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Gludovatz: "Jürgen Klopp kriege ich nicht"

Gludovatz:

„Sturm ist ein geiler Verein, da werden 100 Bewerbungen reinkommen“, prognostizierte Franco Foda Mitte März, als sein für Saisonende geplanter Abschied aus Graz öffentlich gemacht wurde.

So falsch dürfte der inzwischen von seinem Dienst freigestellte Langzeit-Trainer nicht gelegen sein.

Die Bandbreite der Coaches, die sich für den vakanten Trainer-Posten beim amtierenden Meister beworben haben sollen, ist lang. Da macht der Name Sven-Göran Eriksson ebenso die Runde wie jener von Toni Polster.

Diese beiden vermeintlichen und in der Trainer-Hackordnung denkbar weit voneinander entfernt angesiedelten Interessenten spielen in den Überlegungen der Sturm-Verantwortlichen natürlich keine Rolle.

Favorit Pezzaiuoli?

Anders könnte es diesbezüglich bei einem Kandidaten, dessen Name in dieser Woche durchgesickert ist, ausschauen. Marco Pezzaiuoli. In seiner Heimat Deutschland wird dem Fußball-Lehrer durchaus konkretes Interesse am Trainer-Posten in Graz nachgesagt.

Im Frühjahr 2011 scheiterte der 43-Jährige beim deutschen Bundesligisten Hoffenheim und ist seither auf der Suche nach einem neuen Job. Zuvor machte sich Pezzaiuoli jedoch als Nachwuchstrainer beim DFB einen hervorragenden Namen, wurde 2009 mit der U17 sogar Europameister.

„Namen kann und werde ich nicht nennen. Ich habe mit vielen Trainern Kontakt aufgenommen“, lässt sich Paul Gludovatz auf Nachfrage von LAOLA1 nicht in seine Kandidatenliste blicken.

Mit dem sportlichen Geschäftsführer der „Blackies“ hat Pezzaiuoli jedenfalls seine Vergangenheit als Nachwuchs-Teamchef gemein.

„Jürgen Klopp kriege ich nicht“

Neben dem gebürtigen Mannheimer sollen sich auch andere deutsche Coaches mit Vergangenheit in der höchsten Spielklasse ins Spiel gebracht haben. Wichtiger ist jedoch wohl, welchen Trainer-Typus Gludovatz und Co. suchen.

Dem Vernehmen nach fahndet man nach einem Trainer der neuen Schule, der Innovationen gegenüber aufgeschlossen ist, was auf Pezzaiuoli zutreffen würde.

Gludovatz dementiert alles andere als entschieden, dass der neue „Head Coach“ vom Anforderungsprofil her ein eher wissenschaftlicher Typ sein soll:

„Ich würde es nicht ausschließen, aber Jürgen Klopp kriege ich nicht. Diesbezüglich werden wir Abstriche machen müssen.“

Schnittstelle zwischen Profis und Amateuren

Anforderungsprofil ist überhaupt ein gutes Stichwort. Dass Gludovatz nach einem Trainer-Team, das den vorgegebenen budgetären Rahmen akzeptiert, sucht, ist allseits bekannt.

„Wie ich es bisher in Graz miterlebe, wird jede einzelne Aktion positiv oder vermehrt negativ beschrieben. Das habe ich erwartet, aber vielleicht nicht in dieser Dichte, und dass es gar so negativ gesehen wird“, erklärt der 65-Jährige und möchte dies ausdrücklich nicht alleine auf die Causa Franco Foda verstanden wissen.

Entscheidungen, fallweise auch unpopuläre, gehören nun jedoch zu seinem Aufgabengebiet. Dafür sei er auch vom Präsidium mit dem Posten des Geschäftsführers betraut worden:

„Ich bin jetzt nicht mehr Trainer, sondern einer der Hauptentscheidungsträger. Ich vertrete meine Meinung auch nicht bei einem Medium, sondern muss personelle Entscheidungen treffen, zu denen ich auch stehen muss.“

Die wohl richtungsweisendste steht mit dem Trainer-Team unmittelbar bevor...

Peter Altmann

„Dieses wird mit einem von der Zahl verringerten Doppel-Kader aus Profis und Amateuren arbeiten, damit die Jungen näher herangebracht werden.“

Soll heißen: Ein Mitglied dieses Trainer-Teams soll gleichzeitig als Chefcoach der Amateure fungieren. Dass einem bezüglich dieser Job Description als Schnittstelle zwischen Kampfmannschaft und Nachwuchs Markus Schopp in den Sinn kommt, liegt auf der Hand.

„Dieser Gedanke verwundert mich nicht. Es ist eine logische Sache, dass ich nicht nur mit ihm, aber auch mit ihm gesprochen habe“, bestätigt Gludovatz.

„Brauche keinen, der Hütchen aufstellt“

Der 38-Jährige gilt jedoch nach wie vor auch als Option für den Cheftrainer-Posten. Der von der „Kleinen Zeitung“ genannte frühere Sturm-Kicker und Ex-Hartberg-Coach Bruno Friesenbichler wäre wohl auch eine der vielen Möglichkeiten im gesuchten Trainer-Team.

Denn in diesem sollen sich keine klassischen Co-Trainer wiederfinden, sondern die jeweiligen Mitglieder größere Verantwortung auferlegt bekommen. „Die Kompetenzen werden klar festgelegt“, unterstreicht Gludovatz durchaus energisch, „ich brauche keinen, der Hütchen aufstellt. Alle müssen Ideen einbringen!“

Bei seiner Antritts-Pressekonferenz kündigte der frühere Ried-Coach vergangene Woche an, dass er mit jedem Kandidaten drei Gesprächsrunden absolvieren werde. Wie weit diese Gespräche bereits gediehen seien?

„Es engt sich ein. Mit einigen bin ich in der zweiten Runde, in die dritte gehe ich nächste Woche. Mit vielen bin ich aber auch erst in der ersten Runde.“

„Ich bin jetzt nicht mehr Trainer“

Konkreter wird Gludovatz, wenn es um das Feedback für seine durchaus turbulenten ersten Arbeitstage in Graz geht.