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"Was war, ist nicht mehr interessant“

"Griaß eich“.

Mit diesen Worten begrüßte Andi Ogris am Montag um 15:09 Uhr die zahlreichen Zaungäste und Medienvertreter zu seinem ersten Training als Chefcoach der Wiener Austria.

Zuvor hatte die violette Klub-Legende, die am Sonntag Gerald Baumgartner interimistisch bis Saisonende ablöste (Alle Infos), in der Kabine eine fünfminütige Ansprache zur Mannschaft gehalten.

Nachdem in Abwesenheit der Teamspieler nach und nach sämtliche verbliebenen Akteure den Platz vier am Trainings-Areal der Generali Arena betraten, versammelte der 50-Jährige die Mannschaft am Mittelkreis zu einem erneut fünfminütigen Gespräch.

Es folgten kurze Ballübungen, ein Spiel, das eine Mischung aus Handball und Fußball darstellte, sowie ein längeres Trainingsmatch.

Nach knapp 90 Minuten endete die erste Einheit. Ogris wirkte über die komplette Zeit ernsthaft, ruhig und konzentriert, hielt sich meistens im Hintergrund und agierte mehr als Beobachter.

Definitiv nur bis Saisonende

 „Wenn die Mannschaft in Zukunft nur halb soviel Einsatz zeigt, wie der ´Ogerl´ in seiner aktiven Zeit, wird das schon was“, meinte ein Fan.

Egal ob es etwas wird, oder nicht – mit Saisonende kehrt der fünffache violette Meisterkicker definitiv auf die Trainerbank der Amateure zurück.

„Es ist geplant, dass Andi die Rolle des Interimstrainers ausübt. Das macht er jetzt und dabei soll es dann auch bleiben. Wenn wir zehn Spiele gewinnen, wären wir natürlich sehr glücklich“, erklärt Sportdirektor Franz Wohlfahrt, der bereits auf der Suche nach einem geeigneten Mann für die kommende Saison ist.

„Wir müssen schauen, wer möglich ist, was wirtschaftlich für den Verein möglich ist. Es gibt aber jetzt schon eine Liste mit 20 Namen. Die wollen wir einengen, bevor es zu direkten Gesprächen kommt.“

Entscheidung über Co-Trainer folgt

Ebenso noch offen ist, wer aktuell die Funktion des Co-Trainers ausüben wird. „Andi kann das entscheiden, wir müssen aber auch darauf Rücksicht nehmen, wie es im Unterbau weitergeht. Wir versuchen jedenfalls Andis Wunsch zu erfüllen. Eine Entscheidung wird es in den nächsten Tagen geben – auch wer die Amateure trainieren wird“, so der Kärntner.

Doch zurück zum Hauptdarsteller an diesem Tag: Andi Ogris. Im Anschluss an die Trainingseinheit sprach der Ex-Internationale erstmals in neuer Funktion zu den Medien.

"Grüß Gott die Herren, und Damen natürlich", begrüßte er diesmal alle Journalisten im Presseraum der Veilchen, um in Folge zahlreiche Fragen zu beantworten.

Andreas Ogris…

… über seine ersten Worte zur Mannschaft:

Wir haben über die Grundvoraussetzung gesprochen. Das war kurz und bündig, weil wir das wiederholen werden, wenn die ganzen Nationalteamspieler zurückkommen. Da wird es detaillierter werden. Heute habe ich nur die Eckdaten angesprochen, damit jeder weiß, wie die Züge verkehren. Viele Dinge davon bleiben natürlich intern. Grundsätzlich geht es um Disziplin, um Pünktlichkeit. Und natürlich um das Auftreten auf dem Platz und abseits davon. Damit nachher nicht jemand sagen kann, das ist nicht gesagt worden. Längere Einzelgespräche hat es mit einzelnen Spielern noch nicht gegeben. Die wird es erst in den nächsten Tagen geben.

…über die erste Trainingseinheit, in der er eher als Beobachter in Erscheinung getreten ist:

Die ersten Tage werde ich hauptsächlich beobachten und schauen, wie sich der eine oder andere im Training verhält. Gewisse Anweisung gebe ich aber schon jetzt  in den Pausen. Wenn etwas auffällig ist, versuche ich es zu erklären und zu verbessern. Wenn wir dann wieder alle Spieler an Bord haben, werde ich klar sagen, was ich mir vorstelle.

… auf die Frage, was ihm Zuversicht gibt, die Austria wieder auf Kurs zu bringen:

Ich bin davon überzeugt, dass in der Mannschaft genug Qualität steckt, um das angestrebte Ziel noch zu erreichen. Dafür werden wir ab jetzt jeden Tag hart arbeiten. Dieses Ziel habe ich vor Augen und werde es der Mannschaft auch so vermitteln. Was in zwei Monaten rauskommt, wird man sehen.

… über die Bedeutung, als violette Ikone jetzt Austria-Trainer zu sein:

Ich möchte mich in erster Linie bei dem Verein für das Vertrauen bedanken. Hier Trainer zu sein macht mich sehr, sehr stolz. Jeder der mich kennt, weiß, dass ich violett bis in die Knochen bin. Ich bin ein Bestandteil dieses Vereins, bin im Trainerpool. Als ich gefragt wurde, ob ich diese Aufgabe übernehmen will, habe ich nicht lange überlegen müssen und sofort ja gesagt. Wie gesagt, es macht mich stolz, Trainer der Austria sein. Ich werde das in den nächsten zwei Monaten in vollen Zügen genießen.

… über die große Erwartungshaltung der Fans an seine Person:

Wenn man bei der Austria arbeitet, hat man immer Druck. Ich denke, damit bin ich schon in meiner aktiven Karriere gut umgegangen und werde auch jetzt damit gut umgehen können. Wir werden jedenfalls hart arbeiten, alles probieren, um die gesteckten Ziele noch zu erreichen. Ich schaue, dass ich aus dieser Zeit so viel wie möglich mitnehmen kann.

… auf die Frage, wie er sich als Trainer beschreiben würde:

Es ist ein bisschen komisch, über sich selbst zu urteilen oder zu reden. Das ist nicht meine Art. Das sollen andere beurteilen. Ich bin ja nicht den ersten Tag Trainer, sondern schon ein bisschen länger im Trainergeschäft tätig – auch wenn es nicht in der Bundesliga war. Doch egal ob Regionalliga oder Bundesliga, als Trainer bist du immer gefordert. An meiner Philosophie des Fußballs hat sich jetzt nichts geändert. Du musst dir alles erarbeiten. Ich bin in verschiedensten Dinge sehr konsequent, aber ich habe es auch gerne gemütlich. Das will ich auch bei uns haben. Man soll trotz allem auch hin und wieder Spaß im Training haben. Das ist ein wichtiger Punkt. Es soll aber auch jeder wissen, wann es Zeit ist, um hart zu arbeiten. Und dann ist das so. Mir ist es nicht wichtig, dass die Spieler „Sie“, „Herr Ogris“ oder „Trainer“ zu mir sagen. Sie können auch Andi sagen. Damit habe ich kein Problem. Es ist nur wichtig, dass die Spieler mir denselben Respekt entgegenbringen wie ich ihnen.

… über die Probleme der Austria zuletzt und wo er die Hebel ansetzen will:

Ich will nicht über die Vergangenheit sprechen, blicke lieber in die Zukunft. Was war, ist nicht mehr interessant. Interessant ist, was die Zukunft bringt. Ich weiß, dass es einiges zum Aufarbeiten gibt. Das weiß aber jeder, der ein bisschen Fußballverstand besitzt. Dahingehend ist meine Blickrichtung.  

… auf die Frage, welchen zukünftigen Stil er von der Mannschaft sehen will:

Ich will mich nicht auf ein System festlegen. Wir werden unser System auch auf den jeweiligen Gegner anpassen. Es wird nicht möglich sein, ein System auf jedem Platz zu spielen. Wir wollen die Mannschaft auf den Gegner so gut und so flexibel wie möglich vorbereiten. Da kann ich nicht sagen, dass wir ein stures 4-4-2 spielen werden. Das wird nicht immer möglich sein. Aber wir haben eine Grundaufstellung, die wir verfolgen werden.

… auf die Frage, ob seine Einstellung, nur in die Zukunft zu schauen, auch den Spielern hilft, da die letzten Wochen sehr negativ waren:

Natürlich müssen wir auch die Vergangenheit aus den Köpfen der Spieler bringen. Das ist sicher ein wichtiger Punkt. Wir werden versuchen, das so schnell wie möglich aufzuarbeiten und den Blick nach vorne richten. Denn wir können nichts mehr ändern, was passiert ist.

 

Martin Wechtl