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"Truppe hat unglaubliche Entwicklung durchgemacht“

Die Emotionen kannten in Favoriten keine Grenzen.

Mit einer 4:0-Galavorstellung gegen den SV Mattersburg krönte sich die Wiener Austria am 35. Spieltag nach einer fantastischen Saison zum neuen Meister – den 24. der Vereinsgeschichte.

Es folgten bewegende Moment, ausgelassener Jubel und zahlreiche Bierduschen (Hier gibt’s alle Infos).

Mittendrinnen statt nur dabei: Trainer Peter Stöger.

„Sportlich gesehen mein schönster Tag“

Mit den bereits legendären Worten „Gusch jetzt“, eröffnete der violette Chefcoach am Balkon der Südtribüne seine Dankesrede, die tiefe Einblicke in die Gefühlswelt des 47-Jährige offenbarte, um wenig später bei der Pressekonferenz ins Detail zu gehen.

 „Man sagt solche Worte schnell, aber in diesem Fall ist es wirklich so: Das war sportlich gesehen mein schönster Tag. Wir haben uns für eine überragende Saison gekrönt, haben den Uraltpunkterekord von Sturm Graz (81 Punkte) überboten. Es ist schlichtweg unglaublich. Ich bin seit über zehn Jahren als Spieler, Sportdirektor oder Trainer bei diesem Verein, aber mir wurde noch nie in meinem Leben in einem Jahr so viel Sympathie von Fans und von einer Mannschaft entgegengebracht.“

Bremen will Dutt

Noch am Mittwochabend ließ der 47-Jährige seine Zukunft am Verteilerkreis allerdings offen. „Schuld“ daran war das Interesse von Werder Bremen.

„Keine Angst, ich bin ja eh da. Aber ich bleibe dabei: Es macht mich einfach stolz, dass jetzt auch ein Trainer in Deutschland im Rampenlicht steht und erwähnt wird. Wenn 15 Trainer in der deutschen Bundeliga aus Österreich kommen würden, wäre es Alltag. Mittlerweile haben ein paar Spieler dort Fuß gefasst. Aber österreichische Trainer? Das ist ein kleiner Schritt, dass wir auch in dem Bereich wahrgenommen werden“, gab der Ex-Internationale angesprochen auf einen möglichen Abgang zu Protokoll.

Was er zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Die Hanseaten haben seinen Namen von der Shortlist gestrichen, sich auf Robin Dutt als Wunschtrainer festgelegt. Dieser hat am Donnerstag auch schon um die Freigabe beim DFB gebeten.

Double jetzt das große Ziel

Somit dürfte zumindest ein Wechsel nach Bremen für Stöger vom Tisch sein. Vielleicht gibt es aber auch andere Interessenten. Näheres wird man wohl erst nach Saisonende erfahren. „Wir haben mit dem Cupfinale noch ein Wahnsinnsziel vor uns. Ich war 2006 beim Double dabei, und ich will auch 2013 dabei sein. Bis dahin gibt es keine Diskussionen. Dann lehne ich mich den einen oder anderen Tag zurück und schaue, was auf uns zukommt“, gestand der violette Meistermacher.

Der Austria-Coach wusste auch, bei wem er sich in der Stunde des großen Erfolgs  bedanken musste: „Ohne mein Trainerteam würde ich nicht annähernd so im Rampenlicht stehen dürfen. Es ist eine kleine, feine, hochqualifizierte Gruppe, die mich mehr als unterstützt. Danke an Konditrainer Martin Mayer, Tormanncoach Franz Gruber und Co-Trainer Manfred Schmid, der mehr als meine rechte Hand ist. Und ich möchte mich auch erstmals öffentlich bei Werner Zöchling bedanken, den wir vor einem Jahr für die Teamentwicklung dazugenommen haben."

Großen Respekt vor seiner Mannschaft

Den größten Respekt hatte der WM-Teilnehmer von 1998 aber vor seiner Truppe. „Die meisten Spieler haben sich vor ziemlich genau einem Jahr anhören müssen, dass sie nicht qualifiziert genug sind, das Trikot von einem Verein wie Austria Wien zu tragen. Jetzt sind sie Meister und haben die Chance aufs erste Austria-Double seit 2006. Ich habe noch nie mit einer Mannschaft gearbeitet, die so eisern und so diszipliniert für einen Erfolg gearbeitet hat. Die Truppe hat einen unglaublichen Entwicklungsprozess durchgemacht und sehr viele Sachen als Mannschaft gelernt. Sie hat einen unbändigen Willen. Das macht mich unheimlich stolz und glücklich."

Bester Beweis für diese Entwicklung war für den frischgebackenen Meistertrainer bereits das erste Wiener Derby in der 3. Runde - für ihn auch soetwas wie ein Schlüsselmoment am Weg zu Titel.

„Die Mannschaft hat die wenigen schwierigen Situationen bravourös gemeistert. Bei einer Niederlage im ersten Derby hätte Rapid neun und wir drei Punkte gehabt. Da hätte es dann von den Fans geheißen: 'Eh klar, wir holen uns einen Trainer aus Wiener Neustadt, der dort 17 Mal 0:0 spielt, was habt ihr euch von dem anderes erwartet?' Da hätte die Stimmung kippen können. Ab da habe ich gewusst, dass die Mannschaft belastbar ist, dass sie etwas umsetzen kann."

Und sie tat es in eindrucksvoller Manier…

 

Martin Wechtl