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"Sieg der Mannschaft ist viel wichtiger"

Rapid, Admira, Austria, LASK, Salzburg, Wacker.

Was haben diese Vereine seit Samstag gemeinsam? Roman Wallner hat sich in den jeweiligen Geschichtsbüchern als Liga-Torschütze verewigt.

Am Mittwoch traf der Stürmer schon für die Innsbrucker im Cup, fixierte mit seinem schönen Treffer zum 2:1 den sensationellen Sieg im Achtelfinale bei seinem Jugendverein Sturm. In Graz, dort wo der heute 30-Jährige damals als 16-Jähriger in der Champions League gegen Inter (0:2) sein Debüt gab.

Drei Tage später traf Wallner schon wieder, in seinem achten Liga-Spiel für die Tiroler zum ersten Mal. Und erneut war es ein wichtiges Tor. Sein Kopfball besiegelte den 1:0-Sieg in Wiener Neustadt, dem aktuell direkten Rivalen um den Klassenerhalt. Die Rote Laterne ist damit vorerst abgegeben.

Tor gegen Neustadt wichtiger

„Heute war das Tor wichtiger, weil wir von hinten weg gekommen sind“, maß der Angreifer dem samstäglichen Treffer mehr Bedeutung bei, auch wenn er den Cup als große Chance für alle Teams sieht: „Da ist der Weg nach Europa ein kurzer, vor allem wenn Titelkandidaten noch dabei sind.“

Wallner hat mit Wacker aber ganz andere Prioritäten. Ganz oben auf der Liste steht: Klassenerhalt.

„Wir dürfen uns nicht ausruhen, wir haben in Neustadt sehr viel Glück gehabt. Es wird noch ein langer, harter Kampf, jetzt haben wir mal die bessere Ausgangsposition, die gilt es zu verteidigen.“

Das Kämpfen auf dem Platz hat Wallner im Blut, hier zu spielen läge ihm auch mehr als in Leipzig, wo die Aussicht von der Bank aus keine rosige war. „Dafür fühlte ich mich zu jung, zu körperlich fit.“

Sein erstes Liga-Tor für die Innsbrucker hat sich der Steirer regelrecht erkämpft, war er doch in Hälfte eins alleine auf weiter Flur und machte viel Wege umsonst. „In Wahrheit war er da der Depp“, meinte sein Trainer Roland Kirchler, der sich nach dem Spiel mit seinem Goldtorschützen freute.

Kirchler freut sich für „Depp“ Wallner

„Es tut ihm gut, im Cup hat er ein Traumtor erzielt und heute ist er richtig gestanden. Er hat eben einen Riecher“, attestiert Wallners ehemaliger Nationalteam-Kollege. Beide teilten sich in diesen Zeiten sogar ein Zimmer. „Das heißt aber nicht, dass ich mir alles erlauben darf“, so Wallner.

Der Stürmer hegt mit dem ehemaligen Offensivspieler ein „sehr gutes“ Verhältnis, das aber auch von Respekt und Professionalität geprägt ist. Und scheinbar tut ihm auch der vermehrte Zuspruch gut.

„Er redet vielleicht mehr, führt mehr Einzelgespräche“, spricht Wallner von kleinen Unterschieden zu Vorgänger Walter Kogler, die aber scheinbar große Wirkung haben. Vier Spiele, vier Siege sagen alles.

Der 29-fache ÖFB-Teamspieler betont jedoch: „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Walter Kogler ein sehr guter Trainer ist. Roli ist eben ein anderer Typ, Vergleiche zu ziehen, wäre unfair.“

Doppelte Erleichterung

Auch die Tatsache, dass er seine Torsperre gebrochen hat, sieht der langjährige Legionär nüchtern: „Ich habe für Wacker angeschrieben, nicht für mich. Der Sieg der Mannschaft ist viel wichtiger.“

Eine gewisse Erleichterung ist aber doch festzumachen. „Man ertappt sich immer wieder, dass man ungeduldig wird. Wichtig ist, dass man es nicht erzwingt“, so Wallner, der zwei Torschüsse für seinen Treffer in Niederösterreich brauchte. Walter Schachner gratulierte ihm dennoch zu „100 Prozent“.

Kogler wie Kirchler hätten ihm das nötige Vertrauen geschenkt und gaben ihm denselben Rat auf den Weg: „Man soll keinen Stress haben, arbeiten und die Tore kommen dann von selber.“

Nun freut sich Wallner auf einen längeren Aufenthalt in Innsbruck, schließlich sei es eine intensive Woche mit drei Auswärtsfahrten gewesen. In den nächsten beiden Runden warten Heimspiele.

Dank an die Fans

Mit dem Siegeslauf und dem daraus resultierenden Rückenwind hoffen die Tiroler auf Zuspruch der Fans. In Wiener Neustadt durften sich die Innsbrucker über zahlreiche Unterstützer freuen.

„Und das, obwohl es ein weiter Weg ist“, richtet Wallner den Dank an die Fans aus. „Ich bin einer Zeit gekommen, wo es viel Wirbel gab. Die Fans waren da natürlich auch angefressen, sie haben sich aber auch gewissermaßen fair verhalten.“

„Es ist wieder eine Euphorie im Kommen“, spürt Wallner. Hält die Erfolgsserie unter Kirchler und die Trefferlaune des Stürmers an, wird sie auch bleiben.

 

Bernhard Kastler