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"Die Rote Karte im Derby war der Knackpunkt"

Fragen hier, Fragen da - soll ich oder soll ich nicht?

Die Ungewissheit war Boris Prokopic vor einem Jahr anzusehen. Zur Auswahl stand ein weiterer Verbleib bei Wacker Innsbruck oder eine Rückkehr zu Stammverein Rapid.

Viele legten dem 23-jährigen gebürtigen Slowaken nahe, nichts zu überstürzen und bei den Tirolern, wo er zum Leistungsträger gereift war, noch zumindest die Saison zu Ende zu spielen.

Doch die Rückholaktion, damals noch unter Peter Pacult, war zu verlockend. Ein Jahr später fällt die Bilanz aber ernüchternd aus.

Im Herbst riss Prokopic‘ Faden

„Das Jahr war eigentlich sehr enttäuschend für mich, da ich nicht das bringen konnte, was ich drauf habe. Mir wurde mitgeteilt, dass ich noch eine Chance kriege. Die will ich nützen“, hofft Prokopic auf einen Neustart in grün-weiß.

Im Frühjahr kam der Mittelfeldspieler zwar öfters zum Einsatz, konnte aber nicht an gezeigte Leistungen im Wacker-Trikot anschließen. Im Herbst riss nach einem vielversprechenden Beginn völlig der Faden.

Die fünfte Runde wurde dem Kreativspieler zum Verhängnis: Derby, Happel-Stadion, 0:3, 86. Minute.

Der aufgestaute Frust entlud sich in Form eines Horror-Fouls an Georg Margreitter. Prokopic sah Rot, wurde drei Spiele gesperrt und verschwand in der Versenkung.

"Fehler passieren, aber man sollte daraus lernen"

„Das war der Knackpunkt und sehr ungeschickt von mir. Ich habe von Anfang an gewusst, dass es ein Fehler war. Fehler passieren, aber man sollte daraus lernen. Ich hoffe, so etwas passiert mir nicht mehr“, zeigt der Ballverteiler Reue.

So reichte es unter Peter Schöttel nur mehr zu sieben Einsätzen, wovon er drei Mal ein- und zwei Mal ausgewechselt wurde. Es begann ein Pendeln zwischen Tribüne, Bank und Platz.

Eine bis dato neue Situation für jenen Akteur, der bei Rapid seit 2004 alle Nachwuchsabteilungen durchlief, bei den Amateuren spielte, erste Profi-Einsätze sammelte und schlussendlich an Wacker verliehen wurde.

„Natürlich ist es nicht optimal für einen Spieler, wenn er einmal nicht im Kader steht, dann sogar wieder zum Einsatz kommt, sich auf das nächste Spiel freut und sich beweisen will und auf einmal wieder auf der Tribüne sitzt“, lässt Prokopic die unzufriedenstellende Hinrunde Revue passieren.

Prokopic bereut Rückkehr zu Rapid nicht

„Das ist nicht so einfach, aber da muss man einfach durch. Es gibt so Phasen, die hat jeder einmal in seiner Karriere. Da muss man stärker rauskommen, an seinen Schwächen arbeiten und sich noch mehr im Training reinhauen. Dann wird das schon wieder klappen“, hat er die Zuversicht nie verloren.

Trotz der Berg- und Talfahrt steht Prokopic zu seiner Entscheidung, sich für Rapid entschieden zu haben. Mit allem, was dazu gehört.

Schließlich wäre auch nicht absehbar gewesen, welchen Fortlauf seine Zeit im Team von Walter Kogler genommen hätte.

„Ich habe es nie bereut. Ich habe mich sehr gefreut, dass mich Rapid zurückgeholt hat, weil das mein Ziel war, das ich bei Wacker immer vor Augen hatte. Es war einfach das Jahr, wo vieles bei Rapid schief gelaufen ist und die Erfolge gefehlt haben. Schade, dass ich gerade in dieser Situation zurückgekommen bin. Das kann man aber nicht mehr ändern, das ist Vergangenheit.“

Neues Jahr, neue Chance

Nach dem verpatzten Herbst ist die Motivation umso größer. Für Prokopic war schon lange klar: „Ich will mich in Wien neu beweisen.“

Ein Gespräch mit Trainer Schöttel vor Weihnachten gab den Ausschlag, dass er voller Tatendrang in die Vorbereitung ging und sich durchaus Chancen für das Frühjahr ausrechnen darf.

„Es ist sehr positiv für mich verlaufen. Ich wollte einfach wissen, wie Rapid mit mir plant, da mein Vertrag im Sommer ausläuft. Es liegt an mir, wie ich mich im Frühjahr präsentiere. Mein Ziel ist es, um einen neuen Vertrag zu kämpfen.“

Die Konkurrenz hat in der Winterpause jedoch nicht abgenommen, Spieler wie Drazan, Trimmel und Burgstaller konnten zudem in den ersten 19 Runden überzeugen.

Richtiger Riecher ist entscheidend

Laut Schöttel ist es für Prokopic so schwer, seinen Platz im Team zu finden, da ausgerechnet auf seiner besten Position im zentralen Mittelfeld Kapitän Steffen Hofmann zum Einsatz kommt. Trotzdem hält er viel von seinem Schützling.

„Ich schaue ihm seit Jahren, schon als er im Nachwuchs war, wahnsinnig gerne beim Fußball zu. Er wird im Frühjahr bei uns sein und sicher den einen oder anderen Einsatz bekommen“, bestätigte der Chefbetreuer, der die magere Ausbeute an Einsätzen auch auf die Aktion im Derby sowie disziplinäre Fehler zurückführt.

Nach einer Nasen-Operation kurz vor Weihnachten und einer intensiven Vorbereitung brennt Prokopic darauf, sich für bevorstehende Aufgaben zu empfehlen.

In der einen oder anderen Situation sollte er im Gegensatz zum enttäuschenden Herbst auf jeden Fall den richtigen Riecher beweisen.


Alexander Karper