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Kuriositäten-Kabinett Bundesliga

Kuriositäten-Kabinett Bundesliga

Es passte irgendwie zum Bild der Runde und zum Gesamtbild der Liga.

Auch beim zweiten Spitzenspiel des 21. Spieltages gab es keine Tore, ergo auch keinen Sieger.

Vizemeister Salzburg und Meister Sturm trennten sich so wie die Wiener Vereine im 300. Derby mit einem 0:0 – geholfen hat dieser Punkt letztlich keinem so richtig.

Sturm nicht unzufrieden

Wenngleich die Gäste etwas besser damit leben konnten.

„Wir sind nach Salzburg gefahren, um zu punkten. Das haben wir geschafft. In Salzburg ist es immer schwer, daher sind wir nicht unzufrieden“, sagte Darko Bodul.

Trainer Franco Foda analysierte ähnlich: „Wir können mit dem Punkt sehr gut leben, wobei wir die besseren Torchancen hatten und optisch etwas überlegen waren.“

„Wir sind nicht geil genug“

Deutlich angefressener zeigten sich die „Bullen“. Der eingewechselte Stefan Maierhofer fand nach der Nullnummer klare Worte.

„Am Ende sind wir nicht geil genug. Unser Anspruch kann nicht sein, zu Hause 0:0 zu spielen. Wenn man sich die 90 Minuten ansieht, kann ich jeden einzelnen Zuschauer verstehen, der zu Hause geblieben ist. Es muss sich bald etwas ändern, sonst schwimmt die Meisterschaft davon.“

Wobei sich Maierhofer in Sachen Meisterschaft keine großen Sorgen machen muss, da auch die Konkurrenz regelmäßig Punkte lässt.

Kuriositäten-Kabinett

Kurios: Mittlerweile ist das Titelrennen zu einem Siebenkampf geworden. Wacker Innsbruck hat sich nämlich nach Verlustpunkten schon auf vier Punkte an Tabellenführer Rapid herangeschlichen.

„Man kann es kurios oder auch gut nennen“, versucht es Salzburg-Coach Ricardo Moniz positiv zu sehen, dass in einer Zehnerliga die ersten Sieben um den Titel mitspielen.

Seiner Mannschaft fehle schlicht und einfach die Klasse, um sich absetzen zu können.

Ähnliches könnte man aber auch über die restlichen Titelanwärter sagen. Folgend nur einige Beispiele für das Kuriositäten-Kabinett Bundesliga.

  • Leader Rapid schlägt sich mit einer hartnäckigen Torflaute herum, hat in den letzten fünf Spielen vier Mal 0:0 gespielt (Hier geht’s zur Story). Trotzdem führen die Hütteldorfer die Tabelle an.
  • Verfolger Austria Wien ist neben Schlusslicht Kapfenberg die Schießbude der Liga, hat aber trotz 30 Gegentore nur zwei Punkte Rückstand auf Platz eins.
  • Ried kassiert aus den ersten zwei Frühjahrsspielen zwei Niederlagen – Torverhältnis 1:6 – und mischt als Dritter trotzdem ganz vorne mit.
  • Salzburg hatte im Herbst die größte Krise (sieben Spiele ohne Sieg) in der Red-Bull-Ära zu überstehen, ist aber trotz des 0:0 gegen Sturm nach Verlustpunkten bereits Tabellenführer.
  • Meister Sturm hat auswärts noch kein einziges (!) Spiel gewonnen, in elf Spielen erst fünf Punkte geholt, und darf dennoch von der Titelverteidigung träumen.
  • Aufsteiger Admira hat nach einem sensationellen Start aus den letzten acht Partien nur mehr drei Punkte geholt. Die „Konsequenz“: Bei einem Spiel weniger Platz sechs mit sechs Punkten Rückstand auf Rapid.
  • Wer aus den ersten zwölf Spielen nur zwei Siege holt und insgesamt erst bei sechs hält, würde im Normalfall eher ans Tabellenende schauen. Wacker dagegen ist mit dieser Bilanz nach Verlustpunkten nur mehr vier Zähler von Platz eins entfernt.

Doppelbelastung und Substanzverlust

„Eigentlich habe ich gedacht, dass eine Mannschaft ganz weit vorne stehen würde. Aber man hat schon in den letzten Jahren gesehen, dass Mannschaften, die im Herbst eine Doppelbelastung mit der Europa League haben, Schwierigkeiten bekommen“, versucht Foda die Ausgeglichenheit zu erklären.

Zudem hätten die sogenannten Spitzenteams viele Schlüsselspieler verloren.

Foda: „Tchoyi, Janko, Junuzovic, Barazite oder Beichler sind ins Ausland gewechselt. Da ist einiges an Qualität verloren gegangen. Andere Mannschaften haben dagegen aufgeholt und sich kontinuierlich nach vorne gearbeitet.“

Spannung bis zum Schluss

Ob die derzeitige Konstellation für oder gegen das Niveau der Liga spricht, vermochte der Deutsche nicht zu beurteilen.

Jedenfalls erwartet der Sturm-Coach Spannung bis zum Schluss.

„Jeder kann jeden schlagen, man darf sich keinen Ausrutscher erlauben. Wenn du heute verlierst, stehst du morgen noch mehr unter Druck. Aber was gibt es für Fans und Journalisten Schöneres, als so eine Spannung. Für uns Trainer wird es dafür wieder nervenaufreibend.“

Kurt Vierthaler