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Eine Wiederauferstehung ohne "Happy End"

Eine Wiederauferstehung ohne

Es gibt Geschichten, die nur der Fußball schreibt. Selbst Hollywood hätte es nicht besser inszenieren können.

Da schmort Roland Linz das komplette Frühjahr auf der Tribüne und avanciert bei seinem ersten Auftritt im Kalenderjahr 2012 beinahe zum violetten Matchwinner.

Doch der Reihe nach:

70 Minuten sind in der Partie Austria gegen Sturm gespielt. Es steht 0:0. Auf der Wechseltafel leuchtet die Nummer neun auf – nach 700 Minuten des Wartens und unter tosendem Applaus kommt der 30-Jährige für Roman Kienast in die Partie.

Tor beim Comeback

19 Minuten später beweist der Stürmer seine Torjäger-Qualitäten, steht nach einem Jun-Kopfball goldrichtig und fälscht den Ball unhaltbar für Sturm-Keeper Christian Gratzei zum 1:0 ab – größer als die Freude über seinen achten Saisontreffer dürfte wohl die Genugtuung gewesen sein.

Der Jubel vor der Ost-Tribüne lässt zumindest darauf schließen. Wie von der Tarantel gebissen, zischt der Steirer von der einen zur anderen Seite und schreit sich den Frust von der Leber.

Nach den zuletzt immer wieder getätigten Aussagen seines Trainers, dass „er nicht fit genug sei und der Mannschaft in der aktuellen Situation nicht helfen kann“, ist der Treffer offensichtlich Balsam für die Seele.

„Ein Sieg wäre wichtiger gewesen“

Es folgt die Nachspielzeit, 95. Minute: Sturms Manuel Weber gelingt mit der letzten Aktion des Spiels der Ausgleich. Somit endet das „violette Märchen“ doch noch ohne Happy-End.

Dementsprechend gespalten zeigt sich Linz nach seinem Comeback gegenüber LAOLA1. „Ich bin sehr glücklich, dass ich wieder dabei bin und der Mannschaft helfen kann. Dass ich gleich das Tor mache, ist natürlich sehr, sehr schön, aber wichtiger wäre ein Sieg gewesen. Leider sind wir nicht belohnt worden.“

Von seiner Kader-Nominierung habe er am Freitag nach dem Abschlusstraining erfahren. „Ich habe in den vergangenen Wochen die Hoffnung nie aufgegeben. Aber es war keine leichte Zeit für mich.“

Linz hofft auf Trendwende?

Der Kurz-Einsatz gegen den Meister macht ihn jedenfalls zuversichtlich. „Ich hoffe, dass es jetzt wieder bergauf geht und denke, in den nächsten Wochen dabei zu sein. Man weiß aber nie, was der Trainer beim nächsten Mal vorhat.“

Vastic ließ jedenfalls unmittelbar nach Matchende die Zukunft des Torschützenkönigs der vergangenen Saison weiterhin offen.

„Ich wechsle je nach Situation, je nachdem wie der Spielverlauf ist. Wir waren am Drücker und deswegen habe ich mich entschieden, Roli ins Spiel zu bringen“, so der 42-Jährige, der mit der Einwechslung allerdings auch zeigen wollte, dass „ich mit ihm keinen Konflikt habe.“

Kein lobendes Wort

Lobende Worte gab es jedoch nicht. Schließlich sei der Treffer laut des Ex-Internationalen „im Großen und Ganzen der Verdienst der Mannschaft gewesen.“

Freunde fürs Leben dürften die beiden trotz des Teilerfolgs also nicht mehr werden. Zudem bleibt der Eindruck, dass der Austria-Coach erst auf Druck der Vereinsführung den Euro-Teilnehmer in den Kader zurückholte.

Mitspieler diplomatisch

Innerhalb der Mannschaft zeigt man sich beim „Thema Linz“ diplomatisch. „Wir wissen, dass Roli ein Top-Stürmer ist. Er steht immer goldrichtig. Er hat heute seine Chance bekommen und sehr gut gespielt“, meint Kienast.

Eine Belastung sei die Causa nicht. „Es ist die Aufgabe des Trainers, wen er in den Kader stellt. Wir Spieler haben da keinen Einfluss. Wir sind 20, 25 Leute. Jeder würde gerne spielen. Beim Roli ist es vielleicht noch eklatanter, vor allem wenn man keine Tore schießt. Wir wissen aber um seine Qualität“, ergänzt Liendl.

„Er kann für uns sehr wichtig sein“

Und diese Qualität kann im richtigen Moment goldwert sein, wie der Vorarlberger bestätigt: „Wenn er Selbstvertrauen hat, steht er im Sechzehner dort, wo wenige stehen. Da kann er für uns sehr wichtig sein.“

Für Liendl steht fest: „Wenn Roli gut spielt und trainiert, gibt es keinen Grund, warum er nicht dabei sein sollte. Wenn er arbeitet, kann er jeder Mannschaft helfen. Das hat er heute gezeigt.“

Und in der nächsten Runde wird sich zeigen, welches Drehbuch diesmal für Linz parat liegt…

Martin Wechtl/Peter Altmann