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"Müssen gemeinsam besser gegen den Ball arbeiten"

„Da muss man normalerweise was draus machen können.“

Roger Schmidt lacht. Die Frage, ob der Salzburg-Trainer mit dem von Sportdirektor Ralf Rangnick zur Verfügung gestellten Kader zufrieden sei, kann der Deutsche naturgemäß nur positiv beantworten.

„Ich bin sehr zufrieden. Vor allem, weil wir vergangenes Jahr schon sehr gut gelegen haben und nun stark davon profitieren, dass diese Spieler schon ein Jahr hier sind. Jetzt hatten wir die Situation, dass wir den Kader nur punktuell verstärken mussten. Und wir haben gute Spieler dazu geholt.“

Nicht ganz ungestörter Urlaub

Der 46-Jährige wirkt entspannt und voller Tatendrang zugleich. „Der Urlaub war gut und wichtig“, gibt Schmidt im LAOLA1-Gespräch zu, wenngleich dieser nicht ungestört in Nordafrika ablief.

Als Kandidat für den Trainerposten des 1. FC Köln führte der Salzburg-Coach Gespräche mit dem deutschen Zweitligisten, bekanntlich bekamen die Deutschen einen Korb und holten Peter Stöger.

„Das ist das Schicksal eines Trainers, dass man auch im Urlaub das eine oder andere klären muss. Ich wollte aber die ganze Zeit hier weiter machen, Salzburg hat sich letztendlich auch dazu entschlossen, dass es in dieser Konstellation weitergeht, also war das eine letztlich relativ klare Entscheidung.“

Nach der Saison-Analyse bestätigte Rangnick seinen Trainer mit folgenden Worten im Amt: „Wir sind zum Entschluss gekommen, dass es Sinn macht, wenn Roger weitermacht.“

Voller Tatendrang  und großer Hunger

Volle Rückendeckung hört sich wohl anders an, doch nach der titellosen Saison dürfte der Stachel noch tief sitzen. Vor allem die Pasching-Blamage wurmt Rangnick offensichtlich noch sehr. Freilich gilt das auch für Schmidt, jedoch ist 2012/13 abgehakt ist. Der Fokus liegt nun ganz auf 2013/14.

Der Druck nach einer Spielzeit ohne Teller und Pokal hat sich natürlich erhöht. Schmidt, dessen Vertrag kommendes Jahr ausläuft, muss mit seiner Mannschaft den Titel einfahren. Das liegt auf der Hand. Der Coach freut sich aber vielmehr auf den neuen Angriff und hat großen Hunger.

„Wenn verpasste Ziele einen positiven Aspekt haben, dann, dass der Hunger nach Erfolgen umso größer ist. Das ist bei mir so, bei der Mannschaft so“, gibt es sozusagen ein „Schmidteinander“.

Optimismus angebracht

„Wir sind der Meinung, dass wir auch schon vergangene Saison die beste Mannschaft waren, uns aber letztendlich nicht belohnt haben, weil wir auch ein paar Aussetzer hatten. Wir wissen, wenn wir uns weiter entwickeln und trainieren, dann werden wir die Früchte ernten.“

Zusatz: „Ich bin sehr optimistisch, dass wir diese Saison erfolgreich sein werden.“

Davon ist aus mehreren Gründen auszugehen. Die vergangene Saison neu zusammengestellte Mannschaft zeigte im letzten Viertel der Meisterschaft, welch Potenzial sie hat. Nur das 2:2 in Ried nach 2:0-Führung verhinderte einen „Sweep“, also neun Siege in neun Spielen.

Zudem wurde Qualität hinzugeholt: Im Tor verschärft Peter Gulacsi die Konkurrenz-Situation, Marco Meilinger kehrte nach bärenstarker Saison aus dem Innviertel zurück und auch Nationalteam-Spieler Jakob Jantscher ist wieder da, wenngleich der Steirer gern weiter im Ausland spielen würde.

Weiterentwicklung im Vordergrund

Mit Yordy Reyna lotsten die „Bullen“ ein peruanisches Stürmer-Talent in die Mozartstadt, der erst 17-jährige Taxiarchis Fountas ist bereits mit auf Trainingslager in Deutschland. „Wir haben uns mit ihm länger auseinandergesetzt, Vollzug können wir noch nicht melden. Es geht um transferrechtliche Dinge, da müssen wir noch ein paar Tage abwarten“, erklärt Rangnick diesbezüglich.

Aufgrund der Leistungen in der vergangenen Saison - die meisten Tore (91) und Punkte (77) reichten nur gegen eine historisch famose Austria (82) nicht zur Meisterschaft - und des gegenwärtigen Kaders ist ein optimistischer Blick in die Zukunft angebracht. Nicht zuletzt sieben Tore, wenn auch nur im Test, beim 7:2 gegen den deutschen Zweitligisten Paderborn am Freitag lassen auf Erfolg hoffen.

Die Ziele in Form von Gewinn der Meisterschaft und des Cups sind bekannt, zudem wollen die „Bullen“ einen weiteren Anlauf auf die Champions-League-Gruppenphase nehmen. In der dritten Quali-Runde wartet im Zweig der Nicht-Meister entweder Lyon, St. Petersburg, PSV Eindhoven, Charkiw oder PAOK Saloniki (mit Ex-Trainer Huub Stevens). Kurzum: Als Favorit ginge man in kein Spiel.

Sollte die Hürde geschafft werden, würden im Playoff etwa der AC Milan, Rangnicks Ex-Klub und Salzburg Testspiel-Gegner am 11. Juli Schalke sowie Arsenal warten. Kurzum: Leicht wäre es nicht.

Doch für die Mozartstädter steht ohnehin ein anderes Ziel im Vordergrund. „Wir tun gut daran, die Mannschaft weiterzuentwickeln. So haben wir die größte Wahrscheinlichkeit, dass Titel und Ergebnisse stimmen“, gibt Rangnick die Marschroute aus. Sein Trainer freut sich darauf.

„Alle müssen am Defensivverhalten arbeiten“

„Es sind viele sehr junge Spieler, die alle noch das Potenzial haben, sich weiter zu entwickeln. Das ist für mich als Trainer eine sehr gute Situation, weil ich das sehr gerne mache“, so Schmidt.

Im Detail kommt auf den Ex-Paderborn-Coach die große Aufgabe zu, das Defensivverhalten der Mannschaft zu verbessern. Auch Rangnick weiß: „Um einen Platz besser als vergangene Saison abzuschließen, müssen wir nicht mehr Tore schießen, sondern weniger kassieren.“

Schmidt waren 39 Gegentore ebenfalls zu viel, das ist für den Trainer ein Ziel, das alle Spieler haben müssen, auch um andere zu entlasten: „Wir hatten vergangene Saison in der defensiven Stabilität das eine oder andere Problem. Wenn wir uns alle unterstützen, das geschlossen machen, dann glaube ich, dass unsere Spieler, die aktuell für diese Positionen vorgesehen sind, davon profitieren werden. Wir sind gut aufgestellt und die Spieler werden das beweisen.“

Geballte Offensivkraft am Platz vorstellbar

So ist für den Deutschen auch denkbar, die geballte Salzburger Offensivladung auf den Platz zu schicken, also die Stürmer Jonathan Soriano, Alan, Yordy Reina und weitere Offensivspieler wie Sadio Mane, Valon Berisha oder Kevin Kampl.

"Das kann ich mir gut vorstellen, sofern sie nicht nur offensiv ihren Teil dazu beitragen, sondern auch defensiv. Wenn man solche Spieler hat und die das umsetzen können, dann spricht da überhaupt nichts dagegen. Auch wenn man viele Offensivspieler am Platz hat, geht es darum gut gegen den Ball zu arbeiten. Das müssen sie noch verbessern, weiterlernen und verinnerlichen.“

Damit das Sorgenkind Defensive ebenso reüssiert wie das Liebkind Offensive, vor allem wie am Ende der vergangenen Saison. Damit die kommende Saison auch von den Titeln her eine erfolgreiche sein wird. Damit Schmidt und seine Spieler ihre Früchte der bisherigen und kommenden Arbeit ernten können.

 

Bernhard Kastler