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"Ich war selbst über das Angebot überrascht"

"Für mich ist er eine der größten Zukunftshoffnungen im österreichischen Fußball", ließ Stefan Reiter im Juni 2012 wissen.

Der Manager der SV Ried beschrieb mit diesen Worten Gernot Trauner, den der 52-Jährige vom LASK holte.

Auf den ersten Blick ein klassischer Transfer der Oberösterreicher: ein junges Talent, das sich bei den "Wikingern" entwickeln und aufblühen soll. Doch in diesem Fall war es mehr als nur solch eine Verpflichtung.

Es war ein Vertrauensbeweis. Denn Trauner, zuvor beim LASK eine Spielklasse tiefer in der Ersten Liga zu Hause, hatte ein ganzes Jahr (!) nicht Fußball gespielt. Ried gab ihm einen Vertrag bis 2015.

Selbst überrascht

„Ich war selbst ein wenig überrascht, dass dieses Angebot gekommen ist", fällt es dem Defensiv-Allrounder im Gespräch mit LAOLA1 immer noch ein wenig schwer daran zu glauben, was im vergangenen halben Jahr ablief.

Rückblende. Trauner, in Kematen nahe Linz aufgewachsen, wechselte mit 14 Jahren in die Fußballakademie der Landeshauptstadt und vier Jahre später zum LASK, für den er 2010 in der Bundesliga debütierte.

Wo? Richtig, in Ried. Die 0:1-Niederlage war eine der vielen am Weg zum Abstieg in die Erste Liga, die 2011 besiegelt wurde. Am 19. März  sollte Trauner bei Rapid seine letzte Partie für lange Zeit spielen.

Eine langwierige Hüftverletzung

Die Hüfte machte dem Nachwuchs-Nationalspieler, der wegen eben dieser Verletzung auch die U20-WM verpasste ("Das war ein Nackenschlag"), zu schaffen.

Trauners Hüftknochen war nicht rund, er hatte einen Höcker und "es ist ein Reizzustand entstanden, der einfach nicht mehr wegging."

Der damals 19-Jährige probierte alles, kam aber auch nicht um die Arthroskopie herum. Die Leidenszeit dauerte schließlich ein Jahr.

„Die Verletzung war natürlich ein Schock. Ein ganzes Jahr verletzt zu sein, das habe ich noch nie erlebt. Ich habe dadurch aber auch viel gelernt", blickt der Oberösterreicher ambivalent zurück.

Mentale Belastung

„Es war eine extreme mentale Belastung. Am Anfang denkst du dir, das wird wieder, jeder redet dir gut zu, dass du bald fit bist. Mit der Zeit macht man sich aber schon Gedanken, ob es noch einmal etwas mit dem Fußballspielen wird. Es war kein leichter Weg, umso erfreulicher wieder dabei zu sein", zeigt sich Trauner mehr als glücklich.

Dank der SV Ried ist der 20-Jährige wieder in der Bundesliga zu Hause, im Herbst kam der ruhige Zeitgenosse gleich zu acht Einsätzen.

"Das habe ich mir natürlich nicht gedacht", zeigt sich Trauner selbst überrascht, wie schnell es im Fußball auch in die andere Richtung gehen kann.

Trauner ist dankbar, was Ried ihm ermöglicht hat. Es liegt auf der Hand, dass "ich hoffe, es zurückzahlen zu können."

Ähnlich wie Stefan Reiter ist auch Neo-Chefcoach Michael Angerschmid ein großer Fan des Potenzials seines Schützlings.

"Er war schon immer ein Riesen-Talent. Wenn er so weitermacht, dann wird er Ried als Sprungbrett nützen können", sagt der 38-Jährige, der Trauner am Samstag beim Frühjahrsauftakt als rechten Verteidiger aufbieten wird, weil Thomas Hinum nach dessen Verletzung noch nicht ganz fit ist.

Da wie dort

Eine Rolle, die Trauner schon im Herbst gespielt hat. Sein Favorit ist jedoch eine andere.

„Am wohlsten fühle ich mich auf der zentralen Position im Mittelfeld. Ich habe aber auch nichts dagegen, rechts in der Verteidigung zu spielen. Das habe ich schon öfters gespielt. Wo mich der Trainer aufstellt, ist mir wurscht, ich bin um jede Minute froh", so Trauner, der die Entscheidung des "toporganisierten" Vereins begrüßt, keinen "neuen" Trainer zu holen.

"Ich bn ziemlich sicher, dass die Lösung mit Michael Angerschmid eine gute Entscheidung war. So wird nicht alles umgekrempelt."

Jahrelang vorausplanen ist nicht mehr

Der Protagonist selbst und die SV Ried sind wohl absolut sicher, dass sie mit ihrer Zusammenarbeit die absolut richtige Entscheidung getroffen haben.

Trauner blickt nach diesem für ihn so wichtigen Herbst enstpannt in die Zukunft: "Ich will Stammspieler in der Bundesliga werden und dann sieht man eh weiter. Ich will nicht jahrelang vorausplanen, denn es gibt so viele Faktoren, die man einfach nicht berechnen kann.“

Wie ein Jahr Verletzungspause.

 

Bernhard Kastler