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Kann das funktionieren?

Kann das funktionieren?

Die Austria hat ihren neuen Trainer gefunden. Und es ist ein großer Name geworden: Felix Magath!

Ab der kommenden Saison wird der 61-Jährige auf der Trainerbank der Veilchen sitzen (LAOLA1 hat berichtet).

Doch ist das wirklich eine gute Idee? Was spricht für den Deutschen? Was spricht gegen ihn? LAOLA1 analysiert:

 So kann der Umbruch gelingen

Dass die Austria in der Liga zwei Saisonen lang meilenweit von ihren Ansprüchen entfernt war, belegt der Umstand, dass lediglich ein Sieg im Cupfinale gegen Salzburg die Violetten vor ihrem zweiten Jahr ohne Europacup retten kann. Kurzum, mit dieser Mannschaft ist offenbar nichts mehr zu gewinnen. Felix Magath ist dafür bekannt, bei seinen Klubs keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Es ist also damit zu rechnen, dass sich das Gesicht des Austria-Kaders während des Sommers völlig verändert. Zudem ist der Mann, der 1980 als Spieler Europameister wurde, dafür bekannt, wirklich talentierte Junge zu fördern. Unter ihm feierten etwa Julian Draxler, Maximilian Arnold, Joel Matip, Mario Gomez, Lewis Holtby, Kevin Kuranyi und Philipp Lahm als Teenager ihre Debüts in der deutschen Bundesliga.

 Er hat Autorität

So ziemlich jeder Trainer nach Peter Stöger hat nach seinem Abgang behauptet, dass einige Spieler im Kader der Veilchen zu viel Macht hätten. Magath wird sich nichts um jene Namen, die „weltberühmt in Österreich“ sind, scheren. Wer unter dem Deutschen nicht spurt, wird nicht spielen. Sich beim Sportdirektor über die Methoden des neuen Trainers auszuweinen, wird künftig am Verteilerkreis nicht mehr funktionieren.

 Einflüsterer sind chancenlos

Dass das Umfeld in Wien-Favoriten ein wenig schwieriger ist, als bei so manch anderem Klub ist kein Geheimnis. Im VIP- und Legenden-Klub tummeln sich unzählige Männer, die alles immer wesentlich besser wissen, als jener Mann, der gerade auf der Betreuerbank sitzt. Magath steht außerhalb all dieser Seilschaften, die sich über Jahrzehnte hinweg gebildet haben.

 Die Spieler werden topfit sein

„Quälix“ Magath wird sie trainieren. Mehr muss zu diesem Thema wohl nicht geschrieben werden.

 Er ist erfahren und erfolgreich

Der 61-Jährige holte mit dem FC Bayern zwei Mal das Double, wurde zwei Mal Vizemeister und stand insgesamt vier Mal im Cup-Finale. Hinzu kommt der Meistertitel mit dem VfL Wolfsburg. Und drei Mal die Ehrung zum Trainer des Jahres in Deutschland. Dass der Deutsche schon große Erfolge gefeiert hat, steht außer Zweifel. Dementsprechend viel hat er in seiner Laufbahn als Trainer auch schon erlebt. Die Erfahrung, die die Austria durch Magaths Verpflichtung gewinnt, ist riesig.

 Er ist alles andere als billig

800.000 Euro netto Jahresgehalt. Angesichts dieser Zahl erblasst jeder andere Bundesliga-Trainer vor Neid. Die Austria greift sehr tief in die Tasche, um sich den Deutschen, der wiederum anderswo schon wesentlich besser verdient hat, zu leisten. Zudem muss sich Magath erst in den österreichischen Markt, den er so gut wie überhaupt nicht kennt, einarbeiten. Ob es das wirklich wert ist? Hinzu kommen die Folgekosten, die unweigerlich auf den FAK zukommen werden. Magath wird viele Transfers tätigen wollen und entsprechend viel Geld werden die Violetten zusätzlich investieren müssen.

 Das Konfliktpotenzial mit Kraetschmer ist groß

Wenn bei den Veilchen seit vielen Jahren eine Sache ausgezeichnet funktioniert, dann sind es die finanziellen Geschäfte. AG-Vorstand Markus Kraetschmer ist ein absoluter Fachmann. Aber der Wiener gilt auch als Sparefroh, der jeden Euro dreimal umdreht, ehe er ihn aus der Hand gibt. Gut möglich, dass er sich gezwungen sehen wird, Magath so manchen Spielerwunsch aus finanziellen Gründen auszuschlagen. Schwer vorstellbar, dass diese Zusammenarbeit längerfristig funktionieren kann.

 Wohlfahrt droht zum Erfüllungsgehilfen zu werden

Franz Wohlfahrt ist als Sportdirektor gekommen, um das violette Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Der Kärntner hat diese Aufgabe mit seiner hemdsärmeligen Art und viel Tatendrang angepackt. Doch wer den Trainer Magath verpflichtet, kriegt auch den Sportdirektor Magath. Es ist damit zu rechnen, dass Wohlfahrt künftig nicht mehr viel gestalten kann, sondern es seine Hauptaufgabe sein wird, die Spielerwünsche seines neuen Trainers zu erfüllen.

 Seine soziale Kompetenz darf angezweifelt werden

Wohlfahrt hat stets betont, dass der neue Trainer soziale Kompetenz besitzen müsse. „Sein Hauptwerkzeug ist es, seine Spieler mental und physisch fertig zu machen, in der Hoffnung, damit bessere Resultate zu erzielen“, sagt Brede Hangeland, der bei Fulham unter Magath trainierte und von ihm per E-Mail gefeuert wurde, über den Deutschen. Viele andere Kicker haben ähnliche Geschichten auf Lager. Ob die als sehr sensibel geltende Austria-Truppe damit umgehen kann, ist zu bezweifeln.

 Er befindet sich am absteigenden Ast

Keine Frage, der Deutsche hat viele Erfolge gefeiert. Doch der letzte Titel liegt mit der Wolfsburg-Meisterschaft schon ein paar Jahre zurück (2009). Zwischen Oktober 2012 und Februar 2014 war der 61-Jährige arbeitslos, danach kam das Engagement bei Fulham, das lediglich bis Mitte September 2014 dauerte – er stieg mit den Londonern ab und verpatzte den Start in die Zweitliga-Saison. Hinzu kommt, dass ihm Kritiker vorwerfen, seine Methoden seien veraltet. In Wien kann er nun das Gegenteil beweisen.

Harald Prantl