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"Dann blickt Salzburg schöner Zukunft entgegen"

Die Gewissheit war schnell da.

Nach nicht einmal einer Viertelstunde zeigte die Video-Wall in der "Keine-Sorgen-Arena" in Ried zum zweiten Mal den Spielstand: Die Austria führte bereits 3:0.

"Wir haben natürlich ein wenig auf die Mattersburger gehofft, aber wenn du siehst, dass es nach 15 Minuten 3:0 steht, schwindet die Hoffnung", bekam Kevin Kampl schnell mit, dass es aus der Sensation in Favoriten nichts wird.

Somit fiel es auch nicht ins Gewicht, dass Red Bull Salzburg bei der SV Ried eine 2:0-Führung aus der Hand gab. Die Austria krönte sich mit einem 4:0 zum neuen österreichischen Meister, Salzburg hatte den Titelkampf endgültig verloren.

Würdigung des neuen Meisters

"Wir haben im Frühjahr noch einmal alles probiert und versucht Spannung reinzubringen, aber es hat nicht gereicht", fasste Andreas Ulmer zusammen.

Natürlich waren die Salzburger über diese Gewissheit enttäuscht, auf der anderen Seite konnten sie sich auf diesen Ausgang schon länger mental vorbereiten.

Denn die Austria fiel einfach nicht um. "Sie hat eine super Saison gespielt und ist verdient Meister. Wir haben auch eine super Saison gespielt, aber die Austria hat eben mehr Punkte gemacht. Da gibt es natürlich Glückwünsche von uns."

Kevin Kampl war nicht der einzige, der diese an die "Veilchen" adressierte. Allen voran tat dies auch sein Vorgesetzter, Trainer Roger Schmidt.
 
"Die Austria ist ein sehr würdiger und verdienter Meister. Peter Stöger und sein Trainerteam haben sehr gute Arbeit geleistet. Wenn man so konstant auf diesem Niveau eine Saison bestreitet, dann haben sie nun auch allen Grund zu feiern."
 
Hauptknackpunkt namens Austria
 
Auf der Suche nach der verlorenen Meisterschaft musste der Deutsche auch nicht weit suchen, da gab es für ihn eine aufgelegte Antwort.
 
"Der Hauptknackpunkt war die Austria, die mit 82 Punkten so viele wie noch nie ein Team in Österreich zuvor holte. Wenn wir am Sonntag gewinnen, haben wir die meisten in der Red-Bull-Ära, was auch nicht so schlecht ist. Jetzt könnte man sagen: Warum haben wir nicht alle Spiele gewonnen? Aber Fußball ist eben so, dass da auch noch ein Gegner steht."
 
Das war an diesem Abend Ried, das als einziges Team in dieser Saison gegen Salzburg nicht verlor und den "Bullen" damit auch den "Viertel-Sweep" - neun Siege in einem Meisterschaftsviertel - zunichte machte.
 
Doch Salzburgs Blick richtet sich ohnehin in jeglicher Hinsicht nach vorne.

Am Sonntag kommt etwa die Austria nach Salzburg. Eine Möglichkeit, dem neuen Meister zu gratulieren, möglicherweise ihn gar durch ein Spalier zu würdigen.

Vielmehr aber die Möglichkeit, noch einen Punkterekord aufzustellen. Sollten die "Bullen" gewinnen, hätten sie mit 77 so viele Zähler wie nie zuvor gesammelt. 

"Wenn wir am Sonntag das Spiel gegen die Austria ordentlich bestreiten, dann können wir positiv auf das Frühjahr zurückblicken", befand etwa Ulmer.

Dennoch positiver Blick zurück

Und auch andere malen nach dieser Spielzeit nicht schwarz. Auch wenn die Saison ohne Titel beendet wird, hat sich bei den "Bullen" einiges getan.

"Wir sind erst ein Jahr beisammen und man kann sich schon darauf freuen, was kommende Saison sein wird", ließ Ulmer erahnen, was in diesem Team steckt.

In nahezu jeder anderen Saison wären die Salzburger trotz massiven Umbruchs Meister geworden, dieses Mal war die Austria eben eine Klasse für sich.

"Bei einem Umbruch gibt es einfach Rückschläge, die man erleidet. Wir haben aber sehr viele Punkte geholt. Bitter, dass dann ein Team mehr hat", wusste Kampl.

Positives Fazit

Schmidt zog jedenfalls ein positives Fazit: "Man muss es einfach anerkennen. Wenn die Austria so eine Saison spielt und einen Punkterekord aufstellt, dann kann man als Red Bull Salzburg auch einmal als Zweiter durch das Ziel gehen. Was unser primäres Ziel angeht, da haben wir einmal den Anfang gemacht. Jetzt geht es darum, das eine oder andere im Detail besser zu machen."

Das primäre Ziel nennt sich Entwicklung der neuen Mannschaft. Das ist offenkundig  passiert und wird auch von allen Seiten gewürdigt. "Die Austria ist ein verdienter Meister, das wäre auch Salzburg gewesen", sagt etwa Ried-Manager Stefan Reiter.
 
Nun wäre es frelich von entscheidendem Vorteil, sollte dieser Mannschaft mit dem Trainer-Team die Chance zum Weiterarbeiten ermöglicht werden. Nach einer titellosen Saison gilt das bei Red Bull aber traditionell keineswegs als sicher.
 
Trainer kann nur Roger Schmidt heißen
 
Darauf angesprochen kann Schmidt freilich nicht viel sagen, außer: "Ich glaube, es wäre gut, den Weg so weiterzugehen. Das will ich auch. Alles andere ist nicht meine Baustelle."
 
Im LAOLA1-Interview hielt Sportdirektor Ralf Rangnick fest, nach Saisonende alles evaluieren zu wollen. Geht es nach der Meinung der Fans, Spieler und Betreuer, kann der Trainer für die neue Saison nur Roger Schmidt heißen.
 
Die mitgereisten Anhänger hatten in Ried einmal mehr ihr Transparent ("Schmidt muss bleiben") ausgerollt. Die Spieler (Berisha: "Wir sind jetzt wirklich gut drin, wenn wir daran anschließen, dann sieht es für kommende Saison sehr gut aus") suchen bewusst nach fast jedem Tor den Kontakt mit ihrem Coach und auch die Betreuer sprechen in den höchsten Tönen.
 
Lob vom "Co"
 
Wie etwa sein Co-Trainer Oliver Glasner: "Wir tauschen uns viel aus, ich selbst habe viel Neues gelernt und er spricht auch viel mit den Spielern. Ich kann nur den Hut ziehen, er macht einen super Job."
 
Sein Plädoyer ist klar: "Da ist Harmonie drin. Ich hoffe, dass die Entwicklung so weitergeht. Die Mannschaft ist jung und sehr willig, die zieht voll mit. Der Verein sieht da sicherlich schönen Zeiten entgegen."
 
Sofern er es auch nach einer titellosen Saison zulässt.
 
 
Bernhard Kastler