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Kuriositäten und Pech prägen Rapids Spiel

Kuriositäten und Pech prägen Rapids Spiel

Man kann Rapid nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben.

Neues System, neue Aufstellung, neue Tricks, neue Protagonisten – und trotzdem reichte es nur zu einem 1:1-Unentschieden gegen Mattersburg.

Daheim wohlgemerkt, wo die Hütteldorfer in dieser Saison im Vergleich zu früher erst sechs Siege in 13 Spielen feiern konnten und damit ligaintern nur auf Platz vier rangieren.

Die Verzweiflung im grün-weißen Lager scheint sich aber von Woche zu Woche zu steigern. Selbst Trainer Peter Schöttel war nach dem ernüchterenden Ausgang der Partie „frustriert“.

„In etlichen Situationen nur Pech“

„Wir sind traurig. Heute war es in etlichen Situationen nur Pech, während der Gegner Glück hatte“, fasste der Chefbetreuer die 90 vorangegangenen Minuten zusammen.

Steffen Hofmann war ähnlich angeschlagen wie sein Trainer und rang nach einem weiteren Rückschlag im Titelkampf nach Worten.

„Heute sind wir einfach nur enttäuscht. Wir haben das Spiel kontrolliert. Aber wenn wir kein Tor machen, wird es schwer“, analysierte der Kapitän gegenüber LAOLA1. Zumindest klappte es gegen die Burgenländer mit dem ersten eigenen Treffer im Jahr 2012 aus dem Spiel heraus.

Dafür gab es rundherum einige Kuriositäten, die den einen oder anderen Beobachter auf der Tribüne aufgrund der aktuellen Situation zum Kopfschütteln verleitete:

  • Die Aufstellung

Mit der Formation wurde auf die Torflaute der vergangenen Wochen reagiert. Steffen Hofmann rückte in die defensivere Rolle im Mittelfeld und hatte weite Wege vor sich. Christopher Drazan, der bisher immer wieder mit Christopher Trimmel die Seiten tauschte, wurde diesmal gleich auf rechts aufgeboten – und das als Linksfuß. Auf der ungewohnten Seite konnte er seine Stärken kaum ausspielen. Auf der linken Seite feierte Lukas Grozurek sein Startelf-Debüt. Rene Gartler vertrat den gesperrten Guido Burgstaller, während er Unterstützung von Trimmel bekam. Viele Veränderungen, die sich nicht bezahlt machten. Für Schöttel ist der Versuch aber nicht vollends gescheitert: „Vom Ergebnis her hat’s nicht geklappt. Wir haben den Anspruch besser zu werden.“

  • Trimmel als weiterer Stürmer

Rapid hat fünf Stürmer in den eigenen Reihen, von denen sich zumindest zwei am Samstag die Augen reiben mussten. Gartler durfte von Beginn an ran, Grozurek rückte ins Mittelfeld zurück und Burgstaller war gesperrt. Dafür mussten Atdhe Nuhiu und Deni Alar auf der Bank Platz nehmen, da mit Christopher Trimmel ein Mittelfeldspieler zum Angreifer avancierte. Die Überlegung dahinter? „Ich habe Trimmel vorne aufgestellt, da er dynamisch ist, seinen Körper reinstellt und in die Löcher geht. Er sollte in Kombination mit Gartler, der technisch stark ist, spielen.“ Bei Mattersburger Ballbesitz ließ sich Trimmel fallen, um die Zentrale zu stabilisieren, richtige Akzente konnte er aber kaum setzen. Da im lange Zeit ausgeführten 4-2-3-1-System immer nur ein Stürmer ran durfte, war die neue Variante ein neuerlicher Rückschlag für die gelernten Stürmer, die sich aber wenigstens über eine Einwechslung freuen durften.

  • Das Experiment Grozurek

31 Minuten hatte der „Winter-Neuzugang“ Lukas Grozurek erst in den Beinen, als er gegen Mattersburg ins kalte Wasser geworfen wurde und sein Startelf-Debüt feierte. Im Training machte er stets einen engagierten Eindruck und versprühte neuen Elan im Team. Der gelernte Stürmer, den Schöttel bereits von seiner Tätigkeit beim Wiener Sportklub in der Regionalliga kennt, kam diesmal an Stelle des rechts aufgebotenen Drazan über links. „Ich wollte ihn mir einmal anschauen“, lautete Schöttels Begründung für seine Aufstellung. Tatsächlich hatte der 20-jährige Youngster gute Aktionen, konnte Rapid in dieser schwierigen Phase aber nicht zu einer Wende verhelfen. Mit 30 Ballkontakten hatte er nach Gartler die zweiwenigsten und leistete zwei Torschuss-Vorlagen.

  • „Ausgerechnet“ Hofmann

„Ausgerechnet“ Hofmann wollte Schöttel nicht so stehen lassen. Dass der Kapitän einen Fehler begangen hatte, war diesem bewusst. Mit viel Defensivarbeit bedacht, wollte er im eigenen Strafraum klären, brachte aber Alois Höller zu Fall. Elfmeter! „Das darf mir nicht passieren, aber ich wusste nicht, dass noch ein Spieler hinter mir ist. Wenn ich den Elfmeter nicht baue, weiß ich nicht, ob Mattersburg heute einmal aufs Tor geschossen hätte“, war der 31-Jährige betrübt. Ausgerechnet jener Mann, der sich mit einem direkten Freistoß und einer Vorarbeit für die bis dato einzigen selbst erzielten Rückrunden-Treffer verantwortlich zeigte. Doch Hofmann machte seinen Fehler gut und riss mit dem 1:1 das Ruder wieder herum. „Steff hat die Ärmel aufgestrickt, weitergekämpft und noch das Tor erzielt“, machte der Trainer seinem verlängerten Arm am Feld keinen Vorwurf.

  • Nicht ganz ausgereifte Freistoßtricks

Von Co-Trainer Thomas Hickersberger ausgetüfftelte Freistoßtricks zeigten bereits zwei Mal besondere Wirkung. Mittlerweile streuen die Spieler die ausgefallenen Versuche aber zu oft ein, und diese ohne Erfolg. Gegen Mattersburg sorgten die Varianten eher für Gelächter auf den Tribünen als für Gefahr für das gegnerische Tor. Etwa als ein Freistoß für Hofmann „aufgeschupft“ wurde und dieser ihn mit der Schuh-Innenseite klar am Tor vorbei hob. Oder als ein kurz abgespielter „Trick“ nach hinten losging. Ob diese Kreativität bei ruhenden Bällen angebracht war oder nicht, ließ Hofmann dahingestellt. Auch auf die Frage, ob sich die Spieler dadurch neues Selbstvertrauen erhoffen. „Es hat ja auch schon gut funktioniert, aber es gibt Wichtigeres als die Freistoßtricks.“

  • Eigenwillige Eckball-Varianten

Während Teams gewöhnlich den Platz im Strafraum ausnützen, um bei einem Eckball durchzulaufen und Wucht hinter den Ball zu bringen, überraschte Rapid gegen Mattersburg mit einer neuartigen Methode. Alle im gegnerischen 16er vertretenen Spieler versammelten sich im Fünfer und sorgten für ein reges Durcheinander – eine Maßnahme, um die großgewachsenen, kopfballstarken Burgenländer in Bedrängnis zu bringen. “Man weiß, dass Mattersburg sehr kopfballstark ist. Wenn man dann ein Kuddelmuddel am 5er hat, ist es oft schwer. Wir haben durch Standards immer wieder Möglichkeiten gehabt, wenn wir die zweiten Bälle gewonnen haben.“ Ganz funktioniert hat es jedoch noch nicht.

  • Stange + Latte + Elfer = Pech

Als kurios kann man auch die Pechsträhne bezeichnen, die sich bei Rapid derzeit wie ein roter Faden durchzieht. Schöttel macht dies an den letzten drei Spielen fest. „Gegen Ried mussten wir einen Ausschluss hinnehmen, gegen Salzburg gab es einen Elfer gegen uns, einen Ausschluss, ein Eigentor und ein Gegentor nach einem Ausschuss und gegen Mattersburg schon wieder einen Elfmeter.“ Zudem will das Runde einfach nicht ins Eckige. Ein Sonnleitner-Kopfball sprang nach einem Stangenpendler nicht ins Tor, zudem traf Pichler in der Schlussphase nur die Latte. „Es nagt natürlich an der Psyche, wenn man keine Tore macht. Wir haben aber zur Zeit einfach kein Spielglück“, sucht Schöttel nach Antworten, um danach seiner Enttäuschung noch einmal Ausdruck zu verleihen. „Es ist frustrierend, wie das Frühjahr bisher verläuft. Ich habe Sehnsucht nach jedem Tor, aber es läuft sehr zäh.“


Alexander Karper