen Teams in den Schweizer Ligen verankert sind, wird dieses Nachbarland oft bevorzugt. Nur drei Ausreißer verschlug es bisher in die rot-weiß-rote Bundesliga.

Der bisher Letzte, der diesen Schritt wagte, ist Rieds Neuzugang Sandro Wieser. Mit gerade einmal 20 Jahren erkor der Mittelfeldakteur die Alpenrepublik aus, um sich ins Rampenlicht zu spielen, denn bei Hoffenheim blieb ihm der Durchbruch vorerst versagt.

Zu diesem Schritt ermunterte ihn jener Landsmann, der als erster die Barriere zum Nachbarland durchbrach. Der Dritte im Bunde war der erste Gratulant.

Stocklasa schwärmte von Ried

„Ich habe sehr viel Gutes über Ried gehört. Vor allem von Martin Stocklasa, der drei Jahre hier gespielt hat“, verweist Wieser im Gespräch mit LAOLA1 auf seinen „Informanten“, der sich von 2008 bis 2011 die Fußballschuhe im Innviertel schnürte.

Der aktuelle St.-Gallen-Verteidiger vermittelte seinem 14 Jahre jüngeren Nationalteam-Kollegen ein Bild von den "Wikingern", welches sich nach dessen Ankunft bestätigte.

„Er hat von Ried geschwärmt, vor allem von den Leuten hier. Es ist wichtig für einen jungen Spieler, dass er sich wohlfühlt im Verein, das kann ich hier sehr gut. Er hat von allem geschwärmt, das Gesamtpaket passt einfach.“

Für das kommende Jahr nennt der Linksfuß nun Ried seine Heimat. Auf das Spiel gegen den Wolfsberger AC freut er sich schon besonders, denn dann kommt es mit Michele Polverino zum direkten Duell der beiden derzeit in der Bundesliga aktiven Liechtensteiner.

Internationale Erfahrung mit 20 Jahren

„Am Tag als ich unterschrieben habe, hat er mich gleich angerufen und mir zu diesem Wechsel gratuliert. Er hat gesagt, dass Ried eine Top-Adresse in Österreich ist“, verrät Wieser.

In den Planungen von Trainer Michael Angerschmid und Manager Stefan Reiter ist der Youngster fix eingeplant und wird damit Anel Hadzic im zentralen defensiven Mittelfeld beerben.

„Sandro Wieser kann im zentralen und defensiven Mittelfeld spielen. Er ist ein Linksfuß, was für uns sehr wichtig ist, weil wir im zentralen Mittelfeld keinen haben. Wieser ist sehr gut bei Standards und kann den perfekten Pass spielen“, meinte Reiter als der Wechsel in trockenen Tüchern war.

Trotz seines jungen Alters weist der Legionär nämlich schon einiges an internationaler Erfahrung auf. Sowohl beim FC Basel als auch bei Hoffenheim schnupperte der 1,85-Meter-Mann Erstliga-Luft.

Gute Erinnerungen an Bayern-Kantersieg

An seinen bisher einzigen Einsatz in der deutschen Bundesliga im März 2012 wird sich Wieser wohl noch lange Zeit erinnern, schließlich war dieser gegen niemand geringeren als Bayern München.

„Es war ein bisschen undankbar, beim Stand von 0:7 (Endstand: 1:7) reinzukommen. Aber in dem Moment versucht man das Resultat auszublenden und sich auf die Leistung zu konzentrieren. Ich war trotzdem noch zufrieden, auch wenn ich nur 30 Minuten gespielt habe.“

Dass er nach wie vor einem deutschen Bundesligisten gehört, hat Wieser einem Last-Minute-Sieg gegen Dortmund und der geglückten Relegation gegen Kaiserslautern zu verdanken.

„Niemand hat mehr richtig daran geglaubt, dass wir den Klassenerhalt schaffen, aber das Spiel gegen Dortmund war Wahnsinn. Da hat alles gestimmt. Als wir dann in die Relegation gekommen sind, war mir eigentlich klar, dass wir jetzt das Ding für uns entscheiden.“

„Habe nicht das Gefühl gehabt, dass auf mich gebaut wird“

Dass Hoffenheim den vielversprechenden Akteur nur verleiht, lässt darauf schließen, dass weiterhin auf Wieser gesetzt wird. Dieser ist jedoch nicht ganz überzeugt.

„Das ist schwierig zu sagen. Ich habe nicht das Gefühl gehabt, dass auf mich gebaut wird. Aber jetzt ist es für mich wichtig, nach vorne zu schauen.“

Warum ihm sowohl bei Basel als auch bei den Kraichgauern bisher der Durchbruch versagt blieb, macht er vor allem an der großen Konkurrenz und dem Vertrauen des Trainers fest.

„Wenn man jung ist und noch nicht so viel Erfahrung hat, braucht man einen Trainer, der auf einen setzt. Das Glück hatte ich in der Nationalmannschaft (Anm. d. Red.: 17 Länderspiele). Ich wurde dadurch zum Stammspieler und habe das Vertrauen mit guten Leistungen zurückgezahlt.“

Station in Ried als große Chance

Bei Ried-Coach Angerschmid hofft der Neuzugang auf ähnliche Unterstützung. Schließlich ist die Wahl vor allem aufgrund der Perspektive für junge Spieler auf Ried gefallen.

„Es ist wichtig für mich, dass ich einen Trainer habe, der keine Angst hat, junge Spieler einzusetzen. Daher denke ich, dass ich bei der richtigen Adresse bin.“

Im Mittelfeld ist Wieser universell einsetzbar, er selbst sieht sich aber „zwischen der 10 und der 6, also auf der 8, wo ich auch einmal offensiv mitgehen kann.“

Oberste Priorität hat die Spielpraxis, um den nächsten Schritt in seiner Karriere zu setzen. Wohl fühlt er sich in seiner neuen Heimat schon allemal.

Ob der Liechtensteiner die Chance nützen kann, sich wieder für Hoffenheim – wo er noch einen Vertrag bis 2015 besitzt - interessant zu machen, bleibt abzuwarten. Möglicherweise lotst er aber schon bald weitere Landsmänner in das bisher fußballerisch so fremde Nachbarland.


Alexander Karper